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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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in funkelnden Leuchtbuchstaben.
    – Wer ist Frank S. Nugent?
    – Drehbuchautor. Toller Typ.
    – Sein Name steht auf meinem Drehbuch.
    – Reine Formsache.
    – Scheiß drauf, sagte ich. – Was bedeutet es?
    – Es ist wegen der Credits, sagte Ford. – Die Writers’ Guild will das so. Frank war der Letzte, der an dem Drehbuch gearbeitet hat, deshalb gehört sein Name auf die erste Seite. So läuft das eben. Aber das ist nur ein Entwurf, wir bringen das in Ordnung. Auf der Leinwand steht dann dein Name neben seinem.
    Jedes Wort war ein Spatenstich. Er buddelte sich aus einer Grube raus, spielte wieder Theater. Das mit dem neuen Namen auf der ersten Seite war ihm entfallen.
    – Frank hat im Drehbuch aufgeräumt, sagte er – War ein guter Job. Du hast es gelesen?
    – Teilweise.
    – Das meiste.
    – Yeah.
    – Im Flugzeug.
    – Yeah.
    – Typisch Frank. Der räumt auf.
    Alle Hinweise auf den Krieg und die IRA waren rausgefallen. Im Film war Seán kein Dubliner Straßenjunge, und aus den Morden war ein gezielter Hieb in einem Boxring geworden. Die Maschinenpistole war nicht mehr auf dem Fahrrad montiert, und aus dem Fahrrad war das Tandem eines protestantischen Pfarrers geworden. Er hatte weiß Gott aufgeräumt.
    – Ist er hier? fragte ich.
    – Frank?
    – Yeah.
    – Nein. Die Autoren lasse ich nicht ans Set, die regen sich nur auf.
    – Und was ist mit mir?
    – Das ist was anderes, Henry, sagte er. – Dich brauche ich. Du bist unser IRA-Berater.
    – Sie haben die IRA rausgenommen.
    – Die kommt wieder rein. Wär schade um die Trenchcoats.
    Ich war zwischen Wut und Schlafbedürfnis hin- und hergerissen. Ich zählte bis drei.
    – Keine krummen Touren mehr, sagte ich.
    – In Ordnung.
    Das war der alte Gauner, der da neben mir auf dem Bett lag. Ich wollte ihn wieder umbringen. Und er wartete geradezu darauf – ich fühlte und roch es an seiner Dreistigkeit. Er legte sogar die Hände hinter den Kopf.
    Ich rührte ihn nicht an.
    Ich würde es nicht rauskriegen. Ich konnte ihn foltern und ganz langsam umbringen, aber er würde es mir nie sagen. Weil er nicht wusste, warum er tat, was er tat, wenn er seine ein, zwei Filme im Jahr drehte. Da war die Finanzierung, der Druck, aber das Eigentliche konnte er mir nicht erklären. Er machte nur einen Film.
    Ich merkte an den Sprungfedern, dass er sich beruhigt hatte. Wenn ich ihm noch eine Frage stellte, würde er wieder hochgehen und schauspielern. Also ließ ich es.
    Wir lagen da, ohne zu schlafen und ohne zu reden. Ohne uns zu rühren. Ab und zu seufzte er wie einer, der sich an etwas Schönes erinnert. Von draußen kroch Licht über die Vorhänge. Ich hörte Schritte, viele Schritte, Bewegung von oben und unten. Die Vögel beendeten die Nacht.
    Eine Hand drehte von außen am Türknauf.
    – Mister Ford?
    Die eine Hand probierte es noch mal, die andere klopfte leise.
    – Mister Ford?
    – Was ist?
    Er sprach zur Decke.
    – Sie haben abgeschlossen, Sir.
    – Sehr richtig.
    – Ihr Kaffee, Sir.
    – Ich will keinen.
    Es war die Stimme eines Jungen vom Land, der sich für was Besseres hielt, wahrscheinlich war das der Butler, vor dem ich mich vorhin versteckt hatte und der nun zum krönenden Abschluss seiner Schicht dem großen Mann seinen Kaffee brachte.
    – Was ist? fragte Ford.
    Er hatte sich immer noch nicht bewegt.
    – Alles in Ordnung, Sir?
    – Yeah, sagte Ford.
    – Soll ich jemandem Bescheid sagen?
    – Nein, alles bestens. Ich will nur keinen Kaffee.
    Er brauchte gar nicht laut zu sprechen.
    – Na, dann geh ich wieder, sagte der Butler.
    – In Ordnung, sagte Ford.
    Ich horchte den Schritten nach. Ich hatte sie nicht kommen hören. Es war derselbe Mann, derselbe Gang. Ein Arztsohn vielleicht, das schwarze Schaf der Familie, der in der RAF oder der britischen Armee gedient hatte. Er machte sich davon.
    – Der Kaffee in diesem Land ist scheiße, sagte Ford.
    Draußen war heller Tag. Bald würden Amis laut an seine Tür klopfen.
    – Tut mir leid, Henry, sagte er.
    Ich drehte den Kopf und sah ihn an.
    – Sie würden sich nicht entschuldigen, haben Sie gesagt.
    – Und du hast gesagt, dass du meine Scheißentschuldigung nicht willst. Ich entschuldige mich auch nicht.
    – Was dann?
    – Dass du so bist, so empfindest – das tut mir leid.
    – Leck mich.
    Ich legte die Hände hinter den Kopf, und meine Finger erinnerten mich daran, dass sie gebrochen waren.
    – Shit.
    – Vielleicht sollte sich das mal jemand ansehen.
    – Nein, sagte ich. – Mir

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