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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Danke.
    – Sie passen Ihnen.
    Und das stimmte.
    Ich ging zur Hintertür raus, nachdem sie mir einen Zehn-Shilling-Schein in die Hand gedrückt hatte.
    – Ich seh Sie dann nächste Woche, Henry.
    – Yeah.
    Ja, aber nicht knietief in deinem Garten ...
    Ich besuchte die Messe.
    Ich stand auf und kniete mich hin – manchmal unter Stöhnen – und saß da und hörte mir das lateinische Gemurmel um mich herum an. Ich besah mir die Mütter in ihrem Sonntagsstaat. Ich ging zusammen mit den anderen raus. Ich blieb sogar noch draußen stehen, um mit den anderen alten Zauseln zu quatschen, die an der Kirchenmauer lehnten und darauf warteten, dass das Manhattan – das Pub gegenüber – aufmachte. Jeden Sonntag ging ich zur Kirche, damit der Priester mich sah, sauber rasiert, mit sauberem Hemd, ein Witwer, der sich gut selbst versorgen konnte.
    Der Priester hatte eine Stelle zu bieten. Er stand eines Tages vor meinem Fahrrad, es war später Nachmittag und wurde schon dunkel, als ich bergab geradelt kam, auf das hohe Kreuz zu – echter Stein, keine Filmkulisse. An der Kreuzung begann das letzte steile Stück vor meinem Haus. Ich sah seine neuen schwarzen Schuhe und hielt an.
    Ich hatte ihm schon ein paarmal zugenickt, aber gesprochen hatten wir uns noch nie.
    – Kein übler Tag, stellte er fest.
    – Nein, sagte ich, obgleich ich von dem Tag und seinem Wetter die Nase voll hatte.
    Er sah meine Hände auf dem Lenker an, sah wieder mich an.
    – Sie sind ein fleißiger Arbeiter vor dem Herrn, sagte er.
    Ich antwortete nicht. Mit Priestern kannte ich mich nicht aus, ich hatte keine Ahnung, was er wollte.
    – Henry, nicht?
    – Ja, so heiße ich.
    – Henry Smart.
    Er war es gewöhnt, dass man ihn anhörte, er war es gewöhnt, den Verkehr zu blockieren.
    – Ganz genau, sagte ich.
    – Ich habe mich nach Ihnen erkundigt, sagte er.
    Der Mann konnte von Glück sagen. Vor dreißig Jahren wäre das sein Todesurteil gewesen.
    – Warum? fragte ich.
    Und traf eine schnelle Entscheidung.
    – Warum, Father?
    – Ich habe einen Job, der Sie interessieren könnte.
    – Ach ja, Father?
    – Ganz recht. Hausmeister in der Jungenschule. Wäre das was für Sie?
    – Ich weiß nicht. Warum ich, Father?
    – Man hört viel Gutes über Sie, sagte er. – Und gute Leute sind selten. Es ist viel Arbeit, aber ich glaube, das würde Sie nicht schrecken.
    Ich nickte.
    – Der letzte Stelleninhaber hatte mit Arbeit nicht viel im Sinn, sagte der Pfarrer. – Oder mit Kindern.
    Ich sah ihn an.
    – Ich hab nichts gegen harte Arbeit, Father.
    – Haben Sie Kinder, Henry?
    Ich überlegte schnell.
    – Zwei.
    – Leben die hier in der Gegend?
    – Sie sind in Amerika, Father.
    – Und die Enkel?
    Ich zuckte die Schultern.
    – Sie haben den Überblick verloren, was?
    Ich schlug nicht zu, sondern blieb kerzengerade neben meinem Fahrrad stehen und schob es ein paar Zentimeter weiter, ich wollte gehen.
    – Wollen Sie es sich überlegen?
    – Ich überleg’s mir.
    – Sie haben Interesse?
    – Ja, Father, ich habe Interesse.
    – Brav. Wenn ich Sie ein paarmal hintereinander sonntags in der Messe sehe, können Sie den Job vielleicht haben. Es gibt ein, zwei Bewerber, mit denen ich vorher noch sprechen möchte.
    Er trat beiseite.
    – Dann lasse ich Sie jetzt gehen.
    Er stiefelte die Steigung hoch. Ich spielte mit dem Gedanken, mit meinem Spaten auf ihn loszugehen, der knallrote Nacken war ein leichtes Ziel. Aber es goss jetzt wie aus Kannen. Ein Job im Trockenen – schon jetzt war das wie ein schützendes Dach. Ich ging nach Hause und putzte meine Krokostiefel und trug sie am Sonntag zur Messe. Ich mochte das Drumherum und das Latein. Und fünf Wochen, nachdem ich mich zu meiner ersten Messe hingekniet hatte, klopfte der Pfarrer bei mir.
    – Sie haben den Job.
    Ich holte Luft. Ich ließ die Arme hängen.
    – Wann, Father?
    – Morgen, sagte er.
    – Danke, Father.
    Er streckte mir einen dicken Schlüsselbund hin.
    – Fragen Sie mich nicht, welcher welcher ist, sagte er. – Das probieren Sie am besten selber aus. Morgen früh um acht. Sie werden erwartet.
    – Bestens.
    Schön hörte es sich an, das gepflegte Klicken vom Schultorschloss. Das Tor war neu und öffnete sich bereitwillig. Auch der Zaun war neu. Silberfarben. Der Weg draußen am Zaun entlang, wo die hübschen Mammies ihre Kinderwagen parkten, ihre ältesten Söhne warm einpackten und zum Lernen hineinschickten, war neu und sauber abgegrenzt. Der Asphalt vom Tor in den Hof war neu, er

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