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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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ihn festzunageln und ihm zu beweisen, dass ich mehr war als ihr Bindeglied zu unserer ruhmreichen Vergangenheit.
Der kümmert sich seit Jahren um mich. Und was ist mit den Lehrern?
Ich wusste jetzt, dass sie mich die ganze Zeit im Auge behalten und gewartet hatten.
    – Schluss mit den Sentimentalitäten. Die Rückfahrt ist lang, besonders heute Nacht, wo unser Weg über die klaffende Wunde unseres Landes führt. Er meinte die Grenze.
    Ich kam von der Decke hoch, ohne zu jammern. Sie sollten das Bein anschauen und sehen, wie selbstverständlich es zu mir gehörte, wie ich es handhabte.
    – Ist aber nicht dasselbe Bein, oder?
    – Nein.
    – Trotzdem – große Klasse, das Ding.
    Wir schüttelten uns die Hand, wir umarmten uns sogar. Er hielt mich an den Schultern fest und sah mir ins Gesicht wie ein stolzer Vater, der seinen Ältesten in seinen ersten Arbeitstag entlässt.
    Wieder klang das, was er sagte, wie eingeübt:
    – Tiocfaidh ár lá.
2
    Als wir vom platten Land wieder auf richtige Straßen kamen, war es dunkel. So müde ich war – ich würde nie wieder schlafen können. Ich war ein Held und ein Betrüger, aufgekratzt und voller Angst und Schrecken zugleich. Sie setzten mich vor meinem Haus ab, ich brauchte es ihnen nicht zu zeigen. Ich erwartete so halb und halb – nein, ich erwartete bestimmt, den Pfarrer dort sitzen zu sehen, wenn ich Licht machte. Aber das Haus war leer.
    Ich blieb sitzen, bis es Tag wurde.
Es ist ein Missverständnis.
Noch war es nicht zu spät. Ich konnte es McCauley erzählen oder zum Priester gehen. Ich konnte die Sache zurechtrücken, konnte ihnen sagen: Ich bin nicht in das First Dáil gewählt worden. Ich war nicht dabei, als das Dáil im Januar 1919 im Round Room vom Mansion House die Proklamation von 1916 ratifizierte und die Unabhängigkeitserklärung annahm. Ich war nicht das, was sie glaubten, war nicht die überzeugende Verbindung, war nicht der Mann, der mitgestimmt hatte. Es gab keinen Abgeordneten Henry Smart. Am Tag der Abstimmung war ich in wüstem Schlackerschnee durch Roscommon und Strokestown nach Rusg geradelt, zu dem Haus, in dem ich meine Frau finden sollte. Weiter östlich und südlich, in Soloheadbeg, erschoss Dan Breen zwei Bullen, die ersten offiziellen Toten im Unabhängigkeitskrieg. Und in Dublin hoben sie die Hände – die meisten gewählten Männer und Frauen waren entweder auf der Flucht oder im Knast –, und Irland wurde Republik. Ich war ständig auf der Flucht, und ich hatte mehr als meinen Teil geleistet, aber darum ging es nicht. Sie dachten, dass eine der hochgereckten Hände im Mansion House meine gewesen war. Sie irrten sich. Aber diese Männer irrten sich nie.
    Ich stand auf und guckte aus dem Fenster. Nichts zu sehen. Ich setzte den Kessel auf.
    Ich hatte geglaubt, dass sie ein Maskottchen brauchten. Als der Mann mit dem Bart sagte, ich sei ihr republikanischer Toter, dachte ich, sie würden mich vorzeigen, mich hin und wieder zu einer Versammlung mitnehmen wollen, nach Bodenstown und an andere Pilgerstätten. Dagegen hätte ich protestiert. Ich konnte noch kämpfen, war immer noch Soldat. Ein alter Mann kommt wie eine schwangere Frau durch jeden Kontrollposten. Ich würde nützlich, unverzichtbar sein. Aber beim Zuhören begriff ich es nach und nach, und der Mann mit dem Bart sprach es auch unmissverständlich aus: Hier ging es um Religion. Sie hielten mich für Moses, für einen, der direkt mit Gott gesprochen hatte. Ich war kein Symbol, ich war eine uralte, wiederentdeckte Wahrheit. Das elfte Gebot.
    Aber ich war eine Lüge. Und die Lüge war umso größer, erschreckender, weil ich sie für mich behielt.
Stop, Jungs!
Ich hätte die Hand heben und gestehen können:
Ich war nicht im Dáil, ich stand nie zur Wahl. Ich war erst siebzehn
. Sie hätten mich nicht erschossen und in den Dünen verscharrt. (Ich erfuhr sehr bald, dass diese Dünen und andere Dünen und Gräben und Moorlöcher sich mit Abtrünnigen und Spitzeln füllten, mit Männern und – schlimmer noch und erst neuerdings – mit Frauen, die im Weg waren und die nun den vielen Verrätern Gesellschaft leisteten, die wir vor fast sechzig Jahren in die gleichen Löcher geworfen hatten.) Ich hätte ihnen trotzdem noch nützen können – als ein Veteran, dem Unrecht geschehen war, als ein alter Mann, der sich immer noch nach der Freiheit sehnte – oder was immer sie mit mir gemacht hätten.
    Aber ich hatte nichts gesagt.
    Weil ich es wollte. Trotz des Irrtums und der Lüge, die

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