Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
Vom Netzwerk:
Trottel, der wieder mal reingefallen war.
    Ich würde in die Aula runtergehen, wenn der Basar in vollem Gange war. Würde hinterher beim Aufräumen helfen. Würde mit der Frau reden, sie bezaubern, sie notfalls sogar aufs Kreuz legen, um einen Platz in der Maschine nach Lourdes zu ergattern.
    Ich putzte mir die Zähne. Ich putzte die Stiefel und das Bein. Ich spielte mit dem Gedanken, die Haustür offen zu lassen.
Nur hereinspaziert, Wärme ist gut gegen Hexenschuss.
Aber die Tür stand nie offen. Es gab keinen Garten, kein Gartentor, man kam von der Straße direkt ins Haus. Ebenso gut hätte ich in einem stehenden Güterwagen wohnen und an der Tür sitzen können, während die Welt an mir vorbeirollte. Die Tür war immer geschlossen gewesen, davon konnte ich jetzt nicht mehr abgehen.
    Die Fähre nach Liverpool ging zweimal täglich. Ich konnte mit dem Bus in die Stadt fahren. Seit der Bombe war ich nicht mehr da gewesen, aber das wusste keiner.
    Geld hatte ich. Um es mir zu holen, brauchte ich nicht mal aufzustehen. Ich besaß nichts, was das Mitnehmen lohnte, nichts, was ich nicht in einer meiner Taschen verstauen konnte.
    Ich zwang mich, sitzen zu bleiben. Sie würden die Wahrheit rauskriegen und würden mir nachgehen. Ich würde nicht nach Liverpool fahren und nicht nach Lourdes fliegen. Ich würde alles nehmen, wie es kam. Es gab keinen Grund zu fliehen, wenn nicht den, mein Leben zu retten, aber das hatte ich ja so gut wie hinter mir, und die meiste Zeit war ich dabei auf der Flucht gewesen. Schluss damit. Ich war wieder wütend und bereit, mich zu wehren.
    Dann klopfte es, und ich atmete auf. Das vorsichtige Klopfen von Frauenknöcheln. Kein Mann mit einer Kanone oder einer, der so tat, als hätte er eine. Allenfalls eine Frau mit einer Kanone, aber definitiv eine Frau. Sie klopfte wieder. Ich stand auf und ging zur Tür.
    Aber da stand eine andere Frau.
    – Zwei und zwei? sagte ich.
    Sie antwortete nicht, schien sich aber nicht zu wundern.
    – Ich wollte den Schlüssel holen, sagte Missis O’Kelly.
    – Ich hab die andere erwartet.
    – Die andere?
    – Ich weiß nicht, wie sie heißt.
    – Wir sind ein Komitee, sagte sie.
    – Na schön. Komm rein.
    Sie rührte sich nicht. Ich trat zurück, die Tür war sperrangelweit offen.
    – Hereinspaziert.
    Sie kam näher, aber nur bis zur Schwelle.
    – Das Wasser kocht schon, sagte ich.
    – Es eilt ein bisschen.
    – Du hast mir gefehlt.
    Ich hatte das Gefühl zu stürzen, unter mir war das Nichts. Ich war nackt und todtraurig.
    – Du mir auch, sagte sie. – Wir sind zwei lächerliche Figuren.
    – Und wenn schon!
    Sie lächelte unwillkürlich.
    – Komm rein, sagte ich.
    – Nein, ich kann wirklich nicht. Ich wollte nur den Schlüssel holen.
    – Ja richtig.
    Mein Plan, ihre Freundin im Komitee zu verführen und nach Lourdes zu fliehen, schien Lichtjahre entfernt zu sein. Ich war in einem anderen Leben.
    – Sie werden auf mich warten, sagte sie. – Die anderen Damen.
    – Yeah.
    – In der Schule.
    – Das wollen wir ja nicht.
    Ich nahm den Schlüsselbund vom Tisch und machte den großen Schlüssel ab, den sie brauchte.
    – Hier, bitte.
    – Danke, sagte sie.
    – Gern geschehen. Dann murmelte sie noch, dass sie um halb sechs Schluss machen würden. – Wenn noch was übrig ist. Kann auch früher sein. Die Tombola ist um vier, glaube ich.
    Ich sah sie an. Sie war tatsächlich hereingekommen, stand mit beiden Füßen in meinem Haus.
    – Warum machst du das, fragte ich.
    Sie steckte den Schlüssel in ihre Jackentasche.
    – Du warst mal eine Rebellin. Und jetzt bäckst du Kuchen für die Kirche.
    Sie sah mich groß an.
    – Du warst selber ein Rebell. Und jetzt holst du dir an der Hintertür vom Pfarrhaus deinen Lohn ab.
    – Stimmt auch wieder.
    Sie lächelte nicht zurück.
    – Ich bin nicht die, für die du mich hältst, sagte sie.
    – Okay.
    – Wirklich nicht.
    – Yeah.
    – Du kannst dir den Schlüssel bei mir zu Hause abholen.
    – Heute Abend?
    – Wenn’s recht ist.
    – Ja. Es ist recht.
    – Na gut, sagte sie. – In Ordnung.
    – Bin ich wieder dein Freund?
    – Du bist der Lückenbüßer.
    Sie war die, für die ich sie hielt. Und sie gab mir zu verstehen, dass ich richtiglag.
    Sie ließ die Tür offen. Ich trat auf die Straße hinaus und starrte hinter ihr her. Sie ging wie eine Junge, der Rock saß über einem straffen Hintern, die Steigung schaffte sie spielend. Ich blieb noch eine halbe Ewigkeit dort stehen. Die Sonne zog weiter. Das Gras

Weitere Kostenlose Bücher