Die Rueckkehr des Highlanders
zuzusehen, wie er den ersten Mann am Kragen packte, den er rausgeworfen hatte. Seine Kleider waren zerknittert, und sein schulterlanges schwarzes Haar bedurfte dringend eines Schnittes. Er hatte große braune Augen und eine hässliche Narbe, die sich von seiner Schläfe über seine Wange zog.
»Und für ...« Der Mann brach mitten im Satz ab, als er aufschaute und Christian auf dem Pferd erblickte.
Er blinzelte, dann kniff er die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Abt?«, fragte er schroff. »Bist du es, Mann?« »Aye, Samson, ich bin es.«
Der Hüne lachte und ließ den Raufbold, den er noch am Kragen festhielt, auf die Straße zurückfallen. Er ging auf sie zu, die Arme grüßend ausgestreckt. Die Menschenmenge, die begriffen hatte, dass es kein weiteres Blutvergießen mehr geben würde, ging wieder in die Wirtschaft, während der Mann vor den Reisenden stehen blieb.
»Beim Blute Christi, Abt, es ist lange her, zu lange.«
Christian saß ab. »Allerdings, alter Freund.«
Samson umarmte ihn, bis Christian zischend einatmete. »Bist du verletzt, Bruder?«
Christian nickte und trat von ihm fort. »Wo ist dein Herr?«
Samson kratzte sich den struppigen Bart. »Wir haben unser Lager am Rande der Stadt, genau unterhalb der Burg. Das Letzte, was ich gesehen habe, war, dass Ioan zu seinem Zelt ging.« Samsons Blick glitt von Christian zu Adara. »Bei der Güte des Herrn, was für eine himmlische Vision haben wir denn hier?«
»Wenn du sie anfasst, stirbst du durch Christians Hand«, warf Phantom ein.
Samson lachte. »Phantom. Du bist wirklich ein Geist aus meiner Vergangenheit. Seit wann reitest du denn in Gesellschaft?«
»Hugh?«, rief eine Frau von der Türschwelle, ehe Phantom antworten konnte. »Kommst du nicht zurück?«
Samson wandte sich zu ihr um. »Sicher, Liebchen. Nur einen Moment noch, und ich bin wieder da.« Er ging zur Schenke zurück. »Vaden?«, rief er ins Innere.
Ein Junge von vielleicht sechzehn Jahren, der nicht ganz nüchtern wirkte, kam nach draußen gelaufen. Er war dünn, aber hübsch, mit dunkelblondem Haar und goldbraunen Augen. »Aye, Mylord?« »Bring Lord Christian und seine Gefährten zu Lord Ioan und beeil dich, oder ich gerb dir das Fell.«
Als der Junge davonrannte, um sein Pferd zu holen, das ein Stück weiter an einen Pfosten gebunden war, drehte sich Samson wieder zu Christian um. »Wenn Ioan nicht da ist, wird Vaden ihn für dich finden.«
»Danke.«
Samson nickte. »Und jetzt, wenn ihr mich entschuldigt, ich habe eine Verabredung mit dem Busen einer gut ausgestatteten Frau.«
»Die einzig offene Frage dabei ist, womit genau sie gut ausgestattet ist«, bemerkte Phantom leise.
Samson schnalzte mit der Zunge. »Wenn ihr bei Ioan gewesen seid, komm zurück, Phantom, dann zeigt sie es dir.«
Christian schüttelte den Kopf über die beiden, dann saß er wieder auf.
»Folgt mir, Mylord«, rief der Junge und wandte sich nach Norden, in Richtung der Burg auf dem Berg hinter der Stadt.
Genau wie Samson es gesagt hatte, befand sich zwischen den Stadtmauern und der Burg ein gewaltiges Lager mit unzähligen bunten Zelten. Lutian und Adara blieb bei dem Anblick der Mund offen stehen.
»Wie viele lagern hier?«, fragte Adara Vaden.
»Mein Herr Ioan hat hundertsechsundzwanzig Ritter, Mylady. Außerdem haben wir noch etwa sechzig Bogenschützen sowie Knappen und Diener für alle.«
Adara war von der Größe der Armee beeindruckt. »Und sie sind alle Söldner?«
»Aye, Mylady.«
»Ioan macht keine halben Sachen«, bemerkte Phantom hinter ihr.
Offensichtlich nicht. Sie hatte nie gehört, dass ein einziger Mann so viele Männer unter seinem Kommando hatte.
Der Junge führte sie zu einem großen, rot-weiß gestreiften Zelt, das in der Mitte des Lagers stand. Als sie absaßen, fiel Adara auf, dass Christians Bewegungen langsamer waren als vorhin.
»Alles in Ordnung, Christian?«, erkundigte sie sich besorgt, sie hatte Angst, dass er sich wehgetan haben könnte.
»Ja.«
Aber das konnte sie nicht glauben. Dafür waren seine Bewegungen zu sorgfältig und bedächtig. Unverkennbar hatte er Schmerzen.
Christian gab dem Jungen eine Handvoll Münzen und dankte ihm, dann betrat er mit den anderen das Zelt.
Im Inneren waren mehrere Räume mit Stoffbahnen abgeteilt. Im Hauptbereich hinter dem Eingang gab es einen Tisch mit vier Stühlen und einen Ständer mit Ritterrüstung, Kettenhemd, Helm und Schwert.
»Ioan?«, rief Christian.
Niemand antwortete.
Als sie sich schon
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