Die Rueckkehr des Highlanders
zu töten. Ich glaubte nicht, dass dieser Umstand mich ihm lieb machen würde.«
Sein Geständnis verblüffte sie.
Phantom beugte sich vor und sprach mit leiser, ernster Stimme: »Wollt Ihr mein schlimmes Geheimnis wissen, Adara? Ich habe mein Leben für Christians eingetauscht. Nachdem Ihr und Euer Vater einen Leichnam sehen wolltet und sie keinen vorzeigen konnten, erfuhr Selwyn, dass die Sarazenen, die er angeheuert hatte, das Kloster zu überfallen und zu zerstören, den einzigen Überlebenden in ihr Gefängnis gebracht hatten. Der Tag meiner Hinrichtung war schon festgesetzt, als Selwyn mir ein Geschäft vorschlug. Er würde mich in das Gefängnis zu Christian schicken, und wenn ich ihn umbrachte und überlebte, könnte ich heimkehren, und meine Verbrechen wären vergeben.«
»Was für Verbrechen denn?«
Er schnaubte abfällig. »Mord. Diebstahl. Allerlei Vergehen. Es sind zu viele, um sie einzeln aufzuzählen.«
»Warum habt Ihr dann Christian nicht getötet und seid heimgekehrt?«
Er lachte. »Ich bin nicht dumm. Selwyn hätte mich nie am Leben gelassen. Er hätte mich in dem Augenblick meiner Rückkehr umgebracht. Was Christian angeht, so habe ich erkannt, dass er genau der Mann ist, den unser Volk braucht. Ein König, der Mitgefühl verspürt. Einer, der den Leidenden nicht den Rücken zukehrt, gleichgültig, was es ihn kostete. Ich wusste, dass er eines Tages heimkehren würde, und ich bete darum, lang genug zu leben, um Selwyns Gesichtsausdruck zu sehen, wenn seine Vergeltung sich vorstellen kommt.«
Adara verspürte tiefstes Mitleid mit dem Mann. Wer hätte je gedacht, dass es mit dem kleinen Jungen, der mit ihr und ihrem Bruder Krieg gespielt hatte, einmal so weit käme?
Wenn sie könnte, wollte sie beiden helfen, ihm und Christian. Sie verdienten nicht, was das Leben ihnen beschert hatte. Sie konnte nicht ändern, was sie durchgemacht hatten, aber sie würde dafür sorgen, dass ihrer beider Zukunft besser und angenehmer würde als die Vergangenheit.
»Wie kann ich zu meinem Ehemann Vordringen, Velizarii? Kann ich machen, dass er mich liebt?«
Er verzog missfällig die Lippen. »Liebe. Das ist ein Wort, das ich aus tiefster Seele verachte. Liebe ist eine Krankheit, die in dich eindringt und dir das Herz und den Verstand vergiftet. Tut Euch selbst einen Gefallen, Adara, haltet Euch von Christian fern. Bekommt seine Kinder, regiert sein Land, aber lasst niemals und auf keinen Fall zu, dass er Euch mehr bedeutet.«
»Es tut mir leid, dass Ihr so fühlt, Velizarii, aber ich will nicht länger allein sein. Ich dachte, ich könnte eine Königin ohne Gefühle sein, aber das geht nicht. Ich will Christians Herz, und ich werde nicht ruhen, bis ich es habe.«
»Dann seid Ihr sogar noch mehr verdammt als ich, Adara, und das tut mir für Euch aufrichtig leid.«
Christian saß allein auf seiner Liege und hörte die Männer draußen reden, die immer noch ihre Sachen zusammenpackten, um am Morgen aufbrechen zu können. Er schnitt eine Grimasse, während er ein Tuch auf die Wunde auf seinen Rippen hielt, die wieder blutete.
Mit dem Rücken gegen den Pfosten hinter sich gelehnt, schloss er die Augen. Als seine Gedanken zu wandern begannen, landeten sie bei dem Antlitz, das ihn verfolgte. Bloß war es kein Gesicht aus der Vergangenheit, sondern eines aus der Gegenwart.
Adara. Königin, Dame, Verführerin, Gefängniswärterin. Es war nicht auszuschließen, dass sie noch lernte, Folterwerkzeuge zu benutzen - es würde auch nicht mehr wehtun als das, was sie ihm so antat.
»Ihr blutet wieder?«
Er öffnete die Augen und entdeckte sie am Eingang seines Zeltes. Sie kam herein. Er zuckte die Achseln. »Entweder hört es wieder auf, oder es bringt mich um - beides wäre in meinen Augen eine Verbesserung.«
»Ihr seid nicht komisch, Mylord.« Sie schob seine Hand zur Seite, um die Wunde zu betrachten. »Es sieht aus, als wollte es sich entzünden. Wir brauchen einen Breiumschlag, um das Gift herauszuziehen.«
»Wie kommt es, dass eine Königin so viel vom Heilen versteht?«
Sie wischte mit dem Tuch das Blut weg. Ihre Berührung war so sanft, dass sie noch nicht einmal die Wunde streifte. »Ich habe viele Interessen, und an meinem Hof gibt es einige der besten arabischen Ärzte. Ich höre ihnen gerne zu, wenn sie über ihre Wissenschaft sprechen. Es fasziniert mich.«
»Und was sagen sie?«
Sie ging von seinem Bett zum Tisch, auf dem der Arzt seine Verbände und Kräuter liegen gelassen hatte. »Nun, Omar
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