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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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und mich Ihnen ausliefern ließ.«
    Indes der Amerikaner geredet hatte, war eine Droschke vorgefahren, in der zwei uniformierte Polizisten saßen. Inspektor Martin erhob sich und klopfte seinem Gefangenen auf die Schulter.
    »Zeit für uns zu gehen.«
    »Darf ich sie vorher noch sehen?«
    »Nein, sie ist nicht bei Bewußtsein. Mr. Sherlock Homes, ich hoffe nur, falls ich je wieder einen wichtigen Fall haben sollte, werde ich wieder das Glück haben, Sie an meiner Seite zu sehen.«
    Wir standen am Fenster und sahen den Wagen abfahren. Als ich mich umwandte, fiel mein Blick auf das Papierknäuel, das der Gefangene auf den Tisch geworfen hatte. Es war der Brief, mit dem Holmes ihn geködert hatte.
    »Versuchen Sie, ob Sie ihn lesen können, Watson«, sagte er lächelnd.
    Er enthielt kein Wort, sondern folgende kurze Zeile tanzender Männchen:
     

    »Wenn Sie den von mir erklärten Schlüssel benutzen«, sagte Holmes, »werden Sie sehen, daß es einfach bedeutet: ›Abe komm bitte her.‹ Ich war davon überzeugt, daß er einer solchen Einladung nicht würde widerstehen können, da ihm nie in den Sinn kommen konnte, daß sie von jemand anderem als der Lady stammen könnte. Und damit, mein lieber Watson, haben wir am Ende die tanzenden Männchen einmal zu etwas Gutem angewandt, nachdem sie so oft zu etwas Bösem dienen mußten; und ich denke auch, ich habe mein Versprechen erfüllt, Ihnen etwas Ungewöhnliches für Ihr Notizbuch zu liefern. Um drei Uhr vierzig geht unser Zug, wir dürften also zum Abendessen wieder in Baker Street sein.«
     
    Nur ein Wort zum Epilog.
    Der Amerikaner Abe Slaney wurde vom Geschworenengericht zu Norwich zum Tode verurteilt; in Anbetracht mildernder Umstände und der Tatsache, daß Hilton Cubitt den ersten Schuß abgegeben hatte, wurde seine Strafe jedoch in Zwangsarbeit umgewandelt.
    Von Mrs. Hilton Cubitt weiß ich nur gerüchteweise, daß sie vollständig genas und noch immer als Witwe lebt; sie soll ihr Leben ganz und gar der Fürsorge für die Armen und der Verwaltung des Besitzes ihres Mannes widmen.
Die einsame Radfahrerin
    Von 1894 bis einschließlich 1901 war Mr. Sherlock Holmes ein sehr beschäftigter Mann. Man kann zuverlässig sagen, daß es in diesen acht Jahren keinen einzigen schwierigen Fall von öffentlichem Interesse gab, in dem er nicht um Rat gefragt wurde; dazu kamen Hunderte von privaten Fällen, manche davon von der verwickeltsten und außergewöhnlichsten Art, in denen er eine hervorragende Rolle spielte. Manch verblüffender Erfolg und einige wenige unvermeidliche Fehlschläge waren der Ertrag dieses langen ununterbrochenen Wirkens. Da ich von allen diesen Fällen ausführliche Aufzeichnungen angefertigt und an vielen persönlich teilgenommen habe, kann man sich vorstellen, wie wenig leicht mir die Aufgabe fallen muß, hieraus eine Auswahl für die öffentliche Bekanntmachung zu treffen. Ich werde mich jedoch weiterhin nach meiner alten Regel richten und denjenigen Fällen den Vorzug geben, die ihr Interesse nicht so sehr aus der Brutalität eines Verbrechens als vielmehr aus der Genialität und Dramaturgie ihrer Lösung gewinnen. Aus diesem Grunde möchte ich den Leser nun mit dem Fall von Miss Violet Smith, der einsamen Radfahrerin aus Charlington, sowie dem merkwürdigen Ablauf unserer Ermittlungen bekanntmachen, welch letztere in einer unvorhergesehenen Tragödie ihren Höhepunkt fanden. Es ist schon wahr, die Umstände erlaubten keine eindrucksvolle Darstellung jener Talente, die den Ruhm meines Freundes ausmachten, doch wies dieser Fall andere Aspekte auf, die ihn aus der langen Reihe von Verbrechen, aus denen ich das Material für meine unbedeutenden Berichte ziehe, hervorragen lassen.
    Ich schlage in meinem Notizbuch für das Jahr 1895 nach und finde, daß es am Samstag, dem 23. April, war, da wir zum erstenmal von Miss Violet Smith hörten. Ich erinnere mich noch, daß ihr Besuch Holmes äußerst ungelegen kam, da er sich zu dieser Zeit in ein höchst abstruses und kompliziertes Problem in Zusammenhang mit der merkwürdigen Belästigung vertieft hatte, welcher John Vincent Harden 13 , der berühmte Tabakmillionär, seinerzeit ausgesetzt war. Mein Freund, dem die Präzision und Konzentration der Gedanken über alles ging, wies alles von sich ab, was seine Aufmerksamkeit von dem gerade in Arbeit befindlichen Fall abziehen konnte. Und doch war es ihm nicht möglich, ohne grob zu werden – was seinem Wesen völlig fremd gewesen wäre –, der jungen und

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