Die Rückkehr des Sherlock Holmes
Stallknecht in Lederhosen und Gamaschen gekleidet. Er lag mit angezogenen Knien auf dem Rücken und hatte eine schreckliche Schnittwunde am Kopf. Er war bewußtlos, aber am Leben. Ein Blick auf seine Wunde sagte mir, daß der Knochen unversehrt war.
»Das ist Peter, der Stalljunge«, rief der Fremde. »Er hat sie gefahren. Diese Bestien haben ihn heruntergezogen und zusammengeschlagen. Lassen Sie ihn liegen; wir können ihm nicht helfen, sie aber können wir vor dem schlimmsten Schicksal bewahren, das einer Frau zustoßen kann.«
Wir rasten den Pfad hinunter, der sich durch die Bäume wand. Als wir das Gebüsch erreichten, das das Haus umgab, blieb Holmes stehen.
»Sie sind nicht ins Haus gegangen. Hier links sind ihre Spuren – hier, neben den Lorbeersträuchern! Ah, hab ich’s nicht gesagt!«
Bei seinen Worten brach ein schriller Frauenschrei – ein Schrei, der vor wahnsinnigem Entsetzen bebte – aus dem dichten grünen Gebüsch vor uns hervor. Auf dem höchsten Ton endete er abrupt in einem erstickten Gurgeln.
»Hier entlang! Hier entlang! Sie sind auf dem Bowlingspielplatz«, rief der Fremde und jagte durch die Büsche. »Ah, diese feigen Hunde! Folgen Sie mir, Gentlemen! Zu spät! Zu spät! Das darf doch nicht wahr sein!«
Plötzlich standen wir auf einer lieblichen Rasenlichtung, die von alten Bäumen umgeben war. Am anderen Ende stand unter dem Schatten einer mächtigen Eiche eine seltsame Gruppe von drei Leuten: eine Frau, unsere Klientin, ohnmächtig hingesunken, ein Taschentuch vor dem Mund; ihr gegenüber ein brutal wirkender junger Mann mit groben Zügen und rotem Schnauzbart; er stand breitbeinig da, hatte einen Arm in die Seite gestützt und schwang mit dem anderen eine Reitpeitsche, seine ganze Haltung erinnerte an die eines triumphierenden Maulhelden. Zwischen ihnen hatte ein älterer, graubärtiger Mann, der über seinem hellen Tweedanzug einen kurzen Chorrock trug, offenbar soeben die Hochzeitszeremonie beendet, denn bei unserem Erscheinen steckte er sein Gebetbuch in die Tasche und klopfte dem unheimlichen Bräutigam mit jovialem Glückwunsch auf die Schulter.
»Sie sind verheiratet!« keuchte ich.
»Kommen Sie!« rief unser Führer. »Kommen Sie!« Er rannte über den Rasen, Holmes und ich ihm auf den Fersen. Als wir ankamen, taumelte die Lady gegen den Baumstamm, um sich zu stützen. Williamson, der ehemalige Geistliche, verbeugte sich in falscher Höflichkeit vor uns, und das Scheusal Woodley trat mit einem Schrei brutalen Triumphgelächters auf uns zu.
»Du kannst deinen Bart jetzt abnehmen, Bob«, sagte er. »Ich kenn dich ja doch. Na, du und deine Kumpels sind ja gerade rechtzeitig gekommen, daß ich ihnen Mrs. Woodley vorstellen kann.«
Die Reaktion unseres Führers war merkwürdig. Er riß sich den dunklen Bart herunter, mit dem er sich verkleidet hatte, und warf ihn auf den Boden; darunter kam ein längliches, bleiches, glattrasiertes Gesicht zum Vorschein. Dann hob er seinen Revolver und legte damit auf den jungen Rohling an, der seinerseits, die gefährliche Reitpeitsche schwingend, auf ihn zuging.
»Ja«, sagte unser Verbündeter, »ich bin Bob Carruthers, und ich werde dieser Frau zu ihrem Recht verhelfen, und wenn ich dafür hängen sollte. Ich habe dir gesagt, was ich mit dir mache, wenn du sie belästigst, und bei Gott, ich werde zu meinem Wort stehen!«
»Du kommst zu spät. Sie ist meine Frau!«
»Nein, deine Witwe.«
Ein Schuß knallte, und ich sah das Blut vorne aus Woodleys Weste spritzen. Er wirbelte mit einem Schrei herum und stürzte auf den Rücken; sein scheußliches rotes Gesicht überzog sich im Nu mit einer gräßlich gesprenkelten Blässe. Der alte Mann, der noch immer seinen Chorrock trug, brach in einen Haufen wüster Flüche aus, wie ich es noch nie zuvor gehört habe, und zog selber einen Revolver, doch ehe er ihn heben konnte, sah er in den Lauf von Holmes’ Waffe.
»Genug davon«, sagte mein Freund schneidend. »Werfen Sie die Pistole hin! Watson, heben Sie sie auf! Halten Sie sie an seinen Kopf! Danke. Und Sie, Carruthers, geben mir Ihren Revolver. Keine Gewalttätigkeiten mehr. Kommen Sie, geben Sie her!«
»Wer sind Sie eigentlich?«
»Mein Name ist Sherlock Holmes.«
»Großer Gott!«
»Wie ich sehe, haben Sie von mir gehört. Bis zu ihrem Eintreffen werde ich die Polizei vertreten. He, Sie!« schrie er dem erschreckten Stalljungen zu, der am Rand der Wiese erschienen war. »Kommen Sie her. Bringen Sie diesen Brief so schnell Sie
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