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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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den Standort dieser Büsten herauszufinden.«
    »Nun, und wie erklären
Sie
es dann?«
    »Das will ich gar nicht versuchen. Ich möchte nur bemerken, daß das exzentrische Vorgehen dieses Gentlemans eine gewisse Methode erkennen läßt. Zum Beispiel wurde die Büste aus Dr. Barnicots Vorhalle, wo ein Geräusch die Familie hätte wecken können, nach draußen gebracht, ehe sie zerschlagen wurde, wohingegen sie in dem Sprechzimmer, wo die Gefahr eines Alarms geringer war, an ihrem Standort zerschmettert wurde. Die Angelegenheit erscheint lächerlich unbedeutend, und doch wage ich nichts trivial zu nennen, wenn ich daran denke, daß einige meiner klassischsten Fälle auch nicht gerade verheißungsvoll begonnen haben. Sie werden sich daran erinnern, Watson, wie ich der furchtbaren Geschichte der Familie Abernetty auf die Spur gekommen bin: nämlich durch die Tiefe des Abdrucks, die ein Stück Petersilie an einem heißen Tag in der Butter hinterlassen hatte. Ich kann es mir daher nicht leisten, über Ihre drei zerbrochenen Büsten zu lächeln, Lestrade, und ich werde Ihnen sehr verbunden sein, wenn Sie mich über jede neue Entwicklung dieser so eigenartigen Kette von Ereignissen auf dem laufenden halten würden.«
     
    Die Entwicklung, um die mein Freund gebeten hatte, ergab sich schneller und unendlich tragischer, als er sich hätte vorstellen können. Ich war am nächsten Morgen in meinem Schlafzimmer noch mit dem Ankleiden beschäftigt, als es an die Tür klopfte und Holmes mit einem Telegramm in der Hand eintrat. Er las es laut vor:
     
    Kommen Sie sofort, 131 Pitt Street, Kensington,
LESTRADE
    »Was gibt’s denn?« fragte ich.
    »Keine Ahnung – kann alles sein. Aber ich vermute, es handelt sich um die Fortsetzung der Geschichte mit den Statuen. In diesem Fall hätte unser Bilderstürmer seine Tätigkeit in einem anderen Teil Londons aufgenommen. Auf dem Tisch steht Kaffee, Watson, und vor der Tür wartet ein Wagen auf uns.«
    Eine halbe Stunde später waren wir in der Pitt Street, einem stillen kleinen Seitengewässer gleich neben einem der lebhaftesten Ströme des Londoner Lebens. No. 131 war eins von einer Reihe flachbrüstiger, ehrbarer und überaus unromantischer Häuser. Als wir vorfuhren, fanden wir den Gitterzaun vor dem Haus von einer neugierigen Menge bedrängt. Holmes pfiff.
    »Donnerwetter! Mindestens versuchter Mord. Darunter bleibt kein Londoner Botenjunge mehr stehen. Die runden Schultern und der vorgereckte Hals dieses Burschen dort weisen auf eine Gewalttat hin. Was ist denn das, Watson? Die obere Treppenstufe ganz naß, die andere trocken. Immerhin genug Fußabdrücke! Nun, nun, da vorne am Fenster steht Lestrade, und bald werden wir genauestens im Bilde sein.«
    Der Beamte empfing uns mit sehr ernstem Gesicht und führte uns in ein Wohnzimmer, in dem ein außerordentlich ungepflegter und aufgeregter älterer Mann im Morgenmantel auf und ab schritt. Er wurde uns als Eigentümer des Hauses vorgestellt – Mr. Horace Harker vom Central Press Syndicate.
    »Wieder die Sache mit den Napoleonbüsten«, sagte Lestrade. »Sie machten gestern abend einen interessierten Eindruck, und da dachte ich mir, Sie wären jetzt vielleicht gerne dabei, wo die Affaire eine wesentlich ernstere Wendung genommen hat.«
    »Wohin hat sie sich denn gewendet?«
    »Zu Mord. Mr. Harker, erzählen Sie diesen Gentlemen bitte genau, was vorgefallen ist?«
    Der Mann im Morgenmantel drehte sich mit höchst betrübter Miene zu uns um.
    »Es ist schon außerordentlich«, sagte er, »da sammle ich mein ganzes Leben lang Nachrichten von anderen Leuten, und jetzt, wo mir selbst einmal so eine richtige Nachricht über den Weg läuft, bin ich so verwirrt und durcheinander, daß ich keine zwei Wörter zusammenbekomme. Hätte ich diesen Raum als Journalist betreten, dann hätte ich mich selbst interviewt und in jeder Morgenzeitung zwei Spalten gehabt. So aber verschenke ich wertvolles Material, indem ich einem Haufen verschiedener Leute immer wieder meine Geschichte erzählen muß, und ich selbst kann keinen Gebrauch davon für mich machen. Wie auch immer – ich kenne Sie, Mr. Sherlock Holmes, und wenn Sie diese komische Geschichte erklären können, wird mich dies für die Mühe, Ihnen diese Sache zu erzählen, entschädigen.«
    Holmes setzte sich und hörte zu.
    »Es scheint sich alles auf diese Napoleonbüste zu konzentrieren, die ich vor vier Monaten für dieses Zimmer hier gekauft habe. Ich habe sie billig bei Harding Brothers

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