Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
ist charismatisch wie der Teufel. Im Prinzip ein anständiger Kerl, sonst hätte seine Verzweiflung ihn nicht empfindsam gemacht. Und die Hälfte der Zeit hat er keine rechte Vorstellung von dem, was er tut.« Dann fügte er ohne ersichtlichen Grund hinzu: »Als Elena Kevin heraufbeschworen hat, hat er sie nicht im Stich gelassen. Sie hat ihn im Stich gelassen.« Dann überließen er und Jeremiah sie wieder sich selbst, und sie kämpfte sich durch den Schnee hinter ihnen her, so gut sie konnte.
*
Die gezackten Schatten der Hügel breiteten sich allmählich ins Tal hin aus. Die Spur, die Covenant und Jeremiah vor ihr in den Harsch brachen, führte immer öfter durch Schatten hindurch, die einen Vorgeschmack auf die Nacht gaben, die eisig kalt sein würde. Die Lufttemperatur schien förmlich abzustürzen, wann immer sie aus der blassen Sonne in den Schatten trat, und sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhalten können würde.
Als Covenant und Jeremiah vierzig bis fünfzig Schritte Vorsprang hatten – weit genug, um mit den Schatten zu verschmelzen, sodass Linden sie nur sah, wenn sie wieder ins Licht traten –, begann sie vorsichtig, die Nährkraft des Stabs zu nutzen, indem sie einen schwachen Strom von Kraft und Wärme aus dem glatten Holz zog. Ihr Sohn und ihr ehemaliger Geliebter würden sie bestimmt warnen, wenn sie darin eine Gefahr sahen, und Linden brauchte die Stärkung durch Gesetz und Erdkraft. Ohne sie hätte sie Covenant erneut um sein unerklärliches Feuer bitten müssen, und diese Aussicht verstärkte ihr Gefühl der Hilflosigkeit.
Je länger sie mit ihm zusammen war, desto weniger traute sie ihm. Sie war bereit, sein Vorhaben zu unterstützen. Aber das würde sie für Jeremiah tun ... und um gegen den Verächter zu kämpfen ... und damit sie nicht zehntausend Jahre vor ihrer eigenen Zeit strandete. Covenant selbst aber hatte sich so grundlegend verändert, dass Linden es nicht mehr schaffte, ihm zu glauben. Mühsam stapfte sie weiter, während die Schatten länger wurden und allmählich das Tal verdunkelten. Lange nachdem sie eigentlich hätte zusammenbrechen sollen, war sie noch auf den Beinen, weil der Stab des Gesetzes sie nährte. Aber dann, in einem der letzten Streifen Sonnenlicht, sah sie Jeremiah zurückbleiben. Er ließ Covenant allein weiterziehen, damit sie zu ihm aufschließen konnte.
Lindens Herz schlug von selbst höher. Sie strengte sich unwillkürlich an, ihr Tempo zu steigern, und löschte dabei das subtile Feuer des Stabs. Sie wollte ihren Sohn auf keinen Fall gefährden. Sobald sie nahe genug heran war, um ihn verstehen zu können, begann Jeremiah zu sprechen. Seine Stimme klang nervös, als fühle er sich in ihrer Nähe unbehaglich. Oder vielleicht hatte er sich von Covenants Frustration und Ungeduld anstecken lassen. Er stammelte fast, als er sagte: »Dies ist nicht normal. Wir sind zu weit südlich. Hier sind die Winter sonst nie so streng.« Trotz seiner Anhänglichkeit an Covenant schien er sich gewisse Sorgen um sie zu machen. Das genügte, um Linden zu ermutigen.
»Dies ist eine Nachwirkung des Krieges«, fuhr Jeremiah wie unter Zwang fort, »den Berek beinahe verloren hat. In der gegenwärtigen Zeit kennt noch niemand Foul. Er tritt erst hervor, als Kevin zum Hoch-Lord gewählt wird. Aber er ist schon im Land, in seinem Schlupfwinkel verkrochen, damit niemand versehentlich über ihn stolpern kann. Er wartet ab. Bevor die Lords nicht mächtiger werden, haben sie keine realistische Chance, den Bogen der Zeit zu zerstören.«
Nun passte Jeremiah sein Tempo dem ihrigen an, hielt lediglich vier bis fünf Schritte Abstand und blieb links neben ihr, sodass sie das Zucken in seinem Augenwinkel nicht mehr sehen konnte: »Davor hat Foul jedoch nicht nur abgewartet. Als der von Samadhi angestiftete Krieg ausgebrochen ist, hat er Bereks König nach Kräften unterstützt. Hätte der König gesiegt, hätte es natürlich keine Lords gegeben. Aber Foul wollte damals keine Lords. Er wollte den Sieg des Königs. Dieses ganze Königreich hatte die richtige Einstellung – aus Fouls Sicht, meine ich. Er konnte die Leute leicht manipulieren. Hätten sie gesiegt, hätte er ihnen gezeigt, wie sie ihn freilassen konnten. Sie hätten die im Land vorhandene Erdkraft einsetzen können, um den Schöpfer zu provozieren, bis er endlich eingreifen musste. Das hätte den Bogen zerstört. Oder Foul hätte veranlassen können, dass sie die Schlange des Weltendes wecken. Deshalb hat Foul
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