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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wunsch, Caerroil Wildholz' Toleranz auszuloten. Stattdessen schritt sie den schmalen freien Geländestreifen am Ufer des Schwarzen Flusses ab. Und als sie so weit gegangen war, dass das Kochfeuer der Mahdoubt nur noch ein Lichtpunkt war, kehrte sie um, ging an der Alten vorbei zurück und schritt weiter aus, bis sie ihre Gefährtin fast wieder aus den Augen verloren hatte. Dann kehrte sie erneut um, als werde sie von dem namenlosen und unverminderten Versprechen, das in den ruhigen Flammen zu liegen schien, angezogen. Und während sie das mit Runen beschriftete schwarze Holz des Stabs in ihrer geheilten Hand hielt, schritt sie die Grenzen des Lichtscheins des Kochfeuers mehrmals aus und versuchte, das Rätsel der Anwesenheit der Mahdoubt zu lösen. Die Alte hatte angedeutet, Schlaf könne Verständnis oder Erinnerung bringen. Verständnis überstieg Lindens Möglichkeiten, war so unerreichbar wie Schlaf. Erinnerungen jedoch nicht. Sie hatte sich über lange Jahre hinweg mit Erinnerungen über Wasser gehalten. Zwischen den Grenzen des schwachen Feuerscheins auf und ab gehend versuchte Linden, sich an alles zu erinnern, was die Mahdoubt gesagt und getan hatte, seit sie sich hier am Flussufer begegnet waren, analysierte es. Doch unglücklicherweise hatten der Kampf unter dem Melenkurion Himmelswehr und ihre dramatische Flucht aus den Tiefen des Berges sie so erschöpft und ausgelaugt zurückgelassen, dass sie nur bruchstückhafte, verschwommene Erinnerungen an das hatte, was vor der Ankunft des Forsthüters gesagt und getan worden war.
    ... nicht auf die Kümmernisse der Lady eingehen. Die Mahdoubt hatte versucht, ihr irgendetwas zu erklären. Die Zeit ist brüchig geworden. Sie darf nicht noch mehr belastet werden. Aber in Lindens Kopf waren ihre Worte zu einem Gemisch aus Erdbeben und Grausamkeit und verzweifelter Trauer verschwommen. Sie musste mit Essen und Nachsicht und dem Galgenbühl beginnen; mit Runen ...
    Muss es geschehen, dass Schönheit und Wahrheit ganz verschwinden, wenn wir einst nicht mehr sind?
    Kann ich eine Antwort darauf finden, bekommst du sie.
    Der Stab des Gesetzes war mit Wissen und Macht beschrieben. Auch der Galgenbühl hatte sie stärker gemacht. Diese Schwärze ist bedauerlich ... Aber nichts an ihrer Begegnung mit Caerroil Wildholz hatte ihr eigenes Leid gelindert.
    Die Mahdoubt hatte wieder und wieder beteuert, sie hege Linden gegenüber nur gute Absichten – und bis auf dass sie Lindens Fragen ausgewichen war, hatte die Mahdoubt sie unfehlbar sanft und rücksichtsvoll behandelt.
    Dankbarkeit ist stets willkommen ... Die Mahdoubt hat die ihr zugemessene Lebenszeit überschritten und findet jetzt nur noch Freude am Dienen. Ja, und an dem Dank, den du ihr gewähren kannst.
    Dankbarkeit.
    Linden hätte so weitermachen, sich an jedes einzelne Wort erinnern können. Aber irgendetwas ließ sie an dieser Stelle haltmachen: ein bohrendes Gefühl im Hinterkopf. Früher, vor Tagen oder in Jahrtausenden von heute, hatte die Mahdoubt von Dankbarkeit gesprochen. Nicht als sie Linden angehalten hatte, unmittelbar ehe Roger mit Jeremiah und dem Croyel in Schwelgenstein eingeritten war; auch nicht als sie Linden gewarnt hatte: Sei in der Liebe vorsichtig. Davor. Vor Lindens Konfrontation mit den Meistern. Am Tag zuvor. In ihren Gemächern. Als sie der Mahdoubt erstmals begegnet war.
    Lindens Herz schlug schneller.
    Auch damals hatte die Alte ihr Essen angeboten und sie gedrängt zu ruhen. Sie hatte ihr erklärt, sie diene Herrenhöh, nicht den Meistern. Und sie hatte gefragt ...
    Lindens Schritte wurden größer, während sie ihr Gedächtnis durchforstete.
    Sie hatte gefragt: Gefällt dir das Wunder meiner Robe? Erfreut es dich, sie zu betrachten? Jeder Flecken und Flicken ist der Mahdoubt in Dankbarkeit geschenkt und mit Liebe zusammengenäht worden.
    Meine Robe. Das war das einzige Mal gewesen, dass Linden gehört hatte, dass die Insequente in der ersten Person von sich sprach.
    Von anderen Sorgen abgelenkt hatte Linden diese Gelegenheit verstreichen lassen, mehr über das buntscheckige Gewand der Mahdoubt zu erfahren. Aber wie so oft hatte Liand nachgeholt, was Linden versäumt hatte: Dass es mit Liebe genäht ist, ist unverkennbar. Die Dankbarkeit ist jedoch weniger klar, wenn ich das sagen darf, ohne dich zu kränken.
    Die Mahdoubt hatte ihn scherzhaft getadelt: Für Kleidungsfragen sind wir Frauen zuständig, auch wenn ihr uns zu schmeicheln versucht. Und dann hatte sie gesagt ...
    O Gott! Linden

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