Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
diese lieb und vertraut, lachend.
Als Linden ins Gras sank, fiel sie aus ihrer Zaubertrance. Sie konnte noch denken: Schwelgenstein. Das Plateau.
Die Mahdoubt hatte sie in ihre eigene Zeit, an den rechten Ort zurückversetzt.
Dann wurde ihre Erschöpfung übermächtig, und sie verlor das Bewusstsein.
2
In der Obhut der Mahdoubt
Linden wachte nur langsam auf, als ließe sie die Müdigkeit von Jahrtausenden hinter sich. Die Jahre, die sie übersprungen hatte oder zwischen denen sie hindurchgeschlüpft war, schienen ihr tatsächliches Alter vervielfacht zu haben. Es gelang ihr kaum, die Augen zu öffnen und ihre neue Umgebung wahrzunehmen. Sie wusste nicht, wo sie war, hatte sich eingeredet, sie habe das Plateau über Schwelgenstein in ihrer eigenen Zeit erreicht. Daran hatte sie geglaubt, darauf hatte sie sich verlassen, mit dieser Überzeugung war sie eingeschlafen. Aber sie spürte kein frühlingsfrisches Gras mehr unter sich, und statt schmutziger Kleidungsstücke bedeckte frisch gewaschenes Leinen ihren Körper, und ihre Füße waren nackt. Der Lichtschein, den sie mit geschlossenen Lidern wahrnahm, war zu schwach, um reines Morgenlicht sein zu können. Und sie kam sich zusammengestutzt, auf unbestimmbare Weise reduziert vor.
Trotzdem fühlte sie sich behaglich warm und kuschelig, dem unbarmherzig harten Griff des Winters endlich entkommen. Voller Dankbarkeit spürte sie die Matratze unter ihrem Körper – so weich, so weich. Wie ihre Augen waren Mund und Kehle unangenehm trocken, aber diese kleinen Misslichkeiten waren normale Folgen einer längeren Bewusstlosigkeit, konnten Linden nicht ernstlich behindern.
Einen Augenblick lang bildete sie sich ein, sie liege auf einer Intensivstation: Sanitäter hätten sie mit heulender Sirene eilig in ein Krankenhaus geschafft. Hatte die Kugel ihr Herz doch verfehlt? Aber ihr Unterbewusstsein kannte die Wahrheit.
Und dann, allmählich, entdeckte Linden, auf welche Weise sie reduziert war: Ihre Haut spürte nichts außer dem taktilen Behagen von Leinen und Weichheit und warmem Gewicht. Sie roch nichts außer dem schwachen Duft eines Holzfeuers und dem herrlichen Geruch von Sauberkeit, hörte nichts außer ihren eigenen leisen Atemzügen. Keiner ihrer Sinne reichte über die Grenzen ihres Körpers hinaus. Sie wusste nicht, wo sie war oder wie oder warum – wusste kaum, wer sie war –, weil ihr Gesundheitssinn ihr abhandengekommen war. Sie hatte sich so sehr an diese Form der Wahrnehmungen gewöhnt. Ihr Fehlen beeinträchtigte sie.
Und doch empfand sie es als tröstlich, dass Kevins Schmutz wieder alle Wahrnehmungen behinderte. Die Mahdoubt hatte sie tatsächlich in die richtige Zeit zurückversetzt, und sie hatte den regnerischen Tag, an dem Linden von dem Plateau verschwunden war, auch nicht allzu weit überschritten. Dunkel erinnerte sich Linden, dass Bhapas Stimme ihre Rückkehr verkündet hatte – und Mähnenhüter Mahrtiir und Seilträger Pahni auf Bhapas Ruf geantwortet hatten. Als sie Schwelgenstein verlassen hatte, standen die Dämondim vor den Toren, und die Meister waren ihnen nicht feindlich, aber auch nicht freundlich gesinnt gewesen. Wäre Linden längere Zeit nicht zurückgekommen, hätten ihre Gefährten Schwelgenstein sicherlich verlassen – oder verlassen müssen. Und die Frühlingsluft ...
Jetzt, da Linden sich sicher war, dass die Mahdoubt sie im rechten Jahr zur rechten Jahreszeit abgesetzt hatte, gestattete sie sich auch, sich daran zu erinnern, weshalb sie hier war.
Jeremiah. Der Croyel. Roger Covenant. Aufgaben und Ziele.
Schlaftrunken hob sie eine Hand, um sich davon zu überzeugen, dass Covenants Ring noch an seiner Kette um ihren Hals hing. Dann hob sie die Hände höher, um sich das Gesicht zu reiben. Aber sie war noch nicht so weit, dass sie sich aufsetzen konnte. Sie brauchte einen Augenblick länger, um sich Rechenschaft darüber abzulegen, dass sie Thomas Covenant das beschämende Unrecht angetan hatte, sich von seinem Sohn täuschen zu lassen, und sie schalt sich, dass sie es besser hätte wissen müssen. Ihr toter Geliebter hatte nicht nur Anspruch auf ihre Loyalität: Er hatte es sich verdient, dass sie an ihn glaubte. Als sie sich jetzt die lange Liste ihrer Fehler ins Gedächtnis zurückrief, war sie bekümmert darüber, zugelassen zu haben, dass Roger ihre Erinnerungen an den Mann befleckte, der Lord Foul zweimal besiegt hatte, um das Land zu bewahren.
Bekümmert und zornig.
Jeremiahs Anwesenheit war für Rogers
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