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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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er wirklich zu einem aus reinen Paradoxen bestehenden Wesen geworden, das wie Weißgold selbst die Erde retten oder in den Untergang treiben konnte?
    Und Jeremiah? Er hatte nicht einfach nur seinen Verstand wiedererlangt: Obwohl er über zehn Jahre hinweg praktisch nicht er selbst gewesen war, schien er das Wissen und die Verständigkeit eines Fünfzehnjährigen zu besitzen. Das war weit, weit mehr, als Linden je durch ihre eigene Stärke und Entschlossenheit, durch ihre eigene Liebe zu retten gehofft hatte. Und nun hatte ihr Sohn Macht erlangt – und sie dazu genutzt, Linden von sich fernzuhalten. Die beiden achteten auf Abstand, und sie behaupteten, dafür gute Gründe zu haben.
    Rühr ihn nicht an! Rühr keinen von uns an!
    Trotz der Heilkraft des Glimmermere war ihr Herz voller Schmerzen, als sie den zwischen ihr und Schwelgenstein liegenden Hügel erklomm. Jetzt, wo auch Esmer ihr nicht hatte helfen können oder wollen, blieb ihr nichts anderes übrig, als Covenant selbst eine Erklärung abzuringen. Oder auch Jeremiah. Irgendwie.
    Haltet sie von uns fern, bis ich so weit bin.
    Linden dachte gar nicht daran, abzuwarten, bis Covenant beschloss, nunmehr sei er bereit. Sie hatte ihn und ihren Sohn zu lange, zu innig geliebt, um sich behandeln zu lassen, als sei sie nur hinderlich. Aber zuvor hoffte sie, mit der Mahdoubt sprechen zu können. Die ältere Frau war freundlich zu ihr gewesen. Vielleicht war sie bereit, ihr Antworten zu geben. Weniger aufschlussreich als die Esmers jedenfalls konnten ihre Antworten auch nicht sein.
    Als Linden den Kamm der Hügel erreichte, die den Glimmermere einschlossen und verbargen, wanderte ihr Blick flüchtig über die vom Frühling wachgeküsste Landschaft, das satte Grün der Grasmatten, das Blau der Jakarandablüten, die gelb gesprenkelten blühenden Mimosen. Dann aber fiel ihr Blick auf Mähnenhüter Mahrtiir, der offensichtlich noch immer am Fuß des Hügels auf ihre Rückkehr wartete. In einiger Entfernung entdeckte sie zudem Staves einsame Gestalt, die zielbewusst auf sie zustrebte. Eilig hastete sie den Berg weiter bergab. Sie wollte einen Augenblick allein mit Mahrtiir sprechen.
    Der Mähnenhüter beobachtete sie mit offener Skepsis, als glaube – oder befürchte – er, der Glimmermere habe sie verändert. Sicherlich hatte er das plötzliche Verstummen der Vögel bemerkt und suchte nun nach Anzeichen dafür, dass sie unversehrt war.
    Dass er nicht wusste, was wirklich vorgegangen war, sah sie ihm an. Esmer und die Gräuelinger-Brut waren imstande, sich vor jeder Entdeckung zu schützen. Und der Hügelrücken musste den Lärm ihrer Begegnung mit ihnen abgelenkt haben. Hätte Mahrtiir etwas davon wahrgenommen, hätte er Lindens Wunsch, allein zu sein, sicherlich ignoriert. Dennoch sah er auch durch Kevins Schmutz hindurch, dass sich etwas verändert hatte. Als sie sich ihm näherte, verbeugte er sich tief, als wolle er ihr neue Ehrfurcht erweisen, und als er wieder aufblickte, las sie Kummer in seinen Zügen: »Ring-Than ...«, begann er unbeholfen. »Du erstaunst mich immer wieder aufs Neue. Deine erhabene ...«
    »Nein, Mahrtiir«, beeilte sich Linden, seine Lobreden zu unterbinden. »Das liegt nicht an mir. Es ist nur die Wirkung des Glimmermere.« Ihr Lächeln misslang. »Du brauchst dich nicht von ihm fernzuhalten. Sobald du ins Wasser eintauchst, wirst du wissen, was ich meine. Es gehört dem Land. Jedermann. Du wirst dir nicht wie ein Eindringling vorkommen. Und es beseitigt Kevins Schmutz.« Sie senkte den Kopf und betrachtete traurig das Kleinod in ihren Händen: »Ich darf meinen Stab im Augenblick nicht nutzen, wie du weißt. Ich kann nicht verhindern, dass wir alle geblendet werden. Aber solange wir zum Glimmermere hinaufgehen können ...«
    Liand, Bhapa und Pahni würden entzückt sein, wenn sie die Wahrheit erfuhren. Anele hingegen ... Linden seufzte. Der Alte würde einen weiten Bogen um den See machen, fürchtete alles, was seine selbst geschaffene Notlage gefährden könnte, würde jedes Quäntchen seiner angeborenen Macht benutzen, um seine Verrücktheit zu bewahren. Seine Abwehrreflexe waren falsch.
    Als Stave näher kam, raunte sie dem Mähnenhüter rasch zu: »Du bekommst deine Chance. Dafür sorge ich.«
    Der Ramen verbeugte sich abermals. »Ich sage dir meinen Dank, Ring-Than. Wie du sicher schon bemerkt hast, fließt der Stolz der Ramen heiß in meinen Adern. Ich kann ihn nur schlecht verbergen.«
    Linden entging die Ironie in seiner Stimme nicht:

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