Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
aufgegangen.
Diese neue Gefahr schien ihn im ersten Augenblick zu lähmen. Als er getroffen wurde, fingen sein Überwurf, sein Wams und seine Leggings Feuer. Aber er wischte die Flammen mit einer Hand fort, während er mit der anderen nach einem komplizierten Schema seine Perlen rieb. Dann fing er an, hektisch zu gestikulieren und dabei Beschwörungsformeln zu murmeln, und danach traf ihn keine Säure mehr, obwohl die Urbösen des Lehrenkundigen ihn wie tollwütige Hunde bellend erbittert angriffen. Stattdessen verdunstete die korrosive Flüssigkeit, ehe sie ihn auch nur benetzte, und hinter dem Lehrenkundigen sackten die Urbösen einer nach dem anderen zusammen, als würden sie durch ihre eigene Lehre von innen aufgefressen.
Esmer stand hoch aufgerichtet, um dem gewaltsamen Angriff zu begegnen, und seine Augen leuchteten wie von Blitzreflexen in aufgewühlter See. Er machte keinen Versuch, sich zu verteidigen, sondern steckte alle Detonationen und Schläge ein, obwohl sie ihn bis ins Mark erschütterten. Trotz seiner offenkundigen Schmerzen ignorierte er den Keil aus Urbösen, der ihn angriff. Wie schon an der Grenze des Wanderns und später auf dem Hochplateau hinter Schwelgenstein ließ er den Erdboden wie Wasser in Fontänen und Geysiren aufsteigen. Erde und zertrümmerte Steine wurden zu kleinen Hurrikanen, die wie vom Boden ausgespuckt aufstiegen. Indem er die Arme schwenkte, setzte er turmhohe Geysire in Marsch – nicht gegen seine Angreifer, sondern gegen den Egger.
Der Egger hatte behauptet, er könne Esmers Macht mühelos ausweichen, aber das tat er nicht. Vielleicht fesselte ihn die Wucht des Angriffs der Dämondim – oder die unmittelbare Bedrohung durch Rogers Macht.
Linden spürte, dass die Höhlenschrate sich auf sie stürzen wollten. Sie wehrte sich instinktiv mit Erdkraft und ließ den Stab über ihrem Kopf kreisen, um die Wesen mit seinem Feuer zu empfangen. Außer der eigenen Kraft und ihren Waffen besaßen die Höhlenschrate keine Magie; allein waren sie den Urbösen und Wegwahrern unterlegen. Aber die Dämondim-Brut kämpfte gegen drei Gegner zugleich und hatte keine Theurgie für die Höhlenschrate übrig.
Auf einer Seite wurden die angreifenden Höhlenschrate von den Ramen und ihren Ranyhyn aufgehalten. Zu ebener Erde wich Mahrtiir Schlägen und Tritten und aufstampfenden Füßen aus. Gleichzeitig gelang es ihm, mit seiner Garotte weitere dieser Ungeheuer zu Fall zu bringen. Und Narunal bäumte sich zu voller Größe auf, während er mit seinen Hufen um sich schlug. Inzwischen war es Bhapa gelungen, Whrany im Getümmel näher an Mahrtiir heranzulenken. Als nun auch er von seinem Reittier glitt, begann Whrany zielsicher auszukeilen, und Bhapa schlang sein Seil um den Arm eines Höhlenschrats, der ein Breitschwert führte, und nutzte sein Gewicht und die blinde Wut des Ungeheuers aus, um die Klinge so zu lenken, dass sie andere Angreifer traf.
Dieser Einsatz der Ramen und ihrer Ranyhyn hielt den Ansturm der Höhlenschrate in einem Sektor auf, sodass Linden die ihr nächsten Gegner mit Feuer und Verzweiflung überfluten konnte. Dort konnte sie zuschlagen, ohne ihre Freunde zu gefährden.
Trotzdem wurde sie von einem ihr unverständlichen Widerstreben behindert. War sie nicht eine Heilerin? Hasste sie denn nicht Gewalt und Krieg? Aber auf dem Galgenbühl hatte sie neue Aspekte ihrer selbst entdeckt, war eine Frau geworden, die sie kaum noch erkannte: begierig, die Untaten ihrer Feinde mit dem Tod zu vergelten. Allein das Bild, wie der Croyel sich am Hals ihres Sohnes nährte, forderte Vergeltung.
Ihre eigene Begierde, Blut zu vergießen, erschreckte sie. Außer ihrer großen Zahl konnten die Höhlenschrate nichts gegen die Macht ihres Stabs aufbieten, und Linden konnte sie nur allzu leicht abschlachten. Obwohl ihre Gefährten in Gefahr waren, setzte sie nur einen Teil ihrer Macht ein, weil sie sich danach sehnte, Roger treffen zu können. Was sie hinderte, war lediglich der Wunsch, Mahrtiir, Bhapa und den Ranyhyn zu helfen, denn jeder von ihnen war bereits jetzt stark verletzt. Sie brauchten Linden; und Linden konnte sie nur retten, wenn sie ihr Widerstreben überwand.
Hätte Roger sie jetzt angegriffen ...
Linden schrie innerlich, denn sie kannte die Wahrheit: Liand hätte sich wahrscheinlich mit dem Orkrest verteidigen können, vielleicht indem er einige Angreifer blendete. Pahni würde es irgendwie schaffen, Anele noch für kurze Zeit am Leben zu erhalten. Aber sie alle würden nicht
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