Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
den Rat des Mähnenhüters für zweckmäßig.«
    Linden rechnete nicht damit, in dieser Nacht Schlaf zu finden. Die Steine, auf denen sie lag, schienen voller Erinnerungen und Ängste zu sein, die ihr Fleisch so deutlich wahrnahm wie Aneles besonderer Gesichtssinn. Sie drückten gegen ihren Körper wie greifbare Erinnerungen an alles, was sie gewonnen und verloren hatte, seit sie sich den Hügeln von Andelain erstmals mit Covenant, Sunder und Hollian angenähert hatte. Aber dann entlockte sie dem Stab einen schwachen Strom von Erdkraft, um ihre überreizten Nerven zu beruhigen, schloss die Augen, um sie auszuruhen ... und als sie die Augen im nächsten Moment wieder öffnete, blinzelte sie in einer Mischung aus Staunen und Erschrecken in die Morgendämmerung.
    Ihre Gefährten standen erwartungsvoll und ängstlich zugleich auf. Anele sog die Morgenluft unruhig ein, als wittere er Schwierigkeiten, aber die Fragmentierung seines Verstands hinderte ihn daran, den anderen mitzuteilen, was er wahrnahm. Liand, der vielleicht weitere Kämpfe voraussah, runzelte finster die Stirn und konnte die wachsende Erregung, die seine Sorgen zu überlagern begann, nicht verbergen. Der Salva Gildenbourne versprach alles zu übertreffen, was er bisher an Wundern gesehen hatte.
    Auch Pahni wünschte sich vielleicht, den großen Wald, den sie nur aus Überlieferungen kannte, mit eigenen Augen zu sehen; doch ihre Sorge um Liand war stärker. Bhapas Sorgen hingegen umkreisten den Mähnenhüter Galt, dessen Hunger nach Kampf und Gefahr nachgelassen hatte. Allein Stave blickte dem neuen Tag entgegen, als sei er wie jeder andere. Sein einzelnes Auge und seine ausdruckslose Miene verrieten weder Hoffnung noch Beklommenheit.
    Gleich nach dem Frühstück verabschiedete Pahni sich mit einem raschen Kuss von Liand. Dann pfiffen die Seilträger nach ihren Ranyhyn und ritten voraus, um den Platz der Gedemütigten einzunehmen, und auf Staves Pfiff hin erschienen die Ranyhyn fast augenblicklich, als hätten sie ihre eigenen Gründe dafür, aufgeregt oder besorgt zu sein. Doch der Frühmorgenhimmel war rein und klar, und bald darauf tauchte die aufgehende Sonne den Himmel in Licht und Azurblau: makellos und unergründlich. War Anele tatsächlich imstande, irgendeine Gefahr zu wittern, konnte Linden nicht das Geringste davon wahrnehmen. Sie roch nur die Frische eines sonnigen Tages nach Regen; die angenehmen Düfte von Gras und Wildblumen und lehmiger Erde im Frühling.
    Erst im Kanter, dann in gestrecktem Galopp trugen die Ranyhyn ihre Reiter nach Südosten – auf das letzte Hindernis oder die letzte Chance zwischen Lindens Gesellschaft und Andelain zu.
    Hier war das Gelände zu einer Folge niedriger Hügelketten aufgeworfen, die sich wie Riefen über die Landschaft zogen. Wo die Hügel sanft anstiegen, nahmen die Pferde sie auf dem kürzesten Weg, donnerten ohne zu zögern über den Hügelkamm und glitten auf der anderen Seite wieder ruhig und sicher wie die Oberfläche des Glimmermere hinab. Steilere Anstiege nahm Narunal jedoch in schräger Linie, und die übrigen Ranyhyn folgten ihm nahtlos, wobei sie Mahrtiirs Hengst ungefähr einen Steinwurf Vorsprung ließen.
    In dem Tal zwischen der zweiten und der dritten Hügelkette wartete Branl auf Linden und ihre Gefährten. Gleichzeitig kam Galt aus Süden herangeritten. Obwohl er scharf galoppierte, machte er nicht den Eindruck, es dringend eilig zu haben. Auch Stave schwieg, hörte offenbar keine Warnung in den Gedanken der Gedemütigten. Während Hynyn und Narunal Bhanoryl wiehernd begrüßten, galoppierten die Ranyhyn gemeinsam über den nächsten Hügel weiter, als seien sie in ebenem Gelände unterwegs.
    Im Tal unterhalb des Hügelkamms – einer nach den letzten Regenfällen von zahlreichen Rinnsalen durchzogenen schmalen Senke – stieß auch Clyme erneut zu Linden und ihren Gefährten, und Linden bat den Mähnenhüter sofort um eine Rast. Clyme hatte sich ihnen von Osten her genähert – jener Richtung, aus der ein Angriff am wahrscheinlichsten war –, und Linden drängte es danach, mit ihm zu sprechen.
    Es war früh am Morgen; das Bachbett zwischen den Hügeln lag noch im Schatten, doch auch ohne helles Tageslicht war die körperliche Verfassung der Gedemütigten offensichtlich: Die drei waren einer vollständigen Wiederherstellung näher, als Linden erwartet hatte – näher, als sie für möglich gehalten hätte. Manche ihrer Schnitt- und Platzwunden waren bereits vernarbt, die übrigen

Weitere Kostenlose Bücher