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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sohn zu warnen, weil sie in ihm eine Gefahr sehen, die wir nicht erkennen können.«
    Ohne zu merken, was sie tat, fuhr Linden sich mit den Fingern grob durch ihr verfilztes Haar. Sie brauchte diesen kleinen Schmerz, um sich von ihrer inneren Qual abzulenken. Du vermutest, mein Sohn könnte eine Gefahr für das Land sein? Was soll ich dagegen tun? Jeremiah ist wieder bei Verstand. Er ist wieder bei Verstand. Wie soll ich die Vorstellung ertragen, er sei gefährlich geworden? Dass die Elohim eine Gefahr in ihm sehen? Oder in Covenant ...? Wo war Jeremiahs Verstand in all den Jahren, in denen ich vergeblich versuchte, ihn zu erreichen?
    Mit barscher Stimme fuhr Mahrtiir in ihre Gedanken: »Das hilft uns nicht weiter, Stave. Dass wir Grund zur Besorgnis haben, ist offensichtlich. Aber der Junge ist nicht unser Sohn. Wir sehen ihn nicht, wie die Ring-Than ihn sehen muss. Und die Entscheidung darüber liegt nicht bei uns, da wir weder Weißgold noch den Stab des Gesetzes tragen. Sie wird mit dem Zweifler und ihrem Sohn sprechen; ihre Klugheit und Tapferkeit werden ihr den Weg weisen. Die Spekulationen der Meister sind bloße Fantasien; die Wahrheit bleibt auch ihnen verborgen. Weil die Wahrheit verborgen bleibt, dienen sie nur dazu, ihre Klarheit zu beeinträchtigen.«
    Die Worte des Mähnenhüters wiesen Linden einen Weg aus ihrem inneren Aufruhr. Er hatte recht: Sie konnte keine begründeten Vermutungen über Jeremiahs – oder Covenants – wahren Zustand anstellen. Sie musste gegen ihren Impuls ankämpfen, voreilige Schlüsse zu ziehen. Obwohl ihr Herz bebte, schob Linden die Warnung des Elohim beiseite. Sie konnte es sich nicht leisten, sich durch namenlose Ängste verwirren zu lassen.
    »Sie wird erfahren, was es zu hören gibt«, sagte Mahrtiir, »und tun, was sie tun muss. Das verstehen wir Ramen, die ihr Leben im Dienst der Ranyhyn verbringen. Aber die Meister, die sich dem ebenbürtig glauben, dem sie dienen, haben diese Weisheit vergessen. Aus deinem Volk erkennst allein du seinen Fehler ...« Der Mähnenhüter lächelte. »... und beschämst mich dadurch, weil auch wir Ramen nicht unfehlbar sind. Das haben wir einmal vergessen, als die Bluthüter ihren Dienst bei den Lords beendet hatten und einige wenige von ihnen mit den Ramen den Ranyhyn dienen wollten. Törichterweise haben wir unsere Überheblichkeit den Schlaflosen gegenüber jahrhundertelang gepflegt und auf diese Weise Misstrauen dargeboten, wo Ehre verdient worden war.
    Wir müssen jetzt beide darauf achten, dass wir die Ring-Than nicht drängen, unsere alten Fehler zu wiederholen. Wir können sicher sein, dass sie dem Land und ihren Lieben dienen wird. Mehr brauchen wir nicht zu wissen.«
    Sie legten das letzte Stück Weg bis zu dem breiten Korridor, der nach Herrenhöh hinunterführte, schweigend zurück. Kurz vor dem Eingang blieb Linden stehen. Die Meister, die den Tunnel vermutlich bewachten, sollten sie nicht hören. Ihre freie Hand legte sie auf Staves Schulter und suchte den scharfen Blick des Mähnenhüters: »Ich danke dir«, sagte sie ernst. »Das hat mir geholfen.« Dann wandte sie sich an Stave: »Auch dir danke ich. Ich muss alles wissen, was du mir erzählen kannst. Selbst wenn es mich verrückt macht.« Sie lächelte. »Dennoch hat Mahrtiir recht. Ich darf mich jetzt durch nichts anderes ablenken lassen. Wir haben zu viele Probleme. Ich muss sie lösen, wie sie kommen. Die Zeit läuft uns davon. Das weiß ich. Die Dämondim werden nicht mehr allzu lange warten.« Und wenn sie ihre Belagerung wieder aufnahmen, würden sie die ganze Bösartigkeit des Weltübelsteins aus seinem Ursprung in ferner Vergangenheit entfesseln. »Aber ich kann mir ihretwegen noch keine Sorgen machen. Als Erstes muss ich mit Covenant und Jeremiah sprechen. Du wirst mir hoffentlich verzeihen, Stave, aber es kann Dinge geben, über die ich vor dir nicht sprechen darf.« Nicht ehe sie mehr über den Zweifler und ihren Sohn wusste – und wo sie im Verhältnis zu ihnen stand. »Kannst du weiterhin die Gedanken der Meister hören, muss ich annehmen, dass sie die deinigen gleichfalls hören können. Und wenn sie auch nur halbwegs glauben, Jeremiah stelle eine Gefahr dar ...« Sie schluckte trocken. »Ich darf nicht riskieren, dass sie mir in die Quere kommen.«
    Stave erwiderte Lindens Blick gleichmütig. »Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen. Ich stelle deinen Entschluss nicht in Frage. Tatsächlich können die Meister meine Gedanken hören – falls sie

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