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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Halbhand zuckten leicht, als spürten sie die Abwesenheit des Rings, den sie so lange getragen hatten.
    »Tut mir leid, Mama«, sagte Jeremiah grinsend. »Du darfst uns noch immer nicht anfassen.« Er schien zu glauben, er kenne ihre Gedanken. »Du hast dich verändert. Du bist sogar noch mächtiger geworden. Du würdest uns bestimmt verschwinden lassen.«
    Doch er hatte ihr heftiges Stirnrunzeln, ihre tiefe Bestürzung falsch gedeutet. Sie hatte nichts vergessen, sie litt unsagbar darunter, und doch galt Lindens gesamte Aufmerksamkeit in diesem Augenblick Covenant. Die in ihm vorgegangenen kleinen Veränderungen erschienen ihr weniger verständlich als die völlige Wiederherstellung ihres Sohns.
    Covenant nickte geistesabwesend. »Glimmermere. Ich bin verdammt stark, aber dagegen komme ich nicht an.« Er sprach undeutlich, mit schwerer Zunge. »Die Realität kehrt immer wieder zurück. Dann sind wir alle verloren.«
    War er ...?
    Mit ausdrucksloser Stimme, so neutral wie nur möglich, fragte Linden: »Was trinkst du?«
    Covenant sah in seinen Humpen. »Das hier?« Er nahm einen großen Schluck, dann stellte er den Humpen auf seinen Schoß zurück. »Frühjahrswein. Weißt du, ich hatte tatsächlich vergessen, wie gut er schmeckt. Ich bin ...« Er verzog sein Gesicht. »... schon lange nicht mehr körperlich gewesen.« Dann schlug er vor: »Du solltest ihn kosten. Er könnte dir helfen, dich zu entspannen. Du bist so verkrampft, dass es wehtut, dich anzusehen.«
    Jeremiah kicherte; dann verstummte er abrupt.
    Linden trat an den Steintisch, beugte sich zu einem Krug hinab, der nach Schatzbeeren und Bier roch. Die Flüssigkeit sah klar aus, war aber offensichtlich durchgegoren. Irgendwie verstand die Bevölkerung des Landes sich darauf, aus Aliantha -Saft ein Ale zu bereiten, das erfrischend wie das Wasser einer Bergquelle war. Die Ramen glaubten, dass kein Diener Fangzahns Aliantha begehrte oder verzehrte. Die Wirkung der Beeren sei zu stark.
    Sie sah wieder Covenant an und sagte steif: »Du bist betrunken.«
    Er zuckte mit den Schultern, verzog erneut das Gesicht. »Höllenfeuer, Linden. Jeder muss sich irgendwann etwas entkrampfen. Bei allem, was ich gegenwärtig durchmache, habe ich es mir verdient. Und außerdem hat Jeremiah so viel getrunken wie ich ...«
    »Stimmt nicht!«, protestierte Jeremiah.
    »... und er ist nicht betrunken«, fuhr Covenant fort. »Sieh ihn dir bloß an.« Als führe er ein Selbstgespräch, murmelte er: »Vielleicht gelangt jeder Schluck in seinen anderen Magen. In den seiner Gestalt, die noch Fouls Gefangener ist.«
    Linden schüttelte den Kopf. Covenants Benehmen war ihr unerklärlich. Aber genau aus diesem Grund wurde sie ruhiger. Seine seltsame Art gestattete ihr, auf einen Teil der professionellen Objektivität zurückzugreifen, mit der sie sich jahrelang das wirre Geschwätz von Psychotikern und Geisteskranken angehört hatte: zusammenhanglose Beobachtungen, Warnungen, Rechtfertigungen, alle zu dem Zweck, Quellen heimlicher Schmerzen zu verbergen und offenzulegen. Es war nicht so, dass sie glaubte, Covenant sei geisteskrank geworden, aber sie konnte ihn nun wie aus einiger Entfernung betrachten, und das gab ihr Sicherheit. Als hätte sie eine Mauer zwischen ihm und ihrem Schmerz errichtet – oder ihre Verzweiflung in einem Raum verborgen, der dem Geheimversteck glich, in dem ihr Zugang zu wilder Magie lauerte. Ihr Tonfall war absichtlich unpersönlich, als sie fortfuhr: »Du hast gesagt, du wolltest mich sprechen. Aber bist du überhaupt imstande, mir irgendetwas zu erklären?«
    »Was«, protestierte Covenant, »glaubst du etwa, das bisschen Alkohol könnte mich hindern? Linden, du vergisst, wer ich bin. Der Schlussstein des Bogens der Zeit, damit das klar ist. Ich weiß alles. Oder kann alles wissen, wenn ich mir Mühe gebe.«
    Er starrte in die Luft, als versuche er, sich ein Beispiel einfallen zu lassen. Dann richtete er seinen verschwommenen Blick wieder auf sie: »Du warst im Glimmermere. Und du hast mit Esmer gesprochen. Mit ihm und ungefähr hundert Urbösen und Wegwahrern. Eines würde mich interessieren: Weshalb sind sie deiner Ansicht nach hier? Was er gesagt hat, ist mir egal. Er hat nur versucht, sich zu rechtfertigen. Was glaubst du? «
    Linden, die seine ganze Art beunruhigend fand, behielt ihre Reaktion für sich. Statt zu antworten, sagte sie vorsichtig: »Keine Ahnung. Er hat mich völlig überrascht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    Covenant

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