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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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»Aber ich spreche ständig mit meiner Mutter.«
    »Du kommunizierst mit den Toten?«, fragte Cody.
    »Ich nenne es beten«, sagte Kendra. »Auch wenn du anderer Meinung sein magst.«
    Schabe überprüfte die elektromagnetischen Werte im Speisesaal und schrieb sie auf. Obwohl Codys Programm die Daten automatisch aufzeichnen würde, verließ sich Schabe immer noch auf Stift und Papier. Er hatte miterlebt, wie Computer gemeinsam mit anderen Geräten ihren Geist aufgaben, vor allem, wenn Dämonen eine praktische Energiequelle benötigten, um körperliche Gestalt anzunehmen.
    »Gib Acht auf deine Aura«, sagte Cody. »Schabe meint, es gäbe ein paar sehr Böse hier.«
    »Ich kapier das nicht«, sagte Kendra. »Wenn Gott die Macht hat, Engel aus dem Himmel zu schmeißen, warum sollte er ihnen dann erlauben, hier herumzuhängen, Leute in Versuchung zu bringen und von ihnen Besitz zu ergreifen und so weiter?«
    »Gott braucht jemand, der die Drecksarbeit für ihn erledigt«, sagte Schabe. »Dann muss er sich die Finger nicht schmutzig machen.«
    »Und was haben die Dämonen davon? Ich meine, Luzifer wurde rausgeschmissen, weil er der Boss sein wollte, und jetzt sitzt er herum und plant sein Comeback?«
    »Darum geht es in der Offenbarung«, sagte Schabe, obwohl dieser biblische Text durch Metaphern und poetischen Unfug schwer zu durchschauen war. »Die Gefallenen fahren darauf ab, sie kriegen die Erde für tausend Jahre, gerade lange genug, um auf den Geschmack zu kommen, und dann – rumms – schlägt ihnen Gott den Knochen aus dem Mund.«
    »Okay, also warten sie auf ihren großen Tag im Scheinwerferlicht«, sagte Kendra. »Aber warum albern sie in der Zwischenzeit herum? Und wenn sie unter uns sind, wie kommt es, dass niemand von uns besessen ist?«
    Die Unschuld der Jugend. Was denkst du, woher deine eigenen Sünden kommen, Digger Junior? Und man muss sich noch nicht mal darauf verlassen, dass sich der Einfluss des Bösen von innen heraus ausbreitet, weil früher oder später der Hammer Gottes von außen auf einen einschlagen wird.
    »Dämonen können ohne Einladung nicht aktiv werden«, sagte Schabe. »Damit es eine Entscheidung ist. Darum geht es bei dem ganzen Gerede von Himmel und Hölle letztendlich.«
    »Entspann dich«, sagte Cody. »Du bringst noch die ganze Para-Industrie in Verruf. Ich möchte lieber, dass man uns für einen Haufen opportunistischer Spinner hält, als für schwermütige Miesepeter.«
    »Was nützen denn Zahlen in Glaubensdingen?«, fragte Kendra. »Du kannst bis ans Ende der Zeit technische Daten anhäufen und wirst trotzdem niemals eine Antwort auf die große Frage bekommen.«
    Cody grinste ein wenig wegen des Kompliments, aber seine Gesichtszüge waren von Unsicherheit überschattet. »Worauf willst du hinaus?«
    »Du willst etwas beweisen, das sich nicht beweisen lässt. Dad will etwas erkennen, das man nicht erkennen kann. Und Schabe will das Unbesiegbare besiegen. Wir tun alle nur so, als ob, und am Ende läuft alles auf das Gleiche hinaus.«
    »Aber hallo!«, sagte Cody. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Existentialistin bist.«
    Sie rutschte vom Tisch, zerknitterte dabei das Tischtuch und ging Richtung Tür. »Nein, ich bin nur eine Comicfigur. Kümmere dich nicht um mich.«
    Schabe beobachtete, wie Codys Augen jedes Detail der Bewegungen des Mädchens verschlangen. In der Gewissheit, dass sie beobachtet wurde, schüttelte sie ihre Haare, wobei sich Schatten und Licht vermischten, und verfiel in eine dezente Nachahmung ihres Laufsteg-Gangs.
    Ja, er beobachtet dich, du kleine Schnalle. Aber er ist nicht der einzige.
    Der Dämon in der Ecke, der sich selbst noch keinen Namen gegeben hatte, nickte zustimmend.

 
     
     
    Kapitel 14
     
    »Du hättest nicht so schnell die Lampe umwerfen sollen«, sagte Duncan.
    Ann, die ihre Digitalkamera so auf einen Spiegel richtete, dass sie eine schiefe Ansicht des Korridors im zweiten Stock einfing, sagte: »Das war nicht ich, das war der launische alte Zyniker, Gelbaugh.«
    »Der launische alte Zyniker bist du. Außerdem war er auf der anderen Seite des Zimmers.«
    Der Flur war gekrümmt; die Jahrzehnte hatte das Holz unter dem ausgefransten grauen Teppich verzogen. Die schräge Geometrie trug zweifellos zu übersinnlichen Illusionen bei, und Ann wollte dies zu ihrem Vorteil nutzen. Durch die Verwendung des Spiegels konnte sie die Architektur noch mehr verzerren. Sie drückte den Auslöser und das Blitzlicht erhellte den düsteren Gang.
    »Würde

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