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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr
Autoren: Marie Hoehne
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verstehe das nicht." Ich blieb nochmals stehen.
    "Es ist gefährlich da draußen, Lily. Da laufen überall so Kerle wie ich es bin rum." Er wich meinem Blick gekonnt aus und wartete darauf, dass ich die Tür aufschloss. Doch darauf konnte er lange warten.
    "Du… bist aber nicht gefährlich." Es klang mehr wie eine Frage, und ich biss mir unwillkürlich auf die Lippen. 'Er tötet vielleicht Menschen, Lily! ', hörte ich Vanessas Stimme mehr als deutlich in meinem Kopf.
    "Ich würde dir niemals etwas tun. Ich war mir… anfangs nicht sicher, wie stark ich sein würde. Ob ich… widerstehen könnte, so wie Xander. Er ist so gut darin. Er arbeitet in einem Krankenhaus!", sagte er mit aufgebrachter Stimme.
    "Pst!" Argwöhnisch sah ich mich um, doch zu meiner Erleichterung blieb alles ruhig.
    Zögernd schloss ich nun doch die Tür auf und zog ihn hinter mir her ins Zimmer.
    "Ich weiß, dass du nicht böse bist", flüsterte ich.
    "Vampire… sind nicht böse. Das ist ihre Natur", presste er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Wir haben uns das nicht ausgesucht."
    "Das habe ich nicht gemeint."
    Wir standen einfach nur da und sahen uns an.
    "Ich sollte vielleicht gehen." Mit einem Mal sah er fast ein wenig erschöpft aus.
    "Nein… nein, bitte nicht." Ich machte einen Schritt auf ihn zu und griff nach seinem Arm.
    Wortlos zog er mich an sich und hielt mich fest.
    "Es tut mir leid", sagte er leise. "Ich… bin wohl noch etwas unzufrieden mit der Gesamtsituation." Er zwang sich zu einem Lächeln.
    "Ich bin froh, dass du hier bist… bei mir." Ich sah zu ihm auf und strich ihm eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht.
    "Das ist gut." Mehr sagte er nicht.
    Wir setzten uns auf mein Bett, und er legte vorsichtig den Arm um mich. Er würde mir nichts tun. Niemals, dessen war ich mir sicher. Doch irgendetwas beschäftigte ihn, das konnte ich ganz deutlich erkennen.
    "Ist es seltsam, mich zu berühren?", fragte er nach einer ganzen Weile.
    "Es ist anders."
    Er nickte.
    "Schlimm?"
    "Was? Nein!" Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, doch Sam blieb ernst. "Nur anders. Nicht besser, nicht schlechter. Ich finde es schön, dich neben mir zu haben, dich anzufassen." Wie zum Beweis legte ich meine Hand auf seine Brust. Wie erwartet, spürte ich nicht das vertraute Pochen seines Herzens. Alles blieb ruhig.
    "Ich hätte nie… ich dachte nicht, dass du…" Er zuckte unschlüssig die Schultern, und ich fragte mich, wie es kam, dass er mit einem Mal so unsicher war. Sam war immer so stolz gewesen, es war ungewohnt, ihn so zu erleben.
    Statt einer Antwort kuschelte ich mich an ihn, und er vergrub das Gesicht in meinen Haaren.
    Mein Blick fiel auf den leuchtend roten Hamsterkäfig. Manfred stand in seinem Laufrad und beobachtete uns misstrauisch. Ich fragte mich unwillkürlich, ob der Hamster Sam für ein Raubtier hielt? Seine Nackenhaare waren irgendwie gesträubt, auf eine Weise, wie ich es nur von unserem Hund Jerry kannte, wenn der sich über irgendetwas aufregte.
    Es war so viel passiert, seit Mr. O'Leary ihn mir damals anvertraut hatte. Mein ganzes Leben hatte sich verändert, nur Manfred war noch immer derselbe.
    "Kannst du eigentlich auch einen Hamster verwandeln?" Die Frage war mir einfach so herausgerutscht, und ich hoffte inständig, Sam würde sie mir nicht allzu übel nehmen.
    Zu meiner Erleichterung sah er mich amüsiert an. "An was dachtest du? An einen Vampster?"
    Nun mussten wir beide lachen.
    "Das wäre… witzig." Ich grinste ihn an.
    "Du bist so süß." Unvermittelt wurde er wieder ernst und nahm mich ganz fest in seine starken Arme. "Du hast mir so sehr gefehlt."
    Ich war glücklich. War das verrückt? Der Mann, den ich liebte, war ein Wesen der Nacht. Er war nicht sterblich. Er würde immer so aussehen wie jetzt. Die Vorstellung machte mir mit einem Mal Angst. Was würde passieren? Mit ihm? Mit mir? Mit uns? Gab es überhaupt ein 'uns'?
    "Was hast du?"
    Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nichts."
    "Ich habe Angst, Lily."
    "Wieso?"
    "Weil ich nicht weiß, was werden wird." Er schloss für einige Sekunden die Augen.
    Ich nickte verständnisvoll. Vielleicht konnte er ja doch Gedanken lesen. Keine besonders schöne Vorstellung. Oder fürchtete er noch etwas Anderes?

6. KAPITEL

    A ls ich am nächsten Tag die Augen aufschlug, schien die Sonne bereits wieder hell in mein Gesicht. Es war kurz nach elf. Schon wieder hatte ich zwei Seminare verpasst. So konnte das definitiv nicht weitergehen. Am Ende des Semesters
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