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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr
Autoren: Marie Hoehne
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Nacht, ihre Haare waren zerzaust und ihr Augen-Make-Up verschmiert, so als hätte sie geweint.
    "Hey", begrüßte ich sie besorgt. "Ist alles in Ordnung?"
    "Hey", kam es mürrisch zurück.
    "Geht es dir gut?" Unschlüssig blieb ich stehen. Was sollte ich tun?
    Sie sah mich nicht an. Ihr Blick blieb stur auf die Tür gerichtet, während sie die Arme fest vor der Brust verschränkt hatte.
    "Vanessa, rede mit mir. Ist alles ok?" Langsam wurde ich nervös.
    "Klar, wieso?"
    "Weil du die Nacht über nicht nach Hause gekommen bist." Ich legte meine Tasche auf den kleinen Tisch neben der Tür, froh, dass sie endlich etwas sagte. Mein Blick wanderte zu Manfreds Käfig hinüber und ich öffnete ihn, um ihm etwas zum Essen in seinen Napf zu geben. Der kleine Kerl schlief um diese Uhrzeit tief und fest.
    "Ich hatte keine Lust auf… euch", gab sie zögernd zu.
    Ich hielt in der Bewegung inne und wandte mich langsam zu ihr um. Dann schloss ich den Käfig wieder und setzte mich zu ihr aufs Bett.
    "Ich verstehe das nicht. Was genau hast du denn gegen… uns?"
    "Ich traue Sam einfach nicht. Ich weiß nicht, er ist so… anders."
    "Er ist in Ordnung."
    Sie zuckte die Schultern.
    "Wo hast du übernachtet?"
    "Bei Jim", gab sie einsilbig zurück.
    "O… ok. War das…", fragte ich vorsichtig.
    "Obs gut war?" Empört sprang sie auf. "Ich hab ja keine Ahnung, was du mit deinem untoten Kerl so anstellst und irgendwie widert mich auch nur die Vorstellung schon total an, aber… ich… also… er hat's nicht mal versucht! Bin ich echt so hässlich?"
    Ich sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen und stand schnell auf, um sie in den Arm zu nehmen.
    "Du bist überhaupt nicht hässlich, so ein Schwachsinn! Und Sam und ich machen hier auch nichts, überhaupt nichts. Wir haben nur geredet." Ich drückte sie an mich, und sie vergrub dankbar das Gesicht an meiner Schulter. "Ich denke, du kannst froh sein, dass Jim dich nicht angefasst hat. Er hat ekelhaft abgeknabberte Fingernägel und Mundgeruch."
    Ich spürte ein leises Beben an meinem Hals. Sie lachte.
    Erleichtert strich ich ihr über den Rücken.
    "Das stimmt wohl." Sie fuhr sich mit dem Ärmel ihres Sweatshirts über die laufende Nase. Ihre Augen waren rot und von noch mehr schwarzen Schlieren umrahmt, als sie mich endlich wieder ansah.
    "Ich glaube, ich bin nur neidisch. Auf dich. Auf Sam."
    "Ach Quatsch, da musst du gar nicht neidisch sein."
    Sie schüttelte entschieden den Kopf.
    "Ich muss dich jetzt teilen, das fällt mir schwer. Und ich hab Xander gern."
    "Ich weiß." Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor sieben. Ich würde zu spät kommen.
    "Musst du weg?"
    "Pat wartet auf mich. Meine Schicht fängt in zehn Minuten an." Ich öffnete meinen Schrank und griff nach einem meiner langweiligen schwarzen T-Shirts. Morgen musste ich unbedingt neue Klamotten kaufen gehen. Wie lange schob ich das nun schon vor mir her? Aber es war notwendig. So konnte ich Sam ja nicht länger gegenübertreten. Schnell zog ich mir ein frisches Oberteil über und schlüpfte in meine Jacke.
    "Kann ich mitkommen?"
    "Zu Pat?"
    Sie nickte. "Ich hab keine Lust aufs Alleinsein."
    "Klar, komm mit. Es ist nur… ich würde später nochmal…"
    "Bei Sam vorbeischauen, jaja. Ich kann ja Xander besuchen."
    "In Ordnung." Ganz wohl war mir nicht bei dem Gedanken. Immerhin wusste ich nicht, ob ich Vanessa so ohne weiteres mit in ihre Wohnung nehmen durfte. Doch ich würde Sam später einfach eine Nachricht schreiben. Glücklicherweise besaß er immer noch sein altes Handy.

    Gegen Mitternacht ließ ich mich auf einen der leeren Barhocker fallen und betrachtete gedankenverloren die zwei Männer, die noch immer an einem Tisch in der Ecke saßen und miteinander redeten.
    "Die bleiben noch eine Weile." Pat lehnte sich an die Theke und folgte meinem Blick. "Du kannst jetzt aber wirklich Feierabend machen. Deine Freundin ist schon eingeschlafen."
    Ich sah mich um und entdeckte Vanessa, die mit dem Kopf an der Wand lehnte und tatsächlich zu schlafen schien.
    "Du willst doch sicher deinen Freund sehen, den von neulich."
    "Das war nicht mein Freund", gab ich zurück und griff nach meinem Handy. Seltsam, Sam hatte noch immer nicht auf meine Nachricht geantwortet. Was sollte ich nur machen? Ich hatte ja noch immer keine Ahnung, ob ich Vanessa einfach so mit zu ihrer Wohnung nehmen durfte.
    "Ihr Freund heißt Sam." Ich hörte ihre schlaftrunkene Stimme hinter mit. Müde fuhr Vanessa sich mit den Händen über das Gesicht.
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