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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Uhr. Dann rief er seinen Fahrer zu sich und bat ihn, sich nach Flugverbindungen zu erkundigen.
    »Vielleicht verbringe ich Weihnachten zum ersten Mal bei meiner Mutter«, sagte er schließlich.
    »Heiligabend ist bereits morgen.«
    »Dann fliege ich schon heute abend, wenn es eine entsprechende Verbindung gibt.«
    »Das kannst du nicht machen.« Pina glaubte ihren Ohren nicht. »Du wirst hier gebraucht. Die slowenischen Kollegen benötigen deine Aussage, wie sollen sie sonst ermitteln?«
    »Schon erledigt.« Sedem winkte ab.
    »Und deine Großmutter kannst du über die Feiertage auch nicht alleine lassen.«
    »Die hat ihre Freundinnen. Also, wer soll mich festhalten?« Sedem grinste verwegen. »In ein paar Tagen bin ich ohnehin zurück.«
    »Ich komme mit«, entfuhr es Pina spontan, und sie erschrak selbst über ihre Kühnheit.
     
    *
     
    Laurenti breitete vor Rožman einen Satz der vergrößerten Abzüge der Videoüberwachung aus. Auf einem der Bilder war deutlich das Kennzeichen des Range Rovers zu erkennen, der auf einen in Mailand wohnhaften Albaner zugelassen war, gegen den seit zwei Jahren ein Haftbefehl vorlag. Vollstreckt werden konnte er allerdings nicht, wie Laurenti sagte, der Mann hatte sich vermutlich abgesetzt. Ein anderes Bild zeigte den Range Rover, wie er vom Prominentenparkplatz auf die Autobahn in Richtung Slowenien einbog. Marietta hatte mit der Wahl der Vergrößerungen gute Arbeit geleistet.
    »Den Hof haben wir inzwischen abgesperrt und versiegelt, aber Dean Čuk hat mehr als ein Problem«, sagte Rožman schließlich, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. »Und ich auch, da helfen mir selbst diese Bilder wenig.« Er legte die Abzüge auf den Schreibtisch zurück und berichtete.
    Gleich nach Pausins Auftritt war Rožman in Begleitung von zwei uniformierten Beamten mit dem Streifenwagen zu Deans Hof gefahren. Zweimal mußten sie auf dem engen Sträßchen entgegenkommenden Fahrzeugen ausweichen, bevor sie auf den Weg einbiegen konnten, der zum Anwesen des Dicken führte. Zuerst war es ein dottergelber Porsche mit Wiener Kennzeichen gewesen und wenig später ein japanischer Kleinwagen aus Klagenfurt. So viele Österreicher am vierten Advent, die den heimischen Christkindlmarkt schwänzten?
    Die Tür des Wohntrakts hatte halb offen gestanden und trug eigenartige Spuren der Verwüstung, der Boden war mit feinen Holzsplittern übersät. Rožman erinnerte sich genau, daß sie bei seinem letzten Besuch noch unbeschädigt gewesen war. Von der Mitte des Hofes führten Flecken von eingetrocknetem Blut bis ins Haus. Die drei Polizisten zogen die Waffen und sicherten sich gegenseitig. Wie im Film drangen sie ein. Sie fanden Dean leblos auf seinem Bett. Sein Gesichtwar von einem Kissen bedeckt, Daunenfedern wirbelten auf, als Rožman es mit spitzen Fingern anhob, das Laken unter seinem Kopf war blutdurchtränkt. Doch trotz des Einschußlochs an seiner Schläfe atmete Dean noch. Die Ambulanz traf zwölf Minuten später ein, die Spurensicherung aus Koper nach einer halben Stunde und Polizeidirektor Jure Pausin, sein Vorgesetzter, um dreizehn Uhr, als aus dem Operationssaal bereits die Nachricht vorlag, daß Dean wider erster Erwartungen wohl durchkommen würde. Vernehmungsbereit aber wäre er die nächsten Wochen kaum, und dann müsse man sehen, welche Schäden sein Gehirn abbekommen habe. Zu allem aber hätte er nicht nur die schwere Verletzung durch den Kopfschuß erlitten, sondern trüge bereits ältere Wunden im Gesicht, auf der Stirn und am Knie, deren Blut bereits eingetrocknet war. Es sei davon auszugehen, daß er schweren Mißhandlungen ausgesetzt wurde, bevor man ihn hinrichten wollte. Der Killer hatte ihn also vorher ausgequetscht. Die Kugel aber stammte aus einer Neunmillimeter-Walther PPS, einer Profiwaffe.
    Pausin hatte Rožman nach Strich und Faden zur Sau gemacht. Rožman beteuerte mit Unschuldsmine, er habe lediglich eine Routineüberprüfung vorgenommen, worauf Pausin ihn vor allen anderen Kollegen herunterputzte. Der Alleingang eines Provinzbullen sei nicht einmal bei einem normalen Mord tolerierbar. Er hätte umgehend von seinem Verdacht berichten müssen, dann wäre eine Spezialeinheit zum Einsatz gekommen. Als Rožman allerdings entgegnete, daß auf diese Weise zu viel Zeit verstrichen, Dean längst tot gewesen wäre und nur sein Alleingang den Zeugen gerettet habe, stieg Pausin wortlos in seinen Wagen und raste wütend davon.
    Aus dem Safe des

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