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Die Ruhelosen

Die Ruhelosen

Titel: Die Ruhelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minelli Michele
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Nein, nein. Der war so eifersüchtig, mein Vater, furchtbar. Meine Mutter hatte mich nicht geschützt oder Stellung bezogen, sie hat keinem Streit standgehalten. Hat weder zum Mann gehalten noch nicht zu ihm gehalten, sie war passiv, weißt du, gab schnell auf, so wie … ich weiß nicht, bei uns ist alles immer erledigt worden mit Geld. Es ist einfach erledigt worden. Es fehlte mir ja an nichts, verstehst du?«
    Aude betrachtete ihre Omama, wie sie noch einmal einen Zug aus dem Inhalator nahm.
    »Ich wohnte erst einmal bei Ciccioriccios. Im November 1936 ist Massimo zur Welt gekommen, also fast im Jahr 37, und im Januar 1939 ist meine Schwester gestorben. Da musste ich zurück ins Geschäft, bis andere Leute eingearbeitet waren. Und Massimo hatte ich in der Krippe in Oberbalm gehabt. Ich konnte ja nicht mehr nach Hause und wieder das verwöhnte Kind sein, ich musste arbeiten. Und meine Mutter nahm mir den Massimo nicht ab, und die Schwiegermutter hatte auch keine Zeit.« Mondaine schüttelte langsam den Kopf.
    »1944 bin ich endlich geschieden worden. Alle sechs Monate ist er nach Hause gekommen ans Gericht! So lange war der in Abessinien gewesen und hat nie was getan für den Bub! Und die Italiener wollten natürlich jeden, der männlich war. Für ihren Krieg! Als Kriegsfutter, verstehst du. Es war so schwierig, sich scheiden zu lassen. Und ich habe sechs Richter gehabt! Zuerst aber musste ich mich einbürgern lassen, damit ich mich überhaupt in der Schweizscheiden lassen konnte, das war ja bei diesem Bärtschi, der mich so anfassen wollte, du … nein, nein du. Was Männer einer Frau alles antun. Und da kannte ich doch eben diesen Sandro, zum Glück, und er und seine Parlamentarierfamilie haben innert zehn Tagen erreicht, dass ich Schweizerin wurde! Irgendwie muss das, was der Bärtschi da mit mir wollte und machte, irgendwie muss das rausgekommen sein, weil, ich war ja komplett aus dem Dings, ich habe nie gedacht, dass so etwas passieren könnte, der war doch ein Beamter, ein Staatsmann, aber mir ist alles passiert, alles, was du dir vorstellen kannst. Gottseidank war da der Sandro.«
    Mondaine prüfte mit spitzer Zunge, ob der Tee abgekühlt war. Sie mochte keinen heißen Tee. Sie schlürfte nur in kleinen Schlucken. Dann tupfte sie sich den Mund mit einer weißen Stoffserviette, ein bisschen Lippenstift, rosa, blieb daran kleben.
    »Als ich Abel kennenlernte, war er vierundzwanzig Jahre alt. Ich war ein bisschen älter, ich bin fast zwei Jahre älter als er, weil ich im März geboren bin und er im Dezember. Er ist 17 geboren und ich 16, das macht fast zwei Jahre. Verstehst du? Rechnen kann ich noch. Abel war fast zehn Jahre mit Josiane zusammen gewesen, und erst zuallerletzt ist das Kind gekommen, da hatte sie einfach nicht mehr aufgepasst, oder was, und er, was willst du, er konnte sich nicht richtig lösen, das war auch nicht leicht für ihn, vermutlich, was weiß ich. Er wollte ihr kein Leid antun. Und so war er anständig mit ihr geblieben, was das eben so heißt. Er hat schwer darunter gelitten, hat gedacht, er würde mich deshalb verlieren, er hat gesagt: Alors, écoute, und er hat mir alles erzählt von Anfang an. Ich mochte ihn schon gerne da, aber ich war noch so befangen von der Enttäuschung. Es hätte mir nicht viel ausgemacht, ihn gehen zu lassen, denn ich hatte ja noch so viele nette Bekannte … Aber seineMutter, diese Cheina, die war gegen uns, und da war er es, der zu mir hielt. Die hat getobt wie eine Furie, einmal im Kursaal oben. Oh, das war eine arrogante Frau, furchtbar! Furchtbar. Später hatte sie mich schon akzeptiert, doch. Alle paar Monate bin ich zu ihr gefahren, ihre Schränke aufräumen. Da habe ich immer alles zuerst einmal herausgenommen und neu zusammengefaltet. Da hat sie gesehen, dass ich eine gute Hausfrau bin. Damals wohnten die in Fribourg oder Lausanne oder irgendwo dort unten in der Romandie. Die sind auch viel umgezogen. Das liegt uns wohl im Blut. Wie Zugvögel sind wir. Wir alle. Du ja auch, Aude, du bist auch nie richtig angekommen. Deshalb hast du ja auch … na ja.«
    Aude wurde verlegen und goß Tee nach. Aber ihre Omama lächelte, sie war nur kurz zurückgekommen, sie war schon wieder fort.
    »Als ich Abel kennenlernte, habe ich keine Skepsis gehabt gegenüber Musikern, überhaupt nicht. Das hatten wir nie, wir sind gern gute Orchester hören gegangen. Nur für meinen Vater war das das Letzte. Der hatte so viele Geschäftsmänner für mich parat!
    Ich selber

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