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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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fassen.
    Schließlich blieb er stehen. Er war sich bewusst, dass Walt ihn beobachtete, und überlegte kurz. Es musste doch eine Möglichkeit geben, das zu schaffen. Niemals könnte er ein Pferd, das so schnell war wie dieses, einholen. Es musste einen anderen Weg geben…
    Sein Blick fiel auf den Korb mit Äpfeln vor dem Zaun. Schnell duckte er sich unter den Zaunlatten hindurch und nahm einen Apfel. Dann ging er zurück auf die Weide und stand ganz ruhig da, den Apfel in der ausgestreckten Hand.
    »Komm schon, mein Junge«, sagte er.
    Die Ohren des Ponys schossen hoch. Es mochte Äpfel. Es mochte eigentlich auch diesen Jungen – er hatte das Spiel gut mitgespielt. Zufrieden warf es den Kopf nach hinten, trottete auf Will zu und nahm geschickt den Apfel. Will packte den Zaum und das Pony kaute den Apfel. Wenn man von einem Pferd sagen konnte, dass es zufrieden aussah, dann von diesem.
    Will blickte auf und sah Walt beifällig nicken.
    »Guter Einfall«, sagte der Waldläufer.
    Bob stieß ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. »Recht gescheit, der Junge!«, lobte er kichernd. »Gescheit und höflich! Der wird mit Reißer zusammen ein gutes Gespann abgeben, was?«
    Will tätschelte den Hals des Ponys und sah den alten Mann an. »Warum heißt er Reißer?«, fragte er.
    In dem Moment wurde Will fast der Arm ausgerenkt, als das Pony unvermittelt den Kopf zurückriss. Will stolperte, fand aber schnell das Gleichgewicht wieder. Bobs heiseres Lachen schallte über die Weide.
    »Vielleicht kannst du’s jetzt erraten!«, sagte er zufrieden.
    Sein Lachen war ansteckend und Will konnte nicht anders, als einzustimmen. Walt blickte hoch zur Sonne, die nun beinahe hinter den Bäumen verschwand.
    »Bring ihn hinüber zum Schuppen. Bob kann dir zeigen, wie du ihn pflegen musst«, ordnete er an und fügte dann, an den alten Mann gerichtet, hinzu: »Wir werden heute Nacht hier bleiben, Bob, wenn es dir nicht zu viel Mühe macht?«
    Der alte Pferdezüchter nickte zustimmend. »Ich freu mich über die Gesellschaft, Waldläufer. Manchmal verbringe ich so viel Zeit mit den Pferden, dass ich beinahe denke, ich wär selbst eins.« Gedankenverloren griff er in den Korb mit den Äpfeln, holte einen heraus und biss hinein – genau wie Reißer einige Minuten zuvor.
    Walt betrachtete ihn mit erhobenen Augenbrauen. »Wir kommen anscheinend gerade noch rechtzeitig«, bemerkte er trocken. »Dann werden wir morgen sehen, ob Will Reißer genauso gut reiten kann, wie er ihn eingefangen hat«, sagte er und ahnte, dass sein Lehrjunge diese Nacht nicht viel schlafen würde.
    Er hatte Recht. Bobs winzige Hütte hatte nur zwei Zimmer, und so streckte sich Walt nach dem Abendessen auf dem Boden vor dem Kamin aus und Will wurde im warmen, sauberen Stroh der Scheune untergebracht. Er lauschte auf das sanfte Schnauben der beiden Pferde. Der Mond ging auf und wieder unter, während Will hellwach dalag und sich fragte, was der nächste Tag wohl brächte. Würde er Reißer reiten können? Er hatte noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen. Würde er herunterfallen, wenn er es versuchte?
    Würde er sich verletzen? Noch schlimmer – würde er sich zum Narren machen? Er mochte den alten Bob und wollte vor ihm nicht dumm dastehen. Genauso wenig wie vor Walt, wurde ihm überrascht klar. Er dachte immer noch darüber nach, wann Walts Meinung ihm so wichtig geworden war, als er schließlich doch einschlief.



A lso habt Ihr es auch gesehen. Was meint Ihr?«, fragte Sir Rodney. Sir Karel streckte die Hand aus und goss sich noch einen Becher aus dem Krug mit Bier ein, der auf dem Tisch zwischen ihnen stand. Sir Rodneys Quartier war recht bescheiden, ja beinahe spartanisch, wenn man in Betracht zog, dass er der Leiter der Heeresschule war. Heeresmeister anderer Lehnsherren gönnten sich aufgrund ihrer Position einen gewissen Luxus, doch das war nicht Sir Rodneys Stil. Sein Zimmer war einfach möbliert, mit einem Holztisch als Schreibtisch und sechs schlichten Holzstühlen darum.
    Natürlich gab es einen Kamin in der Ecke. Sir Rodney mochte zwar bescheiden leben, aber das hieß nicht, dass er es ungemütlich haben wollte, und die Winter auf Burg Redmont waren kalt. Im Augenblick war es Spätsommer und die dicken Steinwände des Burggebäudes dienten dazu, das Innere kühl zu halten. Wenn die kalte Jahreszeit kam, würden genau diese dicken Wände die Wärme des Feuers bewahren. Das große Erkerfenster bot den Blick über den Exerzierplatz der Heeresschule. An der Wand

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