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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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blieb mitten im Fluss stehen, die Arme zitterten unter dem Gewicht des Felsbrockens, Tränen der Verzweiflung und Demütigung stiegen ihm in die Augen. Einmal verlor er das Gleichgewicht und fiel der Länge nach ins Wasser. Danach erschwerte ihm seine durchnässte Kleidung es nur noch mehr, den Fels über den Kopf zu halten, aber er tat es. Er konnte schließlich nicht sicher sein, ob die anderen sich nicht irgendwo versteckten und ihn beobachteten. Wenn dem so war, würden sie es ihn büßen lassen, wenn er ihre Anweisungen nicht befolgte.
    Wenn das hier die Regeln sind, dann muss es eben so sein, dachte er. Aber er schwor sich, dass bei der nächstbesten Gelegenheit jemand für die Demütigungen bezahlen würde.
    Viel später, mit durchnässter Kleidung, schmerzenden Armen und einem tiefen, bitteren Groll im Herzen, schlich er zurück in sein Quartier. Er war zu spät dran fürs Abendessen, aber das war ihm egal. Ihm war der Appetit gründlich vergangen.



F ühre ihn ein Stück«, sagte Walt. Will schaute zurück zu dem Pony, das ihn aus klugen Augen ansah.
    »Komm, mein Junge«, sagte er und zog am Halfter. Sofort stemmte Reißer seine Vorderbeine in die Erde und weigerte sich, auch nur eine Bewegung zu machen. Will zog fester an dem Seil und stemmte die Beine ebenfalls in den Boden, um das sture kleine Pony wegzuzerren.
    Bob lachte schallend auf.
    »Der ist wohl stärker als du!«, stellte er fest.
    Will merkte, wie er vor Verlegenheit knallrot wurde. Er zog stärker. Reißer zuckte nur mit den Ohren und blieb stehen. Es war, als versuchte man, ein ganzes Haus von der Stelle zu bewegen.
    »Schau ihn nicht an«, riet ihm Walt leise. »Nimm einfach das Führseil und geh ein Stück von ihm weg. Dann wird er dir folgen.«
    Will versuchte es auf diese Weise. Er drehte Reißer den Rücken zu, nahm das Führseil fest in die Hand und begann loszulaufen. Das Pony trottete ihm ohne Widerstand hinterher. Will blickte zu Walt und grinste. Der Waldläufer deutete mit dem Kopf in Richtung Gatter. Dort lag einer kleiner Sattel über dem Zaun. »Sattle ihn jetzt.«
    Reißer kam brav mit zum Zaun. Will band die Zügel um den Zaunpfosten, hievte den Sattel auf den Rücken des Ponys und beugte sich vor, um den Gurt festzuzurren.
    »Zieh ihn ordentlich fest«, riet ihm Bob.
    Schließlich saß der Sattel richtig an seinem Platz. Will blickte voller Eifer zu Walt. »Kann ich ihn jetzt reiten?«, fragte er.
    Der Waldläufer strich sich nachdenklich über den Bart, bevor er antwortete. »Wenn du meinst, dass es eine gute Idee ist, nur zu.«
    Will zögerte einen Moment. Der Ausspruch kam ihm irgendwie bekannt vor. Doch der Eifer siegte über die Vorsicht und er schob einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich geschickt auf den Rücken des Ponys. Reißer stand unbeweglich da.
    »Also los!«, sagte Will und trieb das Pony mit einem Stoß in die Seiten an.
    Einen Augenblick lang passierte gar nichts. Dann spürte Will ein Zittern durch den Körper des Ponys gehen.
    Plötzlich krümmte Reißer seinen muskulösen kleinen Rücken und sprang mit allen vier Beinen gleichzeitig in die Luft. Ruckartig verdrehte er sich, und noch während er auf die Vorderbeine aufkam, stieß er mit den Hinterbeinen aus.
    Will segelte geradewegs über die Ohren des Ponys, vollführte einen Purzelbaum und knallte mit dem Hinterteil auf die Erde. Schnell stand er wieder auf und rieb sich das schmerzende Gesäß.
    Reißer wartete in der Nähe mit aufgestellten Ohren und beobachtete ihn aufmerksam. Warum hast du denn so was Dummes gemacht? , schien sein Blick zu sagen.
    Der alte Bob lehnte sich gegen den Zaun und hielt sich den Bauch vor Lachen. Will blickte zu Walt.
    »Was habe ich denn falsch gemacht?«, fragte er. Walt duckte sich unter den Zaunlatten hindurch und kam zu ihnen. Reißer blieb stehen und beobachtete sie beide erwartungsvoll. Walt drückte Will wieder die Zügel in die Hand und klopfte ihm dann beruhigend auf die Schulter.
    »Nichts, wenn dies ein normales Pferd wäre«, sagte er. »Aber Reißer wurde als Pferd eines Waldläufers ausgebildet…«
    »Wo ist da der Unterschied?«, unterbrach Will ihn ärgerlich, aber Walt hob die Hand, um weitere Fragen abzuwehren.
    »Der Unterschied ist, dass unsere Pferde gefragt werden müssen, bevor ein Reiter sie zum ersten Mal besteigt. Das hat man ihnen beigebracht, damit niemand sie stehlen kann.«
    Will kratzte sich am Kopf. »So etwas habe ich noch nie gehört.«
    Der alte Bob grinste und kam zu ihnen.

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