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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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sein, dachte Will.
    »Aber… aber… ich bin verletzt!«, protestierte Alda und erhob sich hinkend. Er konnte nicht glauben, dass Walt von ihm verlangte, den gleichen Kampf durchzustehen wie diejenigen, die er gerade mit angesehen hatte.
    Walt betrachtete ihn prüfend und einen Augenblick lang sah Alda einen Hoffnungsschimmer.
    »Das bist du«, bestätigte der Waldläufer. »Das bist du tatsächlich.« Er blickte ein wenig enttäuscht drein, und Alda fing an zu glauben, dass Walts Sinn für ritterliches Verhalten ihm die Art von Bestrafung, die seine Freunde gerade erfahren hatten, ersparen würde. Dann hellte sich jedoch das Gesicht des Waldläufers wieder auf. »Aber Moment mal«, sagte er. »Das ist Horace auch. Stimmt’s nicht, Will?«
    Will grinste. »Stimmt genau«, bestätigte er, und Aldas Hoffnung schwand auf der Stelle.
    Walt drehte sich nun zu Horace und fragte mit gespielter Besorgnis: »Bist du sicher, dass du nicht zu schwer verletzt bist, um fortzufahren, Horace?«
    Horace lächelte. Es war jedoch ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Oh, ich denke, ich werde es schon schaffen.«
    »Tja, dann ist das ja geregelt!«, sagte Walt sichtlich zufrieden. »Fahren wir fort, ja?«
    Alda wusste nun, dass es auch für ihn kein Entkommen gab. Er stellte sich Horace gegenüber und der letzte Zweikampf dieses Nachmittags begann.
    Alda war der beste Schwertkämpfer der drei und zumindest er bot Horace für ein paar Minuten eine leichte Herausforderung. Doch allzu schnell wurde ihm klar, dass er in Horace seinen Meister gefunden hatte. Seine einzige Chance lag darin, etwas Unerwartetes zu versuchen.
    Er löste sich vom Gegner, dann wechselte er den Griff um den Stock, hielt ihn in beiden Händen wie eine Parierstange und vollführte damit eine Serie von schnellen Links- und Rechtshaken.
    Einen Moment lang war Horace überrumpelt und fiel zurück. Doch er erholte sich mit katzenartiger Geschwindigkeit und zielte mit einem Dachschlag nach Alda. Der versuchte die übliche Abwehr mit der Parierstange, hielt den Stock an beiden Enden, um die Schwerthiebe mit dem mittleren Teil abzublocken. Theoretisch war es die richtige Taktik. In der Praxis jedoch durchschlug das gehärtete Exerzierschwert einfach den Stock und ließ Alda mit zwei nutzlosen kurzen Stücken in den Händen stehen. Völlig entnervt ließ er sie fallen und stand wehrlos vor Horace.
    Horace sah den Peiniger an, der ihn so lange gequält hatte, und dann auf das Schwert in seiner Hand.
    »Das brauche ich nicht mehr«, stieß er hervor und ließ das Schwert fallen.
    Der rechte Kinnhaken, den er Alda dann verpasste, kam aus kürzester Entfernung. Dennoch lag darin Horaces ganze noch verbliebene Kraft und all die Monate des Leidens und der Einsamkeit.
    Wills Augen wurden groß, als der Schlag Alda von den Füßen fegte und nach hinten schleuderte, bis er neben seinen beiden Freunden in den Schmutz fiel. Will dachte unwillkürlich an die Male in der Vergangenheit, wenn er mit Horace gerauft hatte. Wenn er gewusst hätte, zu welchen Schlägen sein alter Kamerad fähig war, hätte er es sich vielleicht zweimal überlegt.
    Alda bewegte sich nicht. Wahrscheinlich wird er sich eine ganze Weile nicht mehr rühren, dachte Will. Horace trat einen Schritt zurück, schüttelte seine malträtierten Hände aus und seufzte zufrieden.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, wie gut sich das anfühlt«, sagte er. »Vielen Dank, Waldläufer.«
    Walt nickte zustimmend. »Danke, dass du Will zu Hilfe gekommen bist. Und übrigens, meine Freunde nennen mich Walt.«



I n den Wochen, die diesem Vorfall folgten, bemerkte Horace entscheidende Veränderungen in seinem Leben.
    Die wichtigste davon war, dass Alda, Bryn und Jerome allesamt von der Schule verwiesen wurden – und auch von der Burg und dem Dorf. Sir Rodney hatte seit einiger Zeit den Verdacht gehabt, dass es in den Reihen seiner jüngeren Schüler ein Problem gäbe. Ein beiläufiger Besuch von Walt klärte ihn darüber auf, wo dieses Problem lag, und die darauf folgende Untersuchung brachte zu Tage, wie grausam Horace tyrannisiert worden war. Sir Rodneys Urteil war schnell und kompromisslos. Die drei Schüler des zweiten Jahrgangs bekamen einen halben Tag zugebilligt, um zu packen. Sie erhielten einen kleinen Geldbetrag und Lebensmittelvorräte für eine Woche. Dann wurden sie zur Grenze des Lehens gebracht und man verbot ihnen ausdrücklich, jemals zurückzukommen.
    Sobald sie fort waren, verbesserten sich Horaces

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