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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Lehrling war«, erklärte er. »Und aus irgendeinem Grund lieben es einstige Lehrlinge einfach, ihre früheren Meister mit heruntergelassenen Hosen zu erwischen.« Er sah seinen neuen Lehrling vorwurfsvoll an.
    Will wollte schon protestieren, dass er später niemals auf eine solche Idee käme, doch dann wurde ihm klar, dass er es wahrscheinlich doch tun würde, und zwar bei der erstbesten Gelegenheit.
    Walt betrachtete das Gelände vor ihnen. Dann deutete er nach vorn. »Dort ist die passende Stelle«, sagte er. »Bereit?«
    Unmittelbar am Wegesrand stand ein großer Baum, dessen Äste gerade Kopfhöhe hatten. Will betrachtete ihn einen Moment lang, dann nickte er. Als sie sich dem Baum näherten, löste Will seine Füße aus den Steigbügeln und stellte sich gebückt auf Reißers Rücken. Das Pferd wechselte kein einziges Mal den Schritt, während sein Reiter die Position veränderte.
    Als sie unter den Zweigen vorbeiritten, griff Will nach oben, packte den niedrigsten Ast und schwang sich hinauf. Sobald er Reißers Rücken verlassen hatte, begann das kleine Pferd heftiger aufzutreten, drückte seine Hufe bei jedem Schritt fest in die Erde, sodass es für einen Verfolger kein Anzeichen geben konnte, dass seine Last plötzlich leichter geworden war.
    Geschickt und lautlos kletterte Will höher in den Baum, bis er einen kräftigen Ast fand, von dem aus er klare Sicht hatte. Er konnte Walt und neben ihm Reißer sehen, die langsam weiter den Pfad entlang trabten.
    Als sie die nächste Biegung erreichten, befahl Walt Reißer, weiterzugehen, dann hielt er Abelard an und stieg aus dem Sattel. Er ging in die Knie und tat so, als ob er den Boden nach Spuren absuchte.
    Jetzt konnte Will das andere Pferd hinter ihnen hören. Er blickte zurück, dorthin, von wo sie gekommen waren, doch eine Biegung verbarg den Verfolger.
    Dann verstummten die Hufschläge.
    Wills Mund war trocken und sein Herz schlug immer schneller. Doch seine Ausbildung zahlte sich aus und er blieb bewegungslos auf dem Ast stehen und beobachtete  – durch das Laub geschützt – den Weg hinter ihnen.
    Da war eine Bewegung!
    Er sah sie aus dem Augenwinkel, dann war sie wieder fort. Er spähte ein oder zwei Sekunden auf die Stelle, dann erinnerte er sich an Walts Anweisungen: Du darfst deine Aufmerksamkeit nicht nur auf eine Stelle richten. Du musst ständig einen weiten Blickwinkel beibehalten und dich immer wieder umsehen. Du wirst den anderen nur als eine Bewegung sehen, nicht die Gestalt selbst. Vergiss nicht, er ist selbst Waldläufer und in der Kunst, sich nicht sehen zu lassen, bestens ausgebildet.
    Will erweiterte seinen Blickwinkel. Innerhalb von Sekunden nahm er eine weitere Bewegung wahr. Ein Ast schwang zurück, nachdem jemand leise vorbeigekommen war.
    Dann, zehn Meter weiter, schwankte ein Busch leicht. Als Nächstes sah Will einen Grasbüschel langsam wieder hochkommen, nachdem ein Fuß ihn wohl nach unten gedrückt hatte.
    Will stand weiter völlig bewegungslos da. Er bewunderte es, wie ihr Verfolger den Wald durchqueren konnte, ohne sich sehen zu lassen. Offensichtlich hatte der andere Waldläufer sein Pferd zurückgelassen und verfolgte Walt nun zu Fuß. Wills Blick wanderte für einen kurzen Moment zu Walt. Sein Lehrer schien immer noch mit irgendwelchen Spuren auf dem Boden beschäftigt.
    Eine weitere Bewegung war im Wald zu sehen. Der ungesehene Waldläufer hatte jetzt Wills Versteck passiert und kam zum Weg zurück, offensichtlich mit dem Vorhaben, Walt von hinten zu überraschen.
    Plötzlich schien eine hoch gewachsene Gestalt in einem graugrünen Umhang mitten auf dem Weg aus dem Boden zu ragen. Will blinzelte. In einem Moment war die Gestalt nicht da gewesen. Im nächsten schien sie sich wie aus der bloßen Luft zu materialisieren. Wills Hand fuhr zum Köcher, der über seinem Rücken hing, doch sofort hielt er inne. Walt hatte ihm am vorherigen Abend gesagt: Warte, bis wir uns unterhalten. Wenn er nicht spricht, wird er die leiseste Bewegung hören, die du machst.
    Will schluckte und hoffte, dass dieser Waldläufer die Bewegung zum Köcher hin nicht schon gehört hatte. Da vernahm er eine fröhliche, triumphierende Stimme: »He, Walt!«
    Walt drehte sich um, stand langsam auf und bürstete den Schmutz von seinen Knien. Er legte den Kopf auf die Seite und betrachtete die Gestalt, die sich lässig auf einen Langbogen stützte, der Walts eigener Waffe ähnelte.
    »Nun, Gilan«, rief er, »wie ich sehe, versuchst du es immer noch mit

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