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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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eine äußerst schlechte Zeit, um Lord Lorriac zu verlieren.«
    »Lorriac ist tot?«, fragte Gilan alarmiert.
    Merron nickte. »Anscheinend ein Schlaganfall. Oder sein Herz. Er wurde vor ein paar Tagen tot aufgefunden, ohne jegliche äußerliche Kampfspuren. Starrte geradewegs in die Luft und war tot.«
    »Aber er war in den besten Jahren!«, wandte Gilan ein. »Ich sah ihn erst vor einem Monat und er war so gesund und kräftig wie ein Bulle.«
    Merron zuckte mit den Schultern. Auch er hatte keine Erklärung. »Es kann wohl jeden treffen«, sagte er. »Man weiß nie.«
    »Wer ist Lord Lorriac?«, fragte Will Gilan leise.
    »Lorriac von Steden«, antwortete der junge Waldläufer. »Er war der Anführer der königlichen Reiterei. Wahrscheinlich unser bester Befehlshaber. Wie Merron sagte, wenn es Krieg gibt, wird man ihn schmerzlich vermissen.«
    Furcht schloss sich um Wills Herz. Sein Leben lang hatten die Menschen nur geflüstert, sobald sie von Morgarath sprachen, wenn sie überhaupt über ihn redeten. Der große Feind hatte die Ausmaße eines Mythos angenommen  – eine Legende aus den alten, dunklen Tagen. Jetzt wurde der Mythos Wirklichkeit – eine feindliche, Furcht erregende Wirklichkeit. Will blickte zu Gilan, um Zuversicht zu schöpfen, doch das sonst so heitere Gesicht des jungen Waldläufers zeigte nichts als Zweifel und Besorgnis.

    Es dauerte fast eine Stunde, bis Walt wieder zurückkehrte. Da es bereits nach Mittag war, hatten Will und Gilan eine Mahlzeit aus Brot, kaltem Fleisch und Dörrobst vorbereitet. Der grauhaarige Waldläufer glitt aus Abelards Sattel und nahm einen Teller von Will entgegen. Mit schnellen Bissen verschlang er das Essen.
    »Die Versammlung ist vertagt worden«, erklärte er zwischendurch. Merron, der ihn kommen gesehen hatte, gesellte sich zu ihnen. Er und Walt begrüßten einander kurz, dann stellte Merron die Frage, die alle beschäftigte.
    »Sind wir im Krieg?«
    Walt schüttelte den Kopf. »Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit. Aber man nimmt an, dass Morgarath sich noch immer in den Bergen befindet.«
    »Warum sind dann die Wargals unterwegs?«, fragte Will. Jeder wusste, dass die Wargals nur auf Morgaraths Geheiß handelten. Niemals hätten sie einen Angriff ohne seinen Befehl ausgeführt.
    Walts Gesicht war grimmig, als er antwortete. »Es ist nur eine kleine Truppe – vielleicht fünfzig. Crowley meint, dass sie als Ablenkung dienen sollten. Während unsere Wachen damit beschäftigt waren, die Wargals zu jagen, konnten die beiden Kruls aus den Bergen kommen und sich irgendwo im Einsamen Tiefland verstecken.«
    Gilan stieß einen leisen Pfiff aus. Merron machte vor Überraschung einen Schritt zurück. Die Gesichter der beiden zeigten blankes Entsetzen. Will hatte keine Ahnung, was die Kruls sein mochten, aber nach Walts Miene und den Reaktionen von Gilan und Merron zu urteilen, bedeuteten sie nichts Gutes.
    »Ihr meint, es gibt sie noch?«, sagte Merron. »Ich dachte, sie seien vor Jahren ausgestorben.«
    »Oh ja, es gibt sie noch«, bestätigte Walt. »Es sind nur noch zwei übrig, aber die genügen.«
    Es herrschte ein langes Schweigen zwischen ihnen. Schließlich fragte Will zögernd: »Wer sind sie oder was sind sie?«
    Walt schüttelte traurig den Kopf. Es widerstrebte ihm, mit Will darüber zu sprechen, denn dafür war er eigentlich noch zu jung. Doch da er ahnte, was sie wohl alles erwartete, hatte er keine andere Wahl. Der Junge musste Bescheid wissen.
    »Als Morgarath seinen Aufstand plante, wollte er mehr als ein einfaches Heer. Er wusste, wenn er seinen Feinden Angst einjagen konnte, wäre seine Aufgabe weit einfacher. Also unternahm er über die Jahre einige Expeditionen in die Berge von Regen und Nacht und machte sich auf die Suche.«
    »Wonach suchte er denn?«, fragte Will, obwohl er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
    »Nach Verbündeten gegen das Königreich. Diese Berge sind uralt und sehr abgeschieden. Über Jahrhunderte hinweg hat sich dort nichts verändert. Es gab Gerüchte, dass eigenartige Ungeheuer dort lebten. Die Gerüchte stellten sich als wahr heraus.«
    »So hat er dann zum Beispiel die Wargals gefunden?«, warf Will ein. Walt nickte.
    »Ja, zum Beispiel die Wargals. Und er hat sie sehr schnell seinem Willen unterworfen«, sagte er mit einem Hauch Bitterkeit in der Stimme. »Offenbar fand er inzwischen auch noch die Kruls. Und die sind schlimmer als Wargals, viel, viel schlimmer.«
    Will sagte nichts. Der Gedanke an Ungeheuer,

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