Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan

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mich offensichtlich schon lange vorher entdeckt.«
    Will schüttelte den Kopf. Ihm fiel wieder ein, wie schwierig es gewesen war, Gilan zu entdecken. Jetzt, wo er so darüber nachdachte, waren sein Lob und seine Bitte ehrlich gemeint.
    »Ich sah Euch, als Ihr bei Walt angekommen wart«, erklärte er. »Und ich sah, wo Ihr vorher gewesen wart. Aber ich sah kein einziges Mal Euch selbst. Ich wünschte, ich könnte mich so bewegen.«
    Gilan konnte seine Freude über Wills Bewunderung nicht verbergen.
    »Tja, Walt«, sagte er. »Ich sehe, dieser junge Mann hat nicht nur Talent. Er hat auch ausgezeichnete Manieren.«
    Walt betrachtete die beiden – seinen gegenwärtigen und seinen früheren Lehrling. Er nickte Will anerkennend für seine taktvollen Worte zu.
    »Sich ungesehen zu bewegen war schon immer Gilans besondere Stärke«, sagte er. »Du könntest viel von ihm lernen, wenn er dich darin unterrichten würde.« Er trat zu seinem früheren Lehrling und legte den Arm um seine Schultern, obwohl Gilan größer war als er selbst. »Es ist gut, dich wiederzusehen.«
    Sie umarmten einander herzlich. Dann hielt Walt ihn auf Armeslänge. »Du wirst jedes Jahr dünner«, stellte er fest. »Wann wirst du endlich etwas Fleisch auf die Rippen bekommen?«
    Gilan grinste. Offensichtlich war es ein alter Witz zwischen ihnen.
    »Du scheinst genug für uns beide zu haben«, erwiderte er. Er stieß Walt nicht gerade sanft in die Seite. »Sind das die Ansätze eines Schmerbauches, die ich da sehe?« Er grinste Will an. »Ich wette, er sitzt nur in der Hütte herum und lässt dich die ganze Hausarbeit machen.«
    Noch bevor Walt oder Will antworten konnten, drehte er sich um und stieß einen Pfiff aus. Ein paar Sekunden später trottete sein Pferd um die Kurve. Während der junge Waldläufer auf sein Pferd zuging und aufstieg, bemerkte Will ein Schwert in einer Scheide vom Sattel hängen. Verblüfft drehte er sich zu Walt.
    »Ich dachte, wir dürften keine Schwerter haben?«, sagte er leise. Walt runzelte einen Moment lang verwirrt die Stirn. Dann folgte er Wills Blick und begriff.
    »Es ist nicht so, als ob es uns grundsätzlich nicht erlaubt wäre«, erklärte er, während sie beide aufstiegen. »Aber es dauert Jahre, um ein guter Schwertkämpfer zu werden, und wir haben einfach nicht die Zeit dazu. Wir müssen andere Fähigkeiten entwickeln.«
    Er sah bereits, dass Will die nächste Frage auf den Lippen lag, und fuhr fort: »Gilans Vater ist ein Ritter, deshalb hatte Gilan bereits einige Jahre Unterricht im Schwertkampf, bevor er zu den Waldläufern kam.«
    »Aber ich dachte …«, begann Will und zögerte dann. Gilan lenkte sein Pferd nun auf sie zu, und Will war nicht sicher, ob es höflich war, seine nächste Frage vor ihm zu stellen.
    »Sag das niemals vor Walt«, riet ihm Gilan, der Wills letzte Worte mitgehört hatte. »Er wird einfach erwidern: ›Du bist ein Lehrling, du bist noch nicht so weit zu denken‹, oder ›Wenn du darüber nachgedacht hättest, würdest du nicht fragen‹.«
    Will musste lächeln. Wie oft hatte Walt genau das zu ihm gesagt. Jetzt jedoch sahen ihn beide Männer erwartungsvoll an, um die Frage zu hören, die er hatte stellen wollen, also tat er es.
    »Wenn Gilans Vater ein Ritter war, war er dann nicht automatisch ein Anwärter für die Heeresschule? Oder dachten sie auch, er sei zu klein?«
    Walt und Gilan wechselten einen Blick. Walt zog die Augenbraue hoch und überließ Gilan die Antwort.
    »Ich hätte tatsächlich die Heeresschule besuchen können«, sagte er. »Aber ich zog es vor, zu den Waldläufern zu gehen.«
    »Solche gibt es auch, weißt du«, sagte Walt milde.
    Will dachte darüber nach. Er hatte immer angenommen, dass die Waldläufer nicht aus den Reihen des Adels im Königreich kamen. Anscheinend hatte er sich getäuscht.
    »Aber ich dachte …«, begann er und bemerkte seinen Fehler sofort. Walt und Gilan sahen zuerst ihn und dann einander an und sagten im Chor: »Du bist ein Lehrling. Du bist noch nicht so weit zu denken.«
    Sie drehten ihre Pferde und ritten davon. Will beeilte sich, sein Pony zu besteigen und ihnen zu folgen. Als er sie eingeholt hatte, lenkten sie ihre Pferde leicht zur Seite, um ihn zwischen sich reiten zu lassen. Gilan grinste ihn an. Walt war so ernst wie eh und je. Doch als sie so in kameradschaftlichem Schweigen dahinritten, wurde Will voller Freude bewusst, dass er jetzt Teil einer ganz besonderen, verschworenen Gemeinschaft war.
    Es war ein warmes Gefühl