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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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bist. Die Straße verläuft dann westlich des Flusses. Behalte immer einen gleichmäßigen Trab bei. Hetze die Pferde nicht, sonst wirst du sie nur zu sehr ermüden und auf lange Sicht langsamer sein. Und jetzt gute Reise!«
    Walt schwang sich in Abelards Sattel und Will stieg auf Reißer. Gilan deutete auf Will und sagte seinem Pferd ins Ohr: »Folge ihm, Blitz, folge ihm.« Das kastanienbraune Pferd warf den Kopf nach hinten, wie als Antwort auf den Befehl. Bevor sie sich trennten, hatte Will noch eine weitere Frage, die ihn beschäftigte. »Walt«, sagte er. »Die Ruinen von Gorlan … was genau sind sie?«
    Walt sah ihn vielsagend an. »Es sind die Ruinen von Burg Gorlan, Morgaraths früherem Lehen.«



D er Ritt nach Burg Redmont wurde für Will zu einem anstrengenden Kraftakt. Die beiden Pferde behielten die gleichmäßige Gangart auf Befehl bei. Die Versuchung war natürlich groß, Reißer zu einem wilden Galopp zu drängen, während Blitz folgte. Aber Will wusste, dass sich das nicht auszahlen würde. Walt hatte ihn ja noch einmal daran erinnert.
    Die Pferde zeigten im stetigen Trab zwar keine Ermüdung, doch was den Reiter selbst betraf, war das eine ganz andere Sache. Außer der normalen körperlichen Anstrengung des Reitens musste er sich auch noch beim Wechsel immer wieder auf ein anderes Pferd einstellen. Vor allem jedoch gingen Will tausend Gedanken durch den Kopf. Was, wenn Walt sich täuschte? Was, wenn die Kruls plötzlich nach Westen abbogen und jetzt auf einem Weg waren, der seinen kreuzte? Was, wenn er selbst irgendeinen schrecklichen Fehler machte und Redmont nicht rechtzeitig erreichte?
    Die Selbstzweifel waren am schwersten zu ertragen. Trotz der harten Ausbildung, die er während der letzten Monate erhalten hatte, war er ja noch ein Lehrjunge. Außerdem hatte er sich in der Vergangenheit immer auf Walts Urteilsvermögen und Erfahrung verlassen können. Jetzt war er allein – und er wusste, wie viel davon abhing, dass er diese Aufgabe meisterte.
    Die Gedanken, die Zweifel und Ängste bestürmten seinen müden Geist. Unter dem stetigen Rhythmus der Pferdehufe erreichte Will den Fluss Salmon und machte eine kurze Pause, um die Pferde zu tränken. Danach kam er gut voran und machte nur kurze, regelmäßige Pausen, um das Pferd zu wechseln.
    Die Schatten des Tages wurden länger und die Bäume seitlich der Straße erschienen düster und bedrohlich. Jedes Geräusch und jede noch so kleine Bewegung in der Dunkelheit ließen sein Herz schneller schlagen. Will begann, in jedem Schatten, in jedem Busch, der sich in der leichten Brise bewegte, große dunkle Gestalten zu sehen  – so wie er sich einen Krul vorstellte. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass die Kruls es wohl kaum auf ihn abgesehen hatten. Doch seine Fantasie und die Furcht sagten ihm auch, dass sie irgendwo waren – vielleicht ganz in der Nähe!
    Fantasie und Furcht behielten die Oberhand.
    Und so verging die lange, angsterfüllte Nacht, bis das erste Licht der Morgendämmerung auf eine müde Gestalt fiel, die vornübergebeugt im Sattel eines zottigen Ponys saß, das gleichmäßig nach Nordwesten trabte.
    Will war immer wieder eingenickt und fuhr jetzt erschrocken hoch, als er die ersten warmen Sonnenstrahlen spürte. Vorsichtig zog er die Zügel an, bis Reißer mit bebenden Flanken und gesenktem Kopf stehen blieb. Will wurde klar, dass er viel länger auf Reißer geritten war als vorgesehen. Steif stieg er ab, jeder Muskel tat ihm weh.
    Liebevoll streichelte er die Nüstern seines Pferdes.
    »Tut mir Leid, Junge«, sagte er. Reißer reagierte auf die Berührung und die Stimme, die ihm so vertraut war; er warf den Kopf nach hinten und schüttelte die Mähne. Wenn Will es von ihm verlangt hätte, wäre er weitergetrabt, bis er umgefallen wäre. Will sah sich um. Das freundliche Morgenlicht hatte die düsteren Befürchtungen der vergangenen Nacht vertrieben. Jetzt kam er sich ziemlich albern vor, wenn er daran zurückdachte.
    Er gab seinem Pferd zehn Minuten, um sich zu erholen, bis sein Atem gleichmäßiger ging und seine Flanken nicht mehr so bebten. Dann zog er den Sattelgurt von Blitz fester und schwang sich auf seinen Rücken, stöhnte dabei aber leise auf. Die Pferde von Waldläufern mochten sich schnell erholen, aber die Lehrlinge der Waldläufer brauchten etwas länger.
    Es war später Vormittag, als Burg Redmont schließlich in Sicht kam.
    Erschöpft hielt Will ein paar Sekunden lang an und beugte sich müde vor. Voller

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