Die Rumplhanni
seinem Bett. Er soll die Dirn jetzt ausjagen! Er soll ihr Grobheiten machen – wegen des Fensterlns! Er! Eine Hitz um die ander steigt ihm auf. Aber er sagt doch mit großer Ruhe und Gleichgültigkeit: »Was geht denn mi dees Weibsbild o! Machts do enka Sach selber aus miteinand! I misch mi do in koane Weiberleut net ei!« – »So! In Stich lassen willst mi! Gegen so a Schlamperl! Mi, d' Hauserin vo Öd!« – »Ös werds do selber aa firti werdn damit! – Seids do sunst net a so aufs Maul gfalln, du und dei Alte!« Er wundert sich selber über seine Ruhe. Aber – es muß doch nicht gar so schlecht stehen um ihn; die Kollerin hat ihn noch nicht in der Nase als den Hallodri. Da waar ja i dappig, wann i mi einmischen wollt und die ander gegen mi aufhetzen! denkt er. Und er sagt noch mal zu seiner Hauserin: »Dees muaßt do selber sagn, daß dees koa Mannsbilderarbeit is! Balst moanst, na schmeißt es außi, aber was d' darnach einakriagst, dees woaßt halt aa no net!« – »So oane kaaf i mir heunt no am Markt!« sagt sie verächtlich; »und überhaupts hab i 's gar net im Sinn, no amal a so a Schloapfa z' dinga. Deswegn gschieht mei Arbat grad so guat, ob i jetz a so a Weibsbild da hab oder net!« – »Ja no«, meint der Hauser, indem er sich zum Gehen anschickt; »dees muaßt selber wissen. Zwegn meiner konnst oane habn oder koane. Mei Arbat tuat mir alleweil neamd. – Und jetz geh i zum Gras maahn. D' Küah plärrn.« Und indem er innerlich von Herzen froh ist, daß er sich so gut aus der Geschichte herausgewunden hat, tritt er aus der Kammer und sagt im Hinabgehen sehr laut zurück: »Is der Stall scho gräumt? San d' Küah scho gmolcha? Is 's Viech scho gfuatert? A Gsott (Häcksel) muaß aa gschnittn werdn! Und Runkeirüabn müaßts auszian, und Erdäpfel klaubn!«
Die Hauserin läßt ihn reden. Sie ist noch nicht eins mit sich: Soll sie das Weibsbild ohne ein weiteres Wort hinauswerfen, oder soll sie ihr noch ordentlich die Meinung hinsagen? – Die Kollerin indessen hat kaum die Befehle ihres Tochtermannes gehört, als sie auch schon knerrt: »Ja, schaff nur schee o! Dees konnst! Aber so an Besen richti ranschiern, dees konnst net! Da laafst davo! Werst scho wissen, warum. Werst scho aa net ganz sauber sein! Bist ja so a ganz a guater! Um sechse fangt er's Arbatn o! Um sechse! Wann andere scho lang müad san!«
Ihre Tochter, die Hauserin, hat gut gehört, was ihre Mutter eben sagte; und mittendrin fällt ihr der Geldbeutel ihres Lenz ein. Daher fragt sie ganz unvermittelt: »Muatta, woaßt du aa eahm sein Geldbeutl net? Sein Geldbeutl hat er nimmer!« Die Kollerin vergißt über dieser Frage einen Augenblick die arme Sünderin in der Kammer drin. Was die Hanni, welche alles mit angehört hat, dazu benutzt, ganze leise den Türriegel zurückzuschieben, den Geldbeutel des Hausers ins Mieder zu stecken und eilends durchs Fenster hinaus auf die Leiter zu steigen.
Im selben Augenblick tritt unten der Bauer aus der hinteren Haustür, sieht die Leiter und darauf die Hanni. Er läßt vor Schreck schier die Sense fallen. »Hanni!« fährt's ihm halblaut heraus. Aber die Dirn winkt ihm zu, still zu sein, steigt lautlos zu ihm hinab und flüstert: »Schnell weg damit! Dein Geldbeutel leg i dir in d' Schupfn, daß d' net Schläg kriagst von der Alten! Die hat so grad gsagt, daß d' a ganz a guater bist, und daß 's net sauber is – no ja, woaßt scho, was!« Sie lacht leise. »Mei, vo mir werd s' nix Neus inne!« sagt sie schmunzelnd; »dafür möcht i bald von dir was inne werdn! Woaßt aa scho, zweng was, gell?« – Dem Hauser wird auf einmal wieder leicht und wohl. »Siechst!« sagt er, »du gfreust mi! – Du bist a richtigs Leut! Aber laß dir nur Zeit: i mach mei Sach scho recht!« Damit trägt er die Leiter hinter den Stadl, indes die Hanni in die Holzschupfe läuft, den Geldbeutel des Hausers neben dem Hackstock auf die Erde wirft und danach ruhig in den Stall geht zum Melken. –
Unterdessen hat droben die Junge der Alten lang und breit erzählt, wie ihr Lenz den Geldbeutel samt der Münz nicht mehr heimbrachte, wie er nicht zum erwecken war, und was sie über ihn dächte. Und die Kollerin steht dabei wie ein alter Lämmergeier, streckt den Hals, dämpft die Stimm und flüstert: »Daß 's net sein kunnt! Daß s'n net verhext habn kunnt, an Lenzen! Mei Liabe, die macht dir no allerhand z' schaffa, balst es net aus 'm Haus tuast.« Wohl mag's die Hauserin nicht recht glauben, das von ihrem Lenz; aber die
Weitere Kostenlose Bücher