Die Rumplhanni
bei enk bin!« sagt sie mit kleinlauter Stimme hinaus und horcht wieder. »Da hat s' scho recht ghabt!« meint die Hauserin und denkt: Z' kriegen wär s' scho wieder;braucha kunnt i s' aa wieder; und mögen? – No ... mei ... – »Kunnst ja leicht no da sein bei uns, wennst net a so a ausgschaamte Goschen hättst!« – »Ja no ...« – »Für was brauchst mi denn du an alten Scherbn z' hoaßn?« – »Ja no ...« – »Und a gwamperte Sau hast mi ghoaßn!« – »Ja no ...« – »Also! – Gell, jetz siechst es ein, daß d' a ganz a ausgschaamts Weibsbild bist?« – Die Hanni steht schmunzelnd an der Tür. »Freili siech i's ein!« sagt sie mit weinerlicher Stimm. »No, wennst es nur einsiechst. Und jetz schaugst, daß d' abe kimmst zu deiner Arbat! Und hoaßn tuast mi nix mehr, daß d' es woaßt!« Sie muß eine Rührung niederkämpfen, die Hauserin; denn sie denkt mittendrin an das Evangeli vom verlorenen Sohn, von der Magdalena, von andern Sündern.
Die Hanni aber riegelt eilends die Tür auf, trägt beschämt den Kopf tief gesenkt und geht an ihre Arbeit. Der Hauser geschirrt eben die Ochsen ein, als sie in den Stall geht zum Melken. Sie schaut ihm herausfordernd ins Gesicht. Da blinzelt er sie an, sagt: »So so! – Na, alsdann!« und schlägt ihr das Leitseil um die Schultern. »Auweh!« sagt die Dirn mit einem leisen Lachen. Und sie geht zufrieden an ihr Tagwerk, indem sie denkt: Ein Riß in der Freundschaft schadet nicht, wenn der recht Schneider bei der Hand ist zum Flicken.
»Der Sommer geht ummi, – fallt's Laab von die Baam;
Der Bua is in Kriag draußt, – kimmt nimmermehr hoam!
Der Bua is Soldat wordn und werd Kriagsgeneral;
Ja, wer liabt na dees schwarzauget Dirndl derweil?«
Hell singend verrichtet die Hanni ihr Tagwerk. Die Zeit geht hin, die Tage werden gemach kürzer und voll Nebel, und auch im Hauserhof richtet man sich für den Winter mit Daxenhacken, Torffahren und Holzklieben. Die Hauserin staubt die Spinnräder ab und legt die silberigen Flachszöpfe dazu, und der Hauser richtet die letzte Feldarbeit, bevor sich die große weiße Zudeck darüberbreitet und die werdende neue Saat vor Reif, Frost und Erfrieren schützt. Es ist ein geruhigs Arbeiten und Schaffen bei den Hauserischen; denn der Bauer und seine Rosina sind zufrieden mit dem, was die Hanni zuweg bringt, die Dirn wiederum hat keine Ursach zur Klag über ihre Dienstherrschaft, und die alte Kollerin ist schon seit Wochen krank und serbend (siech) und liegt in dem alten ledernen Lehnstuhl droben in ihrer Austragkammer, jammernd, seufzend und ächzend. Dazu hat sie die kleine Lies bei sich und läßt sich von ihr fleißig berichten, was im Haus und Ort vorgeht.
Dann und wann kommt auch der Buschenreiter Anderl, der Karrner, zum Hof, erhandelt bald dies und bald das, weiß viel zu erzählen vom Krieg, von den Soldaten drin in der Stadt, von den Verwundeten und Gefallenen des Gaues, und hat auch daneben allerhand gute Ratschläge für die alte Kollermutter und ihr Gebresten, welches er als den stillstehenden Gichtfluß erkennt, von dem aber die Hanni sagt: »Ah was! D' Gall is ihr halt in d' Boaner kemma, weil s' mi net ausn Haus bringa kann!« – Der Buschenreiter Anderl trägt übrigens noch dienstbeflissen die Päcklein für den Hausersimmerl auf die Post in Schönau; jene Päcklein, von denen die Hanni nichts weiß und die dennoch nach den Worten der Ödenhuberleni »die Rumplhanni bitten läßt, sie auf die Post zu bringen für den Simmerl«. Hie und da kommt auch ein Brief vom Simmerl; an die Hauserischen, an die Hanni und an die Leni, die er ganz zufällig einmal als die Absenderin seiner Liebesgabe entdeckte. Sein Kamerad, der Ödenhuberjackl, hatte eines Tages von der Leni ein Päcklein mit Kuchen erhalten, in den ein Zettel eingebacken war mit dem Verslein:
»A Büscherl zum Abschied und an kurzen Pfüagood;
Ob wohl meine Rosen scho welk san und tot?
Obst wohl no ans Dirndl beim Bachofa denkst?
Und obst eahm wohl oamal an Grüaßdigood schenkst?«
Mit der nämlichen Post war auch für den Simmerl ein Päcklein angekommen; es lag gleichfalls ein Kuchen drin und dabei eine Karte: »Lieber Bruder, nimm einen Gruß von deiner Schwester Leni.« Da hatte der Simmerl den Jackl angelacht, und der Jackl den Simmerl, und in der nämlichen Stund legte sich eine hundertjährige Feindschaft nieder zum Sterben. –
Nun ists um die Zeit, da der Sturm die Wolken peitscht, die Bäume schüttelt und Mensch und Vieh
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