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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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erschauern läßt im ersten Frost. Auf dem Gottesacker hängen die Fetzen der Allerheiligenkränze, und in den Kachelöfen der Bauernstuben kracht und knistert das Feuer. An den Fensterläden klappert der Klaubauf, dem heiligen Nikolaus sein wilder Ziehbruder, und in den Spinnstuben erzählt man sich jene alten Geschichten, bei denen es schon unsern Vorfahren, da sie noch jung waren, eiskalt über den Rücken lief und das Gruseln sie beutelte. So kommt die Weihnacht und mit ihr die Sorge um die, welche da draußen in ihren Schützengräben wachen und frieren. Und die Hauserin stellt den Backtrog in die Kuchel, die Hanni schneidet die Kletzen, gedörrte Birnen und Äpfel, klein, die Lies schlägt Nüsse auf, und der Hauser heizt den Backofen gut aus, damit dem Simmerl auch draußen im Krieg das süße Brot der Weihnacht nicht mangle. So geht das Jahr hinüber, und das neue nimmt das Regiment in die Hand, bringt allerhand Leid und Trübsal und trägt in den Hauserhof die Totentruh für die alte Kollerin. Die ist mittendrin ganz still hinübergegangen in die ander Welt; beklagt von der kleinen Lies, betrauert von der Hauserin, gesegnet und in alle Himmel gewunschen von der Hanni, die ein übers andere Mal murmelt: »Der Herr gib ihr die ewig Ruah! Weil nur grad der alte Predigtstuhl nimmer da is! Die wär imstand gwen und hätt mi no um alles bracht: um mein Platz, um mei Hoffnung und um an Simmerl! Der Herr gib ihr an guaten Platz in der Ewigkeit!«
    Nun liegt sie aufgebahrt in der Wohnstube, die Alte; umgeben von blühenden Stöcken, umspielt von dem flackerndenden Schein der Kerzen. Ernste Männer trinken den Totenschnaps, jammernde Basen knien in der Stube, schnaufen hart in dem süßlichen Geruch, der die qualmende Luft erfüllt, und beten für die arme Seel der Heimgegangenen. Dann trägt man sie aus dem Haus, hinunter zur ewigen Ruhstatt im Freithof zu Schönau. –
    Der Hauser hat seinem Simmerl den Tod der Großmutter gemeldet und ihn ums Kommen gebeten; allein das Regiment ist nicht mehr in der alten Stellung, und also dem Sohn die Heimreise nicht möglich. Doch kommt nach geraumer Zeit ein Schreiben von ihm an den Vater, darin er den Heimgang der Großmutter betrauert und gleichzeitig bittet: Nachdem also jetzt unser Ähnl nicht mehr lebt, mußt du jetzt bald mit der Mutter reden wegen der Hanni. Richtet alles gut zu für das Kind, gebts der Hanni ein Geld in die Händ und bringts sie gut unter, vielleicht bei ihrer alten Wabn. Laßts ihr nichts fehlen und es grüßt euch euer treuer Sohn Simon Hauser.
    Der Hauser kratzt sich hinterm Ohr. Herrschaftseiten! Jetz gang alles so schee und ruhi dahin, und jetz soll i der Rosina die zwiderne Gschicht ausdeutschen! Naa, i tuas net! Dees konn i mit der Hanni alloa aa richten. So denkt er und sucht nach einer Gelegenheit, mit der Dirn über die Geschicht reden zu können.
    Diese Stunde schickt sich auch eine Woche vor Lichtmeß, da die Hauserin aufs Amtsgericht fährt wegen eines Prozesses mit der Ödenhuberin und also der Hauser mit der Hanni allein ist. Grad sitzt er beim Tisch und wartet aufs Essen. Die Lies ist in der Schule, von der sie vor dem späten Nachmittag nicht heimkommt. Da tritt die Hanni ein, die Schmarrenschüssel in der einen Hand, den Apfeltauch in der andern, das Gesicht vom Kochen heiß und gerötet, die Ärmel des Wollspenzers weit über die runden Ellbogen aufgestülpt. »Wartst scho auf d' Mahlzeit, gell!« sagt sie, indem sie ihm die Schüssel hinreicht. »Aber, woaßt, es braucht halt do hübsch beißen, daß ma firti werd mit der ganzen Arbat, alloanig.« Der Alt betrachtet sie wohlgefällig. »Ah was! Du werst ja alleweil firti! Du hast es halt los!« Die Hanni lacht geschmeichelt. »Mei, is net so gfahrli!« sagt sie. »Aber an Bauernhof wia den dein trau i mir scho z' regiern! Da wer i scho firti! Da fürcht i mi net, bal i amal Hauserin bin!« Er zuckt doch zusammen, der Alt, bei diesem Wort. Aber ihre Augen blicken ihn fest an, ihr ganzes Gesicht lacht und läßt eine Fröhlichkeit von sich ausgehen, die ihm auf ja und nein den Ernst nimmt. »Ja ja. Der kann lacha, der Simmerl!« sagt er und erfaßt ihren Arm; »der kriagt amal die Recht an dir! Sakra, waar mir gar net zwider, wenn i mei Bua waar!« Die Hanni rückt mit ihrem Stuhl ganz nahe an seine Knie. »Du scho! – Du bist scho so a Schlankl!« – Der Hauser tut verwegen. »Mei, grad a Heiliger bin i gar nia gwen!« meint er. »Da is do nix dabei, wenn ma a saubers Dirndl guat

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