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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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und a Kuah und a guats Millisupperl in der Fruah ...« Der Metzger schaut ihr begehrlich ins Gesicht. »Du verlangst freili viel. Aber wenn jetz i dees alles hätt, was du verlangst ...« – ...« – »Sie! Was i verlang! Mei Liaber, Sie hätten dees gar nia, was i verlang! Sie gwiß net!« – »Warum net?« – »Fragn tuat er aa no! Der oaschichtige Metzgerbursch, der Deanstbot! Mei Liaber! A Deanstbot bin i ja selber! Also brauch i oan, der mi draus erlöst! Der mi zu ana Frau macht! Naa, Freunderl, dees schlagn S' Eahna nur glei wieder ausm Kopf! Mit uns zwoa is's nix; ganz gwiß nix.« So sieht eine Absag aus. Eine richtige Absage. Und doch ist der Hans nicht zornig, nicht gekränkt. Er schweigt, räumt seine Messer auf und pfeift danach einen Landler. Und denkt bei sich: »A so und net anders muaß amal die meinige sein.«

    »Der Wirtin Töchterlein,
    Die trägt ein himmelblaues Kleid,
    Sie schwärmt fürs Blaue
    Zum Zeitvertreib.«

    Eine Kompanie Soldaten zieht durch die Straße.

    »Ei darum, Maderl, Maderl, wink, wink, wink!
    Unter einer grünen Lialind
    Sitzt ein kleiner Fink, Fink, Fink,
    Ruft nur immer: Maderl, wink!«

    Vor der Tür des Martlbräustüberls stehen vier Mädchen und winken: die Tochter der Wirtin, die Kellnerin, die Frieda und die Hanni. Und es winkt die Tochter dem jungen Leutnant mit den spiegelnden Ledergamaschen, die Kellnerin der ganzen Kompanie, die Frieda dem gestrengen Feldwebel und die Hanni dem Offizier, der auf seinem Fuchsen hinter der Mannschaft dreinreitet, eine Zigarre in der behandschuhten Linken hält und die Rechte mit der eleganten Reitpeitsche grüßend an die Mütze führt, indes ein leises Lächeln über sein Gesicht huscht. Die Hanni schaut mit großen, brennenden Augen dem tänzelnden Pferd mit seinem Reiter nach. Und sie hört kaum, daß der Briefträger vor sie hintritt und sagt: »Hat euch des zwoafarbige Tuch wieder ganz und gar vom Verstand bracht! He da! – Frailn Johanna Rumpl! Für Eahna hab i heut allerhand: amal was Amtlichs, und was Grichtlichs und an Briaf vom Schatz. Und für d' Frau Martl hab i heut aa was. Hier, Frailn Berta. Es is vom Herr Bruader. Soo. Und jetz is's gar. Jetz habe die Ehre, meine Damen!« Das Fräulein Berta reißt hastig den Brief aus dem Umschlag, überliest den Inhalt und läuft mit dem Ruf: »Der Ferdl kommt!« lachend ins Haus zur Mutter. Die Hanni aber starrt auf die drei Schreiben und kann sich auf keine Weise einbilden, was sie enthalten. Und so öffnet sie zuerst den Brief, der zu Schönau gestempelt wurde. »Von dahoam«, murmelt sie mit einem seltsamen Gefühl; »wer denkt denn da no an mi?...«
    »... Geschrieben zu Öd in Baiern den Irtag vor Pfingsten. Liebe Rumplhanni ich mache dir kunt und zu wissen, daß mir die Wabm wo deine Grosmuter ist heute eingraben ham. Ist recht guet gstarbm und hat es dir vermacht ales mitsamt den Hauß. Ich habe es den Herr Bezirksamt gesagt und du wirst es schon erfahren. Jetz ist auch meine libe Wabm wo ich mich so guet unterhalten kann gegangen. Wan wird entlich auch mir meine Stunt schlagen. ich bin ein fünftes Rat am Wagen. Der Pauli hatz Gschäft von mir kauft und er heurat osent in ein sechs Wochen die Enhueberkellnerin wos du wol kenst die Res. Sie habm ihm z' Frankreich ein Hax abgschossen. Lebe gesunt und klüglich und sei gegrißt von deinen Nachpar Schmied. Das meine zwo Bubm gefalen sind wirst du wol wissen. wan wird er auch mich holen, der boanerne Gfater. ich bin bereit, Grus Huffschmied.«
    Die Hanni steht stumm und bleich; und ihr Gedenken eilt hin in das Häuslein zu Öd, hin in die niedere, armselige Kammer, darin ihr Ähnlein in den letzten tiefen Schlaf gesunken ist. Sie steht vor der Heimgegangenen, begleitet sie auf dem letzten weiten Weg, hin zum Freithof in Schönau; und sie steht vor dem schwarzen Hügel mit dem verrosteten Kreuz, betrachtet im Geist die düstere Kammer, hört das Rieseln und Kollern der Erdschollen, das Beten des Pfarrers, das Singen des Lehrers; sie schaut auf das Häuflein Menschen, die da um die Grube stehen, gaffen und lusen und gedankenlos ihr Vaterunser um eine friedliche Ruhe für die Entschlafene herunterleiern, indes abseits einer ist, der alt Hufschmied von Öd, dem das Wasser in den Augen steht und der seufzt: »Wann kommt endlich auch deine Stund?«
    Und langsam füllen sich auch ihre Augen mit Wasser, rollt eine Zähre auf das Papier. Mittendrin aber schüttelt sie etwas von sich ab, strafft sich zur Höhe und wischt sich

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