Die Rumplhanni
Wirtsstuben dicht besetzt sind. Da geht's in der Küche an ein Kochen und Braten, Werken und Plärren, Klopfen und Hacken; die Wirtin befiehlt, die Frieda grandelt, die Hanni läuft und schwitzt, und die Hausmagd klappert und rasselt mit dem Geschirr, daß man kaum das Rufen und Schreien der Kellnerinnen und der Tochter vom Büfett her versteht. »Drei Leber-, eine Nockerlsupp! Zwei Fleisch mit Koirabi, ein Niern-, ein Brust-, ein Schloßbratn, Gröst'te, Kartoffel- und Gurkensalat!« Das Fräulein Berta wiederholt diese Bestellungen; die Frieda gibt sie an die Wirtin weiter, und diese ruft: »Hanni, a Nockerl- und drei Lebersuppn kriagt d' Aushilfmarie! An Gschloß-, an Niern- und an Brustbratn herrichten! Zwoa Ochsenfleisch hat s' aa bstellt! San die Gröst'n hergricht? Zwoa Koirabi, an Gurken- und an Kartoffelsalat hin!« – »Und i kriag an Rindsbratn mit Ganze, zwei Schweinskarree mit Gmischten und ein Hackbratn mit Andivi, Frau Martl!« ruft die Lina; »und fürn Herr Amtsrichter an Schweinsbratn aufhebn! Der Herr Rat is aa no net da! Seine gfüllte Brust fei net hergebn! An Andivi, hab i gsagt, zum Hackbratn! Habts an Herrn Kommissär sei brat'ne Haxn reserviert?« – »Ja, ja!« sagt die Frieda grandig; »der werd s' scho kriagn, sei ewige Haxn!« Und sie wendet sich an die Wirtin: »Frau Martl, schreibn S' auf, bittschön: an Kommissär sei Haxn, an Rat sei Brust und an Amtsrichter sein Schweinsbratn.« – »Und an Statzionsmoasta sein Kopf bis um oans bacha!« erinnert die Tochter in dem Augenblick. »Wenn der sein Kopf net kriagt, macht er an Krach, und was für oan!« – »Is scho wahr!« sagt die Wirtin erschrocken; »Herrschaft, den hätt i jetz bald vergessen! Hanni! Gschwind an Statzionsmoasta sein Kalbskopf auslösen! Und an Kommissär sei Haxn in a Degerl nei! Können S' an Rat sei gfüllte Brust aa glei dazutoa und den Schweinern vom Amtsrichter!« Derweil bestellen die Kellnerinnen schon wieder aufs neue eine Menge Fleisch, Salat, Suppen und Gemüse, und die in der Küche wissen schier nimmer, wo sie zuerst anpacken sollen. Aber es geht dennoch alles seinen Gang; eins ums andre wird fertiggemacht, und schließlich ist auch dieser Sturm vorüber, die Küche wird still und leer, und auf das Getriebe folgt die Ruhe des Nachmittags für alle, auch für die Hanni. Die Wirtin aber ist voller Anerkennung und sagt: »Hanni, i bin recht zfrieden mit Eahna. I wollt, mei zukünftige Schwiegertochter wär amal so tüchtig wie Sie! Aber wer weiß, was mei Ferdl für eine heirat ...« Aha. Die Hanni wüßts schon ein wenig, wie sie ausschaut, und daß sie keiner Martlbräuin gleichsieht! Aber – Schweigen. Und die Hanni lächelt nur zufrieden und tut weiter ihre Pflicht. Indes der Metzgerhansl immer mehr den Narren an ihr frißt und sich fest und steif in den Kopf setzt: »D' Hanni oder gar koane!«
Etliche Tage später tritt ein Soldat zum Martlwirt in die Stube. »Herr Martl, morgn geht's dahin – ins Feld. Heut auf d' Nacht derfan S' uns no an kloan Abschiedsschmaus und a guate Maß herrichten. Fünfasiebazg Mann san ma.« Der Martlbräuwirt reibt sich diensteifrig die Hände und meint: »An Abschiedsschmaus sagst. Ja, is scho recht. Gefreut mi, wanns kemmts. Werd scho richtig auftragn. Da, magst vielleicht schnell a Wetschinia? A guate Zigarrn raucht ma alleweil gern. Und a Maß trinkst schnell. Die ghört nachher für 's Ansagn.« Und dann geht er hinaus in die Küche, wo der Metzgerhans eben allerhand Fleischbrocken aus dem Sudhafen nimmt und zur Hanni sagt: »Geh, Hannerl, sperrn S' mir 's Schlachthaus auf!« – »Hans! Hast ghört! Unserne Landwehrleut von der sechsten ham eahnan Abschied heunt auf d' Nacht. Machst mehra Milzwürst, gell. Und richst a paar gspaltene Haxen her und etliche Kalbsschäuferl. D' Hanni kann dir ja helfa, daß d' fertig wirst bis um fünfe.« Also gibt der Wirt seine Befehle, und alles richtet sich danach: Die Wirtin stellt die Speiskarte zusammen, das Fräulein Berta zählt die Bierzeichen und die Zahlmarken, die Frieda stellt eine Menge Häfen und Tiegel auf den Herd, die Küchenmagd putzt Salat ein und wäscht Kartoffel, und die Hanni geht mit dem Hans hinab ins Schlachthaus, um ihm zu helfen bei seiner Arbeit. Da heißt's Fleisch wiegen, Zwiebeln schneiden, Gewürze richten, Netze waschen, Milz und Bries in Stücklein hacken und das Wurstbrat rühren. Und der Hans sagt: »Hannerl, a Zitrona reibn! Hannerl, an Petersil fein schneidn! Hannerl, hast jetz du no gar
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