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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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sich von ihr die Uniform ausbürsten, die Ledergamaschen polieren und sagt zu seinem »Danke« stets auch noch: »liebs Hannerl« oder »liebs Kind«, kneift sie in die Wange oder tätschelt sie schier väterlich zärtlich. Dabei dann die Hanni alle Register ihrer galanten Kunst gezogen hat, lacht, scherzt, mit Blicken betört und mit allerhand Reizen lockt, die Zähne zeigt und die frischen roten Lippen spitzt, und doch wieder sich scheu und schier unnahbar macht, wenn ihr der gesunde, heißblütige Mensch gefährlich erscheint. So treibt sie dies Spiel eine ganze Woche und bringt damit ihren unentwegten Verehrer, den Metzgerhans, in nicht geringe Wut und Verzweiflung, also daß er in groben Worten seine Meinung sagt: »Laß dir nur Zeit! Es is scho oana, der wo sorgt, daß d' Baam net in Himmel wachsen! Dei Hochmuat tuat scho aa no an Kniafall, wart nur!« Doch die Hanni lacht und denkt: Du brummst mir guat! Du hast glei ausbrummt, wann amal i da herin was z' redn hab! Du wirst dein Strohsack schnell vor der Tür habn!
    Inzwischen geht die Zeit des Urlaubs rasch dahin, und der letzte Sonntag, an dem der Herr Ferdl noch zu Haus bei den Eltern weilt, bricht an. Und der Herr Vizewachtmeister sagt am Vormittag zu seiner Mutter: »Heut nachmittag möcht i no gern an Kameraden aufsuchen. Wenn i abends net heimkomm zum Essen, bin i dort eingladen; daß d' es weißt.« Die Hanni hört's. Und sie sagt sich: »Heut oder nie. Heut hab i mein Ausgang. Der Kamerad wart't schon.« Also steht sie gleich nach der Mittagszeit droben in ihrer Kammer, wäscht und schrubbt an sich herum, kleidet sich vom Fuß bis zum Kopf nagelneu und betrachtet endlich befriedigt ihr Spiegelbild. In dem einfachen schwarzen Lüstergewand mit dem feinen weißen Spitzenkragen, dem soliden Hut und dem sauberen Schuhwerk sieht sie besser aus als manche Bürgerstochter, die in Modefähnchen und auf überspannten Stöckelschuhen einhertrippelt. Ihre Finger schlüpfen in die schwarzen Lederhandschuhe, sie nimmt den neuen Schirm aus dem Koffer und geht hinab in die Küche, wo sie von der Frieda und dem Fräulein Berta sogleich wegen ihres »feschen« Aussehens bewundert wird. Da aber in dem Augenblick draußen an der Schenke der Herr Ferdinand seinem Vater grad zum Abschied die Hand gibt, so hört die Hanni nicht mehr auf das Gerede, sagt kurz: »Pfüagood« und geht durch die große Toreinfahrt aus dem Haus.
    Der Herr Vizewachtmeister geht langsam, seine Handschuhe zuknöpfend, mit rasselndem Säbel, der Straßenbahn zu. Die Hanni folgt ihm in kurzem Abstand. Er zündet sich eine Zigarette an und besteigt einen Wagen, der stadteinwärts fährt. Die Hanni springt geschwind in den Anhängwagen, verlangt: »So weit's geht!« und läßt ihren Vogel nicht aus den Augen. Der steht rauchend und sinnierend in einer Ecke, bis der Schaffner ruft: »Maximilian-Lenbach-Platz die nächste!« Da wird er unruhig, zündet sich an der abgebrannten Zigarette eine neue an, schaut suchend aus dem Wagen, faßt den Säbel und steigt aus. Auch die Hanni verläßt den Wagen und folgt dem rasch Dahineilenden, wie der Jäger einer Wildspur. Jetzt biegt er in die schattige Anlage ein, grüßt einen Offizier, dankt etlichen Soldaten und verlangsamt seine Schritte. Elegante, aufgeputzte Menschen gehen an ihm vorüber, folgen ihm, überholen ihn. Und die Hanni denkt: »Jetz is der rechte Augenblick da. Jetz kann er net aus!«
    Sie überlegt, wie sie ihn begrüßen, anreden soll; da läßt ihr etwas das Blut schier gefrieren ... Eine hochgewachsene Dame in duftigen Gewändern eilt plötzlich auf den Herrn Ferdl zu, er streckt ihr beide Hände hin, sie begrüßen sich mit einer großen Zärtlichkeit und Freude und schlingen ihre Arme ineinander, indem sie lachend und scherzend zu einem Wagen gehen, dem Kutscher etwas zurufen und davonfahren. Und also die Hanni, schier zur Salzsäule erstarrt, stehen lassen.
    Es währt eine gute Weile, bis die starre Bewegungslosigkeit von ihr weicht, die Augen sich langsam grünlich färben, die Zähne sich knirschend aufeinanderpressen und die Brust wild arbeitet vor Wut und Enttäuschung. Mit einem Ruck macht sie kehrt und geht planlos dahin, bis sie sich doch zu guter Letzt daheim in ihrer Magdkammer wiederfindet. Am Abend dieses Tages sagt die Hanni das erstemal zum Metzgerburschen: »Lieber Hansl!«

    Beim Martlbräu geht's heiß her; denn drüben in der Au ist Jakobidult, und der erste Sonntag bringt schon eine Menge Gäste zum Mittag, so daß die

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