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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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wenig näher zu betrachten. Es war tatsächlich die Spirale des Zaubers für Schlaf.
    Was das bedeuten mochte, konnte er nicht sagen. »Seid Ihr bereit?« Sorchas Worte waren tonlos und ohne Emotion. Er wollte Nein sagen. Er wollte ihr erklären, das sei eine verrückte Idee, und sie sollten sich umdrehen und zurückgehen. Doch welche Wahl blieb ihnen noch? Sie wurden gejagt, und am Morgen konnten sie sich nirgendwo verstecken. Wenn der Erzabt nicht ihre Namen reinwusch, hatten sie keine Chance.
    Sorcha las diese Gedanken Merricks, und er las, wie sie sie las. Für einen Moment waren sie eins. Ein Wesen, in sich selbst gespiegelt. Dieses Wesen spürte seine Macht. Dieses Wesen wollte Antworten.

Kapitel 21
Alles ist nichts als Fleisch
    Merrick drückte das Ohr an die Tür, legte den Kopf schief und lauschte auf etwas, das der Prätendent nicht hören konnte. Sorchas blaue Augen, die im Halbdunkel unnatürlich hell glänzten, waren auf ihn gerichtet.
    Raed wollte sie einerseits berühren, wollte die Hand ausstrecken und etwas von der berauschenden Magie zurückholen, die auf dem Luftschiff zwischen ihnen gewachsen war. Andererseits war der königliche Rebell in ihm noch immer erfüllt von kaltem Zorn.
    Er war sein Leben lang an einen Fluch gekettet gewesen, den er nicht verschuldet hatte. Auch das Wissen, für den Tod seiner Mutter verantwortlich zu sein, war ein Albtraum, dem er nicht entrinnen konnte. Unfreiwillig an jemanden gebunden zu sein – erst recht an die Frau, in die er sich langsam verliebte – war ein schrecklicher Schlag. Er musste noch entscheiden, ob er ihr verzeihen konnte.
    Ob sie wusste, wie nah sie bei ihrem Versuch, die unerlaubte Verbindung mit ihm zu brechen, dem Aufwecken des Rossin gewesen war? Die Bestie war nicht weit weg, das fühlte er. Sorchas Versuch, die Bindung zu lösen, und die Spur einer Geisterpräsenz hatten den Rossin erzürnt. Er sehnte sich danach, durch die Mutterabtei zu wüten – nichts hätte ihm größeres Vergnügen bereitet. Es war für die sich regende Bestie eine köstliche Vorstellung, die Diakone im Schlaf in Stücke zu reißen.
    »Sorcha.« Er berührte sie an der Schulter, und die Geste, die nur eine Warnung sein sollte, wuchs zu etwas Größerem. Sein Körper reagierte auf ihre Nähe, während der Rossin zugleich nach ihrem Blut schrie. »Wie lautet dein Plan?«
    Ihr Lächeln war wie eine geisterhaft flackernde Erinnerung an glücklichere Momente. »Das ist mein Erzabt, Raed. Er wird die Dinge in Ordnung bringen.«
    Konnte der Erzabt die Prämie auf den Kopf des Prätendenten zurücknehmen? Unwahrscheinlich.
    Aber Raed war jetzt hier, und sie mussten herausfinden, was die Verschwörer mit den Einwohnern Vermillions vorhatten, seiner Hauptstadt, selbst wenn er vielleicht nie Anspruch darauf erheben würde.
    Raed straffte sich, als wäre er ein Soldat seines Vaters. »Dann nach Euch, Mylady.« Er deutete auf die offene Tür wie auf die Pforte eines Thronsaals.
    Sie nahm einen kleinen Atemzug, dessen Zittrigkeit der schrecklichen Situation und dem geschuldet war, was sie zweifellos durch ihre Verbindung spürte. Er ging dicht hinter ihr. Drinnen war die Stille noch größer.
    Raed mochte aus der Ferne mancherlei über den Erzabt gedacht haben, doch nachdem er nun seine Schlafkammer gesehen hatte, hielt er ihn immerhin nicht für protzerisch. Die Zelle war karg wie ein in glutheißer Sonne liegender Felsen. Die gewölbte Decke erinnerte an jene Klausen in der Wildnis, in die sich miteinander verbundene Diakone bisweilen zurückzogen, und die Einrichtung war beinahe so spärlich wie die eines Eremiten. In der einen Nische standen zwei Holzstühle, ein Hocker mit Gobelinstickerei und ein geschnitzter Tisch, die andere Nische gegenüber sah aus, als diente sie dem Erzabt als Schlafbereich. Merrick war bereits dort und stand über den zerknüllten Decken. Hastler war offenkundig nicht da.
    Sorcha runzelte die Stirn und drehte sich langsam um, als erwartete sie, dass der Abt aus dem Halbdunkel trat, doch es war niemand sonst zugegen. Und weitere Türen gab es auch nicht.
    »Anscheinend empfängt er im Moment keine Gäste«, murmelte Raed, verschränkte die Arme und versuchte, das Jammern in seiner Brust zu beruhigen; er wusste, dass es mit dem Verlangen der Bestie nach Chaos zu tun hatte.
    Sorcha schob die dünnen Decken zurück, als erwartete sie, ihn darin eingerollt zu finden. »Es muss ihm etwas zugestoßen sein«, murmelte sie tief besorgt.
    »Er neigt wohl nicht

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