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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Bestie gefielen diese Worte. Sie wand sich bei diesem Gedanken in beinahe orgiastischer Verzückung. Doch Merricks nächste Worte gefielen ihr überhaupt nicht.
    »Sie darf keins von beidem tun.«
    Oh doch, sie kann, und sie wird. Lass mich frei, lass mich auf ihre süßen Reize los, oder öffne die Große Tür, und ich werde uns alle dorthin bringen.
    Raed trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und unterdrückte ein Stöhnen. »Warum nicht?«
    »Ich habe nachgedacht. Die Einzigen, die den Erzabt entführen könnten« – Merrick presste kurz die Lippen zusammen –, »wären Diakone. Und falls sie derart mächtig sind, können sie vielleicht dem Rossin gebieten.«
    Die Bestie war plötzlich stumm, kehrte sich nach innen und verbarg Raed ihre Gedanken mit untypischer Raffinesse.
    »Und wenn Sorcha die Große Tür öffnen würde?«
    Merricks scharfer Blick überraschte ihn, aber dann begriff er: Das waren die Worte des Rossin gewesen. Sie waren ihm einfach herausgerutscht. Der Diakon ging jedoch nicht darauf ein. Stattdessen sprach er noch leiser. »Sie hat Teisyat schon einmal geöffnet, und so etwas …« Er hielt inne, und seine Züge verhärteten sich und ließen ihn viel älter aussehen, als er war. »So etwas kann sich auf einen Diakon auswirken … es kann ihn schwächen.«
    »Wenn es also zur Konfrontation käme, was würdet Ihr vorschlagen?« Raed überprüfte intuitiv den Säbel an seiner Seite.
    Er bemerkte, dass Merrick in ganz ähnlicher Weise die Hand in den Umhang schob und den Talisman berührte, auf den sich alle Sensiblen verließen. »Ich kümmere mich darum, aber Ihr müsst vielleicht Sorcha zurückhalten. Hindert sie daran, nach den Handschuhen zu greifen.«
    »Aber Berühren ist …«
    »Doch, aufgrund der Verbindung könnt Ihr sie berühren«, antwortete Merrick streng, drehte sich um und lief der Person nach, über die sie gesprochen hatten.
    Du kannst sie berühren. Die ganze Frau, mit Zähnen oder Händen oder …
    »Sei still«, zischte Raed und zog seinen Umhang fester um sich.
    Vor ihm machte das blaue Licht der Flechten einem orangefarbenen Schimmer Platz, der ihn an ein großes Feuer denken ließ. Am Scheitelpunkt der Steigung angekommen, wusste er zuerst nicht, was er von dem halten sollte, was er sah. Auch Sorcha schien es nicht zu wissen, denn sie stand noch immer da und blickte in die merkwürdige Grotte hinab.
    Eine gewaltige Decke aus dolchähnlichen Tropfsteinen hing über etwas, das auf den ersten Blick aussah wie ein mit winzigen Bächen und wabenförmigen Wasserbecken bedeckter Boden. Das rötliche Licht kam von oben und nicht von einer anderen Art Flechte, sondern schien aus dem Stein selbst hervorzuquellen.
    Die Luft war hier noch kälter und drang durch die vom Rossin verursachte Hitze. Raed zitterte heftig und hatte Mühe, nicht mit den Zähnen zu klappern. Ein schneller Blick auf die anderen zeigte, dass sie das gleiche Problem hatten. Raed schloss die Augen und schwankte leicht, während er die Verbindung zu den Diakonen erkundete. Neben dem üblichen Angstschub so kurz vor der Verwandlung spürte er andere Dinge: Merricks Präsenz in seinem Kopf war wie ein Licht, das man durch Winterbäume sieht, kühl, aber bezaubernd. Sorcha war eine heiße Sonne an seiner Seite, die ihn an ihre gemeinsame Zeit an Bord des Luftschiffs erinnerte.
    Der Rossin war zwischen diesen beiden Präsenzen gefangen und sich der Verbindung nun voll bewusst. Er kämpfte kurz dagegen an, aber sie waren geübt und hielten ihm stand. Sie saßen genauso tief in der Psyche des Jungen Prätendenten wie die Bestie.
    Ganz schön voll hier drin,
dachte Raed ohne Groll. Es tat gut, die Last des Geistherren in seinem Kopf zu teilen. Seufzend öffnete er die Lider. Sorchas leuchtend blauer Blick und Merricks ruhige braune Augen waren dicht bei ihm, und sie hatte den Arm um ihn geschlungen, während der junge Diakon ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Eigentlich sollte das unangenehm und er immer noch wütend sein, aber sie hatten ihm gerade buchstäblich die Haut gerettet.
    Instinktiv tastete er nach dem Rossin. Die Bestie hatte sich tief in ihm versteckt und würde ihm nicht in den Kopf sprechen können. Eine weitere Erleichterung.
    »Wir müssen da runter und nachschauen, was das ist«, sagte Merrick schließlich leise, obwohl sie alle den Wunsch verspürten, in die andere Richtung zu rennen.
    Sorcha holte tief Luft und nickte. »Ihr sagt uns, was wir tun sollen. Ihr führt uns.«
    Der

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