Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
Vom Netzwerk:
ebenbürtig.
    Dummes Zeug! Während Sorcha beobachtete, wie das Schiff am fernen Horizont von einem Sturm verfolgt wurde, den es selbst geschaffen hatte, spürte sie einen wachsenden Zorn. Menschen, die sich der Kräfte der Anderwelt bedienten, verursachten ihr Gänsehaut. Diese Kräfte jedoch zu nutzen, nur damit ein Schiff schneller fuhr, war Wahnsinn.
    Sie wollte sich eben umdrehen und dem Kapitän mitteilen, dass ihnen von dem Sturm keine Gefahr drohte, als Merricks Sicht die Welt ringsum erneut veränderte. Überall sah sie wilde rote Muster.
    Merrick schrie etwas, aber sie konnte ihn kaum hören, so sehr dröhnte es in ihren Ohren. Die Geistmuster, die aus dem Wasser hervorgebrochen waren, waren noch das geringste Problem.
    Der ungewöhnliche Geist hatte unten im Meer etwas geweckt, etwas Gewaltiges. Der Gestank von Salz und verfaultem Tang traf sie alle wie ein Schlag ins Gesicht, aber es war der Lärm, der die Mannschaft entsetzt aufheulen ließ. Ein hohes Quietschen wie von tausend rostigen Toren machte bewusstes Denken für einen Moment unmöglich.
    Sorcha reckte den Hals und sah benommen, wie zwei riesige Fangarme von doppelter Hauptmasthöhe aus dem Wasser schossen. Ihr Verstand kämpfte kurz mit einem Gedanken:
Hier hat Besessenheit von einem Ungeheuer der Tiefe Besitz ergriffen
. Ein großer, geschuppter Kopf wie der eines Reptils schoss wenige Meter vom Schiff an steuerbord aus dem Wasser. Die Augen waren groß wie Schilde und glänzten pechschwarz. Der ferne Sturm war jetzt tatsächlich ihre geringste Sorge.
    Sie drehte den Kopf und sah Merrick das törichte Mädchen packen, dem er schöne Augen gemacht hatte. Nynnia kam gerade erst an Deck, schien aber eine Oase lächerlicher Ruhe in einem Sturm des Entsetzens zu sein. Überall auf dem Schiff herrschte Chaos, Seeleute schrien, der Kapitän brüllte, und die Segel und die Takelage peitschten umher.
    Es war unmöglich, Merrick über dem schrillen Heulen des Ungeheuers, dem Gebrüll der Matrosen und dem gewaltigen Krachen, das von dem sterbenden Schiff kam, etwas zuzurufen. Stattdessen bediente sie sich ihrer Verbindung zu ihm.
    Mir nach! Gebt mir Sicht!
    Ihr Ruf musste durchgedrungen sein, denn ihre Sinne waren plötzlich geschärft. Das Krachen eines fallenden Masts schmerzte ihr in den Ohren, doch nun verfügte sie über die Präzision der Sicht. Der Mast schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen, und sie konnte seine Bahn vorhersehen und ihm leicht ausweichen. Geschickt trat sie beiseite, als er knapp an ihr vorbei aufs Deck schlug. Sorcha war fast geblendet von der allgegenwärtigen Gischt. Eine riesige Welle, aufgetürmt von dem wütenden Ungeheuer, brach über ihr. Der Salzgeschmack durchströmte ihre Sinne, die durch ihre gemeinsame erhöhte Wahrnehmung geschärft waren. Wenigstens hatte sie ihre Zigarren in Öltuch gewickelt. Alles andere war nass. Doch wie besorgt sie auch um ihre Zigarren sein mochte, etwas anderes war noch kostbarer.
    Durch all den Lärm hörte Sorcha das Wiehern von Shedryi und von Merricks Stute. Sie würden alle sterben – so viel war klar, als die sich windenden Fangarme begannen, auf das verlorene Schiff einzuschlagen –, aber sie wollte verdammt sein, wenn die Zuchtpferde im Halbdunkel eines Frachtraums den Tod finden sollten.
    Keuchend strich Sorcha sich das nasse Haar aus der Stirn, wich Taurollen und Fässern aus, als sich das Schiff nach steuerbord neigte, und erwog kurz, Voishem zu nutzen, aber kaum etwas war anstrenger, als diese Rune des Energiestrahls einzusetzen; sie würde ihr zwar die Fähigkeit verleihen, durch Wände zu gehen, den Pferden aber nicht helfen, diesem unverhofft ausgebrochenen Wahnsinn zu entfliehen.
    Wieder hörte Sorcha das Wiehern ihres Hengstes, das eher fordernd als verängstigt klang. Merrick hatte Shedryi ein bisschen betagt genannt und vermutet, er sei für sie nur ein Pferd. Eine tiefe Bindung an ein Tier mochte als Schwäche gewertet werden. Nun, Merrick würde bald wissen, wie viel Shedryi ihr bedeutete.
    Sorcha öffnete sich der Anderwelt und aktivierte Chityre in ihren Handschuhen. Dann wappnete sie sich gegen das sich aufbäumende und sterbende Schiff und hob beide Hände Richtung Frachtraum, wo die Pferde gefangen waren. Das Schiff wurde bereits zerfetzt, da fiel ein weiteres Loch nicht ins Gewicht. Ihre Handschuhe leuchteten wie funkelndes Feuerwerk, als die Explosion aus ihren gespreizten Fingern schoss. Für den Bruchteil einer Sekunde öffnete die Rune eine winzige Lücke in

Weitere Kostenlose Bücher