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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Reling.
    Ein Anflug von Mitgefühl störte Sorchas dunkle Gedanken. »Ihr werdet Euch im Kloster ausschlafen können.« Sie deutete auf den Hügel über der Stadt. »Ich nehme an, das ist es.«
    Klöster waren für gewöhnlich baufällig, doch dieses sah aus wie das stolzeste Gebäude der Stadt. Aus weißem Stein errichtet und voller Brüstungen ähnelte es beinahe einer Festung.
    Die Diakone tauschten mit gezückten Brauen einen Blick.
    Nynnia war Merrick gefolgt und lachte, als sie ihre verwirrten Mienen sah. »Jeder ist vom Kloster in Ulrich überrascht. Es wurde vor Jahrhunderten als Teil der Verteidigungsanlagen von Felstaad gebaut, als dieses Gebiet umkämpft war.«
    »Wer sollte um diesen Ort Krieg führen?«, fragte Merrick sich laut.
    Sorchas Geschichtskenntnisse reichten aus, um die Frage zu beantworten, bevor Nynnia ihn beeindrucken konnte. »Dieses Gebiet war früher reich an Bodenschätzen, besonders an Gold und Silber. Aber die Minen sind schon seit über hundert Jahren erschöpft.«
    »Jetzt gibt es nur noch die Fischerei« – Nynnia schob sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr –, »und niemand möchte wegen Heringen in den Krieg ziehen.«
    »Nicht einmal wegen guter Heringe.« Die Stimme des Prätendenten ließ Sorcha etwas zusammenzucken. Sie drehte nicht den Kopf, um ihn zu grüßen, während er fortfuhr: »Uns aber kommt der Hafen sehr gelegen, um die
Herrschaft
kielholen und reparieren zu können.«
    »Kielholen?« fragte Nynnia.
    »Um die Muscheln vom Schiffsarsch zu kratzen.« Sorcha drehte sich um und strahlte das Mädchen an. »Das ist nützlich, wenn man der Kaiserlichen Marine aus dem Weg gehen will.«
    Sie spürte Merricks Anspannung an ihrer Seite. Diplomatie zählte nicht zu ihren Stärken – sie hatte sie eigentlich nie gebraucht und überließ es den Sensiblen, sich darum zu kümmern.
    Die
Herrschaft
legte mühelos am Landungssteg an, und Hafenarbeiter eilten herbei, um sie festzumachen. Es war kein anderes Schiff zu sehen, und zu dieser Jahreszeit waren die Arbeiter sicher froh über den Lohn.
    Raed grinste, als sein Erster Maat ihm Papiere reichte. Sorcha warf ihnen einen Blick zu, aber die Miene des Kapitäns verriet ihr, dass er keine Erklärungen abgeben würde. Er sprang leichtfüßig vom Schiff, ehe die Laufplanke angelegt wurde, und ging zur Hafenmeisterei am Ende des Kais.
    »Ihr solltet ihm besser folgen, Chambers.« Sorcha spürte ihre Lippen schmal und freudlos werden. »Ihr habt die Abmachung getroffen, also passt auf, dass sich kein kleiner Geist an ihn anschleicht.«
    Zwar war der Diakon nicht so gelenkig wie der Prätendent, beeilte sich aber, seiner Partnerin zu gehorchen.
    »Ihr könntet ruhig netter zu Merrick sein«, sagte Nynnia an ihrer Seite, und ihre Stimme wirkte stärker. »Er gibt sich große Mühe, ein guter Partner zu sein.«
    »Ach ja?« Sorcha bedachte sie mit einem boshaften Grinsen. »Und wie soll er das anstellen, wenn er sich gleichzeitig große Mühe gibt, dir zu gefallen? Oder sind dir seine Aufmerksamkeiten entgangen?«
    Das Mädchen wurde kurz knallrot, richtete sich auf, zog den Schal zurecht und setzte eine gelassene Miene auf. »Diakonin Faris, Ihr seid eine sehr unangenehme Gesellschaft.«
    Sorcha lachte kurz auf und dachte an ihre alten und neuen Partner. »So sagt man, ja.«
    Wenig später kehrten Merrick und der Kapitän zurück. Raed wirkte sehr zufrieden mit sich und blieb am Ende der Laufplanke stehen. »Es ist alles arrangiert. Fangen wir an, das Schiff zu entladen.«
    Sofort schien die Anspannung von der Mannschaft zu weichen.
    »Alle Passagiere« – Aachons Betonung dieses Wortes war kaum freundlich zu nennen – »sollten jetzt von Bord gehen.«
    Es tat gut, an Land zu sein. Merrick stand neben Sorcha, als die Pferde vorsichtig aus dem Frachtraum auf den Kai geführt wurden. Shedryi und Melochi wirkten so gut gestriegelt wie in der Abtei, aber sie würden Ruhe und Pflege brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Die Stute schien in besserer Verfassung zu sein als der Hengst. Shedryi würde für den Rest seines Lebens Narben auf seiner feinen schwarzen Haut tragen. Selbst wenn Sättel verfügbar gewesen wären, hätte Sorcha davon abgeraten, die Tiere zu reiten.
    Merrick hatte Melochi dem Kaiarbeiter abgenommen und unterhielt sich leise mit Nynnia auf der anderen Seite des Pferdes. Er war nicht weit entfernt, benutzte aber einen Sensiblentrick, um seine Worte zu verbergen. Sorcha prüfte ihre Verbindung und verspürte dabei so

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