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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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»Nein, meine Dame … Er … er ist bei meiner Schwester.« Die letzten Worte waren nur gemurmelt.
    Sorcha straffte sich. »Der Junge hat eine seltsame Aura«, sagte sie leise zu Raed. »Von einem Geist berührt.«
    Bevor er sie aufhalten konnte, hatte die Diakonin die Beine über die Reling geschwungen und war neben den Jungen gesprungen. Da sie Flut hatten, war das ein gewaltiger Satz und eine beeindruckende körperliche Leistung. Der Bursche sprang erschrocken zurück und warf dabei mehrere Körbe um. Raed beugte sich über den Rand und schaute vorsichtig zu. Er bezweifelte, dass ein einzelner Händler eine große Gefahr für die Diakonin darstellte, aber wenn er zu seinem Vater lief, konnte bald ein Mob die
Herrschaft
umringen.
    Aus dieser Entfernung konnte er nicht hören, was Sorcha sagte. Auf das Zeichen ihres Kapitäns hin beeilte sich die Mannschaft, die Laufplanke auszulegen. Sorcha sprach ernst mit dem Jungen und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Erst wirkte er sehr nervös und bereit wegzurennen, aber als Sorcha weiter auf ihn einredete, begann er zu nicken und sich zu entspannen. Als Raed und Aachon die Planke heruntergelassen hatten und ebenfalls an Land gegangen waren, hatte sich der Junge völlig beruhigt. Der Prätendent war überrascht. Er hatte die Diakonin bislang nie diplomatisch erlebt, aber vielleicht hatte die Gefahr, in der ihr Partner schwebte, sie milder gestimmt.
    Sorcha drehte sich zu ihnen um. »Ich habe Wailace hier erklärt, dass mein Partner und ich nicht vom Kloster kommen. Könnt Ihr das bezeugen, Kapitän Rossin?«
    Der Junge sah ihn mit seinen großen Augen eindringlich an. »Allerdings. Wir haben Diakonin Sorcha von Süden mitgebracht, direkt von der Erzabtei.«
    Der Sohn des Händlers stieß einen Seufzer aus und packte Sorcha dann abrupt. »Ihr müsst mit zu mir nach Hause kommen. Meine Schwester …«
    »Erklärungen sind nicht nötig.« Sorcha schob ihre Linke unters Hemd und zog die Handschuhe hervor. Beim Anblick dieser Talismane leuchteten die Augen des Jungen auf, vielleicht aber auch wegen des kurzen Blicks, den er auf den Ansatz ihrer blassen Brust erhascht hatte.
    Die Diakonin und der benommene Junge drehten sich um und gingen die Straße hinauf. Raed war nicht aufgefordert worden mitzukommen, aber ohne seine Begleitung würde er Sorcha nirgendwo hingehen lassen. Und zwar – wie er sich sagte – weil nur sie den Rossin vertreiben konnte.
    »Kümmert Euch um die Mannschaft.« Er drückte Aachons Oberarm. »Haltet sie noch etwas auf dem Schiff fest – für alle Fälle.«
    Sein Erster Maat befingerte die Tasche mit dem Wehrstein und nickte ernst. Sie wussten beide, dass sie nirgendwo sicher waren. »Seid vorsichtig, mein Prinz«, war alles, was er sagte.
    Als Raed sich umdrehte und hinter Sorcha herrannte, wünschte er sich, er könnte das versprechen.
    Nach den seltsamen Ereignissen des Vortags war Sorcha beruhigt gewesen, in Wailace’ Augen etwas Vertrautes zu sehen oder doch etwas Normales: Erleichterung. Er hatte bereitwillig die Geschichte geglaubt, die sie ihm erzählt hatte. Was immer das Kloster getan hatte – es hatte den Glauben an den Orden nicht völlig untergraben.
    Als sie ihm in die Stadt folgte, waren dort diesmal noch weniger Lebenszeichen zu sehen.
    »Wann kamen eigentlich die ersten Angriffe.« Sie musste den jungen Mann festhalten, damit er langsamer ging. »Um deiner Schwester zu helfen, brauche ich Informationen.«
    Er schluckte kurz, räusperte sich und schüttelte den Kopf. »Vor – vor einem Monat, erst nur vereinzelt. Wir dachten, unsere Diakone würden uns schützen.«
    »Vor einem Monat.« Sorcha wünschte sich Merrick herbei. Er könnte vielleicht besser verstehen, was das bedeutete.
    »Wohin gehen wir?« Raed hatte sie im Laufschritt eingeholt. Er war nicht außer Atem und störte sich auch nicht an dem bösen Blick, den sie ihm zuwarf.
    Sie bedeutete Wailace voranzugehen, während sie dem Prätendenten aus dem Mundwinkel etwas zuflüsterte. Es war nie gut, Schwäche vor einem bekümmerten Verwandten zu zeigen. »Was tut Ihr hier?«
    »Ihr habt im Moment keinen Partner« – er grinste –, »also springe ich für Merrick ein. Er würde wollen, dass ich auf Euch aufpasse.«
    »Bei den Knochen«, zischte Sorcha, »Ihr seid hier nutzloser als ein fünftes Bein am Hund.«
    »Jetzt verletzt Ihr wirklich meine Gefühle.«
    Sein munterer Ton, charmant und verwegen zugleich, hätte sie ärgern sollen, aber stattdessen erinnerte

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