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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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in der Domäne Hatipais –, war kein Zufall; das wusste der Rossin sehr gut. Seine Feindin mochte noch keinen benutzbaren Körper haben, aber sie hatte Verbündete, menschliche und nichtmenschliche. Die hatte sie immer.
    Sein gewaltiger Kopf schwang zurück zum fern, aber bedrohlich aufragenden Tempel. Wenn sie herausfanden, was dort versteckt wurde …
    Dieser Gedanke gab für den Rossin den Ausschlag. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein donnerndes Brüllen aus, das von den roten Lehmgebäuden widerhallte. Es war sein Trotz und seine Warnung an Hatipai. Ihr Stern war noch nicht so hoch gestiegen, dass er ihn nicht wieder herunterholen konnte.
    Der Rossin sprang von dem Gebäude und landete mitten in einer Kamelkarawane, die in Gegenrichtung unterwegs war. Die Tiere brüllten und tänzelten und schlugen aus, um zu fliehen. Wie immer brachte der Rossin Chaos mit sich.
    Männer und Tiere im Packzug gerieten in Panik. Die Kamele bockten, schüttelten Lasten ab und versuchten, dem Löwen zu entkommen.
    Der Geistherr zischte, knurrte und schlug um sich. Der Geruch von tierischem Schweiß und Panik vermischte sich mit dem berauschenden Duft von eisenreichem Blut, und für eine Sekunde ließ er sich davon hinreißen. Der Rossin biss einem Tier, das ihm in die Quere kam, die Kehle durch. Das in sein Maul sprudelnde Blut war ein kurzes Glück, aber er erinnerte sich an sein Ziel, wirbelte auf den Hinterpfoten herum und sprang die Straße zum Tempel entlang.
    Sie war belebt und voller Händler, Wachen und Menschen aller Art. Der Rossin pflügte durch sie hindurch, und die Leute stoben auseinander wie Spreu. Er schnappte und biss unterwegs zu, blieb aber nicht stehen, um die Vernichtung zu genießen, sondern konzentrierte sich auf die Straße und den Tempel. Er musste dorthin gelangen und dafür sorgen, dass das unheilige Gerät der Ehtia sicher war.
    An den Stadttoren war eine Schwadron chiomesischer Wachen entschlossen, ihn aufzuhalten. Die lauter werdenden Schreie und das Gebrüll, die sein Kommen ankündigten, konnten den Soldaten nicht entgangen sein, und so wurden das Falltor heruntergelassen und Gewehrschützen auf den Zinnen darüber postiert.
    Diese jüngsten Erfindungen waren nicht nach dem Geschmack des Rossin, und er brüllte seinen Zorn heraus. Sie antworteten mit einer Gewehrsalve, die die Luft mit schwirrendem Blei erfüllte. Als die Kugeln das gefleckte Fell des großen Löwen trafen, tat es
weh.
Er schnappte und knurrte, aber der Schmerz war flüchtig, und sein Körper heilte rasch. Der Rossin hatte gegen weitaus tödlichere Feinde gekämpft als gegen eine Schar Wachmänner.
    Als Schwertkämpfer herbeigeeilt kamen, um sich ihm tapfer entgegenzustellen, sprang der Rossin in ihre Mitte. Die Männer hatten keine Chance, aber er wusste ihren Mut zu schätzen, noch während er sie in Stücke riss. Er schlug Schilde beiseite und schlitzte Rüstungen auf, doch viele überlebten. Wer zu Boden ging oder davonrannte, den ließ er in Ruhe.
    Der Tempel kam nicht näher. Der Rossin stürmte auf das Fallgitter zu und hörte weitere Wachen im Turm hinabgelaufen kommen. Für Geschöpfe mit so kurzer Lebensspanne hatten sie es schrecklich eilig, sich unter seinen Klauen umzubringen. Doch er konnte nicht verweilen, um ihnen zu ihrem Tod zu verhelfen. Das Falltor klapperte und zitterte, war aber aus starkem Eisen. Die aufgebrachten Wachen brüllten und schossen. Der Lärm trieb den frustrierten Rossin an seine Belastungsgrenze.
    Die Bestie hob die muskulösen Schultern und warf ihr ganzes Gewicht mit voller Wucht gegen das Tor. Das Metall gab zuerst nicht nach, aber mit scharfen Ohren hörte der Rossin die Lehmmauern unter seinem Ansturm ächzen. Wieder und wieder warf er sich unter dem Knattern von Gewehrfeuer gegen das Fallgatter und brüllte und knurrte, wie er es seit dem Bruch nicht mehr getan hatte. Schließlich gaben die Mauern nach, und rings um das Tor zerbrachen die Ziegelsteine wie rohe Eier. Große Stücke roter Erde barsten und sprangen ab.
    Und dann brach das Tor mit gewaltigem Lärm in sich zusammen. Der Rossin fiel mit ihm, als es niederkrachte. Das Eisen hatte noch nicht aufgehört zu klirren, der Staub sich noch nicht gelegt, als der Löwe schon wieder rannte. Bald hatte er das Gewehrfeuer und die schreienden Wachen hinter sich gelassen.
    Die Straßen in der Stadt waren leer – also musste Alarm geschlagen worden sein. Der Rossin nutzte die Gelegenheit, spannte die muskulösen Hinterbeine an und

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