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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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sprang in großen Sätzen vorwärts, direkt auf den Tempel zu.
    Zum Glück führten alle Hauptstraßen zu Hatipai. In dieser Hinsicht war sie berechenbar. Alle Geistherrn, die wie sie überlebt hatten, waren der gleichen Arroganz verfallen, begannen also zu glauben, was ihre Anhänger ihnen sagten: dass sie wirklich Götter seien. Durch diese Schwäche waren sie viel leichter aufzuspüren.
    Der Rossin sprang über aufgestapelte Kisten auf dem Marktplatz auf die roten Dächer der Stadt. Unter sich sah er eine Menschenmenge durch die Straßen strömen. Die Leute sangen und tanzten, wedelten mit den Händen und lachten. So sehr er sich wünschte, dort unten bei ihnen zu sein und ihr Blut zu kosten, wusste er doch, dass seine große Feindin nah war. Er konnte sie sogar hören.
    Er bleckte die Reißzähne, und ein Knurren grollte in seiner Brust. Ihre Stimme drang durch den Äther.
Kommt zu mir, meine Kinder. Ich bin zurückgekehrt.
Für ihre Anhänger war das gewiss ein schöner Trost, ein Sirenengesang; für den Rossin war es ein ärgerliches Summen, bei dem sich ihm das Fell sträubte.
    Also würde er seinen Zorn für Hatipai aufsparen und ihn nicht gegen die dummen Menschen richten. Die große Katze hieb die Krallen in die Lehmziegel, sprang aufs nächste Dach und folgte der Richtung, die die Menge unten eingeschlagen hatte.
    Der Tempel stand auf einem Platz und stank nach Glauben und Verzweiflung – ihrem Handwerkszeug. Die große Statue der Hatipai lag ausgebreitet auf dem Dach, und der Rossin konnte sich nicht sicher sein, ob sie nicht lächelte. Doch er roch sie nicht in der Nähe.
    Die gewaltige Bestie brüllte abermals. Nur sechs Wachposten standen rot gewandet am Eingang des Tempels. Der Rossin erkannte sie als Kaisergardisten, und sein Schritt stockte. Kam er zu spät?
    Der eine Vorteil, den der Glauben Hatipai brachte, war der, dass sie viele Anhänger gehabt hatte und sicherlich immer noch hatte, die ihr fraglos folgten und taten, was sie wollte. Sie brauchte sich nicht zu materialisieren oder auch nur im Mindesten präsent zu sein, damit in diesem Moment ihr Wille geschah.
    Es bestand jedoch noch immer eine Chance. Er sprang die Treppe hinauf und segelte über die Köpfe der erstaunten Wachen mit einem Satz hinweg, der ihn bis zur Tür trug. Und in diesem Moment sah er die Frau, die wartend im Schatten stand.
    Der Rossin knurrte und hielt inne, kurz bevor er sie erreichte, weil sie in der Hand das eine hielt, was er fürchtete. Die törichten Ehtia mochten fort sein, aber sie hatten viele gefährliche Geräte hinterlassen. Dinge, die womöglich selbst ein Geistherr nützlich fand.
    Das Gerät der Ehtia war eine Glaskugel, die mit einer eigenartigen, silbrigen Substanz gefüllt war – dieselbe Kugel, die Onika von Chioma mit seiner Hilfe Jahrhunderte zuvor seiner Mutter entrissen hatte. Sie waren damals unbequeme Verbündete gewesen, hatten aber beide gewusst, dass Hatipai eines Tages die Welt zerstören würde. Der Rossin hatte nie gewollt, dass die Welt endete. Er mochte das Blut, das Fleisch und die Freiheit hier. Warum Onika sich gegen seine Mutter gewandt hatte, interessierte den Geistherrn allerdings nicht.
    Doch der Prinz war nicht hier.
    Die dunkelhaarige Frau, die die Kugel der Ehtia hielt, hatte den abwesenden Ausdruck in den Augen, den der Rossin nach all dieser Zeit nicht vergessen hatte. Hatipai mochte noch keine Gestalt haben, aber sie war in dieser Frau präsent. Sie hielt die Kugel hoch und lächelte ihn an. Es war kein menschliches Lächeln.
    »Zu spät, alter Freund«, flüsterte sie, und die Stimme kam nicht aus menschlichen Lungen, sondern aus sehr weiter Ferne.
    Der Kopf der Katze schnellte hoch und suchte das Licht, das ihre Nähe anzeigte, aber da war keins. Hatipai ging auf Nummer sicher und blieb körperlos.
    Der Rossin begriff, dass es zu spät war. Jetzt konnte er nur noch fliehen und den Körper und die Blutlinie beschützen, die er hatte. Er schwang auf den Hinterbeinen herum und verwandelte sich in seine vogelähnliche Gestalt. Breite Flügel wuchsen ihm aus dem Rücken, und sein Katzenkopf wurde zu dem eines gewaltigen Adlers, aber der Rest seines Körpers blieb der eines Löwen. Der Rossin sprang in den Himmel, wohl wissend, dass sein Entkommen hier nur eine vorübergehende Atempause war. Falls seine Feindin Erfolg hätte, wäre Flucht seine einzige Möglichkeit. Er würde die Diakonin finden – vielleicht würde sie die Lücke schließen, die der nun schwache Prinz

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