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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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irgendwie schrumpfte er und glitt davon. Der Geruch von Schweiß und Panik füllte ihre Nase, bis sie es nicht mehr ertragen konnte.
    Mit einem bebenden Atemzug musste sie die Verbindung loslassen. Als sie erneut zu zittern begann, nahm Sorcha ihre Zigarre und sog einen Mundvoll Rauch ein. Das lenkte sie ein wenig von den Schmerzwellen ab, die noch immer durch ihren Körper liefen und sich anfühlten, als krampfte sich jeder Muskel im eigenen Rhythmus zusammen. Also saß sie ganz still da, bis der Schmerz vorüberging, und konzentrierte sich auf die Tatsache, dass Raed, was immer sonst auch geschehen mochte, noch am Leben war.
    Als Sorcha fertig war, drückte sie die Zigarre aus, klopfte sich die Kleider ab und drehte ihren Umhang mit leichten Gewissensbissen von innen nach außen. Das Abzeichen des Auges und der Faust steckte sie in die Tasche. Wenn der Orden nicht auf sie aufpasste, würde sie auf sich selbst aufpassen müssen.
    Merrick
, dachte sie, als sie zum Tempel aufbrach:
Kommt bald zurück, denn bei den Knochen – ich brauche Eure Hilfe.

Kapitel 24
Rückkehr in die Realität
    Merrick erinnerte sich nicht, eingeschlafen zu sein, doch er musste geschlafen haben. Sein letzter Gedanke hatte Nynnias glatter Haut gegolten, der Wärme ihrer Liebe und dem Gefühl der Vollständigkeit. Leider waren solche Empfindungen nicht von Dauer.
    Ich habe das gebraucht.
Er hörte sie in seinen Träumen; ihre Stimme klang wie eine Kristallglocke aus weiter Ferne.
Ich habe diesen Moment mit dir gebraucht. Nicht nur, weil es geschehen ist, sondern für uns. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hatte ich deine Berührung und deine Liebe nicht vergessen. Deinetwegen habe ich mich dafür entschieden, in der Welt wiedergeboren zu werden.
    Das Licht des Gebäudes der Ehtia in der Anderwelt brannte durch seine Augenlider, aber er wollte nicht hinsehen. Er wollte nicht die Nynnia sehen, die dort lebte, wollte nicht, dass ihr kaltes, körperloses Bild das Bild überlagerte, das er vor Minuten noch gehalten hatte. Sie lebte jenseits seiner Reichweite, und diese Tatsache war ihm kein Trost.
    Stattdessen wartete Merrick, bis das Licht schwächer wurde und er ihre Stimme nicht mehr hören konnte. Er war leer. Erst da öffnete Diakon Chambers die Augen.
    Er lag in einem Strohhaufen und wurde von zwei schönen braunen Augen beobachtet. Es waren jedoch nicht die Augen, unter deren Blick er eingeschlafen war. Ein neugieriges Kamel atmete ihn heftig an, eine Kamelkuh, und ihr Atem war nicht süß. Er hätte sogar das Schlimmste sein können, was er je gerochen hatte, wenn er nicht schon lange mit Geistern zu tun gehabt hätte.
    Merrick stemmte sich hoch und stellte fest, dass er angezogen war, obwohl er sich ganz sicher nackt hingelegt hatte. Auch das war Nynnias Zauber.
    Der junge Diakon stand auf und pflückte Heu von seinem Umhang, während das gekränkte Kamel zur Seite sprang, schnaubte und den langen, zotteligen Hals schüttelte. Zum Glück spuckte es nicht.
    Als er sich umschaute, sagten ihm die roten Lehmgebäude, dass er wieder in der Bienenkorbstadt war. Aber zu welcher Zeit genau, war eine andere Frage. Plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Die Verbindung. Merrick verschwamm alles vor Augen, und er war sofort erleichtert: Sorcha war in der Nähe.
    Und wenn sie hier war, dann hatte Nynnia ihn in die richtige Zeit und an den richtigen Ort gebracht. Die Ehtia waren wirklich mächtig. Einerseits wünschte er, sich mehr Notizen gemacht, mehr Fragen gestellt zu haben, um vielleicht einen Teil dieser Macht für die Diakone zurückzubringen. Andererseits bereute er keine einzige Sekunde, die er sich mit Nynnia gestohlen hatte.
    Merrick verließ vorsichtig den Garten, spähte auf die Straße und versuchte, sich zu orientieren. Er drehte den Kopf nach links und spürte, dass dort Sorcha war. Ihre Stimmung war leicht zu deuten: dunkel und verzweifelt. Selbst im Wahnsinn des Beinhauses unter Vermillion hatte sie sich nicht so gefühlt.
    Er tastete durch die Verbindung nach ihr, und sie reagierte mit einer beinahe überwältigenden Welle der Erleichterung und Freude. Seit jener ersten, heiklen Zusammenarbeit, die Erzabt Hastler ihnen aufgezwungen hatte, waren sie weit gekommen.
    Wir sind ein gutes Paar.
Ihre Stimme war so klar wie eine Glocke, die zur Morgenandacht rief. Viele Partner im Orden wären eifersüchtig auf Merricks und Sorchas mächtige Verbindung gewesen – wenn die beiden gewagt hätten, sie offenzulegen.
    Raed!
Sorcha richtete

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