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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Merricks Aufmerksamkeit auf den anderen Teil der Verbindung: den Jungen Prätendenten. Sofort prallte er zurück, als ein stechender Schmerz durch das Band schoss.
    Merrick krümmte sich stöhnend und stützte sich an die glatte Lehmmauer, um nicht zu fallen. Was genau war in seiner Abwesenheit geschehen?
    Sucht mich.
Sorchas Ruf klang so schroff wie üblich, wurde jedoch von echter Furcht gemildert.
Hier geht etwas vor.
    Wie eine Nadel, die den magnetischen Nordpol suchte, drehte Merrick sich und schritt auf sie zu. Gleich darauf begann er zu laufen. Da war er nicht der Einzige. Es brauchte keinen Sensiblen, um zu bemerken, dass in der Stadt etwas nicht stimmte. Wo zuvor ein organisiertes Chaos aus Händlern und Bürgern geherrscht hatte, waren die Straßen jetzt fast menschenleer. Bis Merrick in eine Hauptstraße einbog – und entdeckte, wo die Leute waren.
    Die Bewohner von Orinthal drängten sich auf der Hauptstraße, und alle trugen das Senfgelb Hatipais, entweder als Umhang oder nur als Stoffstreifen am Arm. Merrick trat zurück und drückte sich gegen die Wand. Vielleicht war es ein einheimisches Fest.
    Er öffnete sein Zentrum weiter und witterte wie ein Hund. Eine Menschenmenge, jede Menschenmenge konnte furchteinflößend sein; aber diese von religiöser Inbrunst erfüllte Masse ängstigte ihn bis ins Mark.
    Und da war noch mehr. Ein Gefühl, als drehte er einer lauernden Gefahr den Rücken zu. Seine Nackenhaare waren gesträubt, und jeder Muskel zuckte. Als er herumfuhr, hätte es ihn nicht überrascht, wenn jemand mit erhobenem Messer auf ihn losgegangen wäre.
    Merrick ging ein Risiko ein und spähte wieder auf die Straße. Die Menschen bewegten sich stumm und lächelnd, aber er entdeckte Unruhen am Rand. Einige Bürger Orinthals waren mit dieser Zurschaustellung von religiösem Fanatismus nicht ganz glücklich. In den Nebenstraßen wurden Ungläubige zusammengeschlagen und getreten. Die Menge ignorierte das alles und bewegte sich wie ein träges Tier, aber nicht Richtung Palast.
    Wartet,
sandte er an Sorcha. Er durfte hier nicht weg, er musste mehr sehen. Während sein Herz vor Angst schneller schlug, fand er ein Gebäude, dessen Stufen zu einem Flachdach hinaufführten. Bis er oben angekommen war, hielt Merrick die Augen auf den Boden gerichtet. Bevor er den Blick hob, öffnete er sein Zentrum und riss alles weit auf, was er als Sensibler hatte. Die Sonne stand schon tief und ließ die Gebäude in rotem Licht erglühen. Es wäre ein schöner Anblick gewesen, aber für Merrick war es eine blutige, von Schatten und bösen Omen durchsetzte Vision.
    Die Gespenster begnügten sich nicht länger damit, die fernen Berge zu bewohnen; wie die Menschen zogen sie nach Osten in die Wüste. In seiner Vision war der Himmel schwer und dunkel, obwohl keiner der unter seinem Schatten dahineilenden Bürger das zu bemerken schien.
    Merricks Furcht drang durch die Verbindung, und er spürte Sorchas Reaktion wie das Schwingen eines straff gespannten Fadens. Mit einem Ruck schloss Merrick sein Zentrum und taumelte zurück in die reale Welt.
    Ich komme,
rief er Sorcha durch die Verbindung zu. Als er die Stufen hinab zur Straße sprang, sah er sie in einer nahen Gasse. Sie trug den Umhang des Ordens, aber mit der Innenseite nach außen, sodass das Blau der Aktiven unter Schwarz versteckt war. Das erinnerte ihn stark an Hastlers Beerdigung und an die langen Reihen von Diakonen, die um diesen Lügner getrauert hatten. Damals war Sorchas Miene ruhiger gewesen als das, was er jetzt unter der Kapuze sah. Er hatte sie nie bleicher oder mit größeren Augen gesehen, und sie roch nach Blut. Sie rannte ebenfalls – als wären sie zwei Teile von etwas Zerbrochenem, das gekittet werden musste.
    Merrick stürmte los, und sie fielen einander in die Arme. Es war nicht die Umarmung von Liebenden, aber sie enthielt Liebe. Die Verbindung umhüllte sie, und einen Herzschlag lang gab es nur sie beide. Es war wie im Beinhaus unter Vermillion, als sie tatsächlich eins gewesen waren.
    Schließlich zog Sorcha ihn von der Straße weg in einen dunkleren Teil der feuchten Gasse. »Bei den Knochen«, flüsterte sie und ließ seinen Arm nicht los, »es ist gut, Euch zu sehen, Merrick.«
    Seine Partnerin hatte eine reizende Art, Gefühle zu wiederholen, von denen ihm die Verbindung bereits berichtet hatte, aber dies war nicht der Zeitpunkt, sie dafür zu tadeln. Aus dieser Nähe sagten ihm seine Diakonssinne, dass sie unter dem Umhang doch

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