Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
großes Wort.«
Raed biss die Zähne zusammen, übte sich in Selbstbeherrschung und nickte dann knapp. »Vorläufig lasse ich Euch am Leben, Großherzogin Zofiya. Bis ich sie sehe.«
Sie schwieg, und er versuchte nicht, sie weiter in ein Gespräch zu verwickeln. So fuhren sie in die Dunkelheit und in die Wüste hinein: die Zweite in der Kaiserlichen Thronfolge und der Mann, der für diesen Thron geboren worden war.
Kapitel 25
Das Auge und die Faust
Sorcha ließ Merrick vorangehen, um ein Auge auf ihren jüngeren Partner zu halten. Sie mussten die Hauptdurchgangsstraßen meiden, was die Rückkehr zum Palast zu einer recht mühsamen Angelegenheit machte. Alle, die nicht auf den Straßen waren, knallten ihre Türen zu und verbarrikadierten sie, wenn sie konnten.
»Die Anziehungskraft des Geistherrn« – Merrick warf einen Blick über seine Schulter – »ist nur für die wahren Gläubigen spürbar.«
Sorchas Lachen war schneidend scharf. »Ich wusste immer, dass Glaube eine schlechte Angewohnheit ist.«
»Möglich, dass nicht alle Götter Geister sind.« Über die Gassen spannten sich Wäscheleinen, und Merrick musste sich durch nasse Kleidung kämpfen, um voranzukommen.
Wie ihr Partner so etwas mit solcher Sicherheit sagen konnte, war ein Rätsel. Er war mit mehr Geheimnissen zurückgekehrt, als gut war. Sie wollte gerade eine Erklärung verlangen, als Merrick zwei Laken beiseiteschlug und eine Szene sah, der keiner von ihnen den Rücken zukehren konnte – selbst wenn sie es wollten.
Abt Yohari war der Letzte, den Sorcha in den Seitenstraßen von Orinthal erwartet hätte, vor allem nicht blutend am Boden, wo er den blauen Feuerschild Aydien emporhielt, während seine eigenen Diakone ihn angriffen.
Merrick stand für einen Moment nur da und war entsetzt über den Anblick der beiden Angreiferinnen: Delie und Jey. Die ältere Partnerin sah Sorcha und lächelte, ein Lächeln, bei dem ihr die Realität zu Bewusstsein kam: Sie trug ihre Handschuhe nicht – die andere Aktive schon.
Es war nicht das erste Mal, dass sie gegen jemanden aus dem Orden kämpfte, darum bewegte sie sich etwas schneller als Merrick. Sie packte ihn hinten an der Robe und riss kräftig an ihm, sodass sie beide in dem Moment fielen, als der Blitz von Chityre die Gasse füllte. Er tanzte über den schwächer werdenden Schild des Abts, bevor er flackerte und die Lehmwände hinaufzuckte. Selten hatte Sorcha Gelegenheit gehabt, die Rune von der anderen Seite des Handschuhs aus zu erleben – sie war wirklich überaus beeindruckend.
Trotzdem, endlich hatte sie ein Ziel für ihren Zorn. Sorcha hatte ihre Handschuhe im Nu übergestreift, sich auf die Füße gerollt und ihre Aydien-Rune um sich und Merrick geschlungen. Kein abtrünniger chiomesischer Diakon würde sie schlagen können. Selbst der idiotische Erzabt Rictun hatte ihr Talent oder ihre Macht nie infrage gestellt. Ihr Schild pulsierte heller, bewegte sich schneller und umgab Abt Yohari, bevor sein Schild zusammenbrechen konnte. Gemeinsam gingen Merrick und Sorcha zu ihm.
Sie konnte jedoch keinen Blick nach unten riskieren; es war nicht so, dass es schwer gewesen wäre, Aydien aufrecht zu halten, aber sie beobachtete genau, wie Delie Chityre fallen ließ. Die ältere Frau flüsterte ihrer Sensiblen etwas zu, die so gelassen wirkte wie ein Kaninchen vor einem Iltis.
Neben sich hörte Sorcha, wie Merrick sich um den Abt kümmerte, obwohl das Zentrum ihres Partners noch offen und ihr zugänglich blieb.
Er wird überleben.
Merricks Stimme in ihrem Kopf war wutentbrannt.
»Ihr habt Euren Abt angegriffen – das ist ein Kardinalverbrechen, wie man es auch betrachtet.« Sorcha legte den Kopf schräg und sprach die beiden verräterischen Diakone durch das flackernde Blau von Aydien an. »Als Repräsentantin der Mutterabtei verlange ich, dass ihr mir Riemen und Handschuhe aushändigt. Stellt euch darauf ein, in Vermillion vor Gericht gestellt zu werden.«
Delie verzog die Lippen und bog die Hände durch, und Sorcha kannte ihre Antwort bereits. »Niemals! Jetzt, da die Strahlende zurückgekehrt ist, ist der Orden nur noch ein hohles Nichts.«
Die Vorstellung, dass jemand den Orden des Auges und der Faust unter einen der kleinen Götter stellen konnte, ließ Sorcha ein bellendes Lachen ausstoßen. »Ihr brecht euren Eid, den ihr den Menschen dieses Landes geleistet habt, für eine kindische Fantasie? Ich wusste nicht, dass es für Narren so einfach ist, in den chiomesischen Orden
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