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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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an sehr« – er hielt inne und presste die Lippen aufeinander, bevor er weitersprach – »lokale Gepflogenheiten. Nur Männer dürfen dort herrschen – genau wie dort, wo ich geboren wurde.«
    Zum ersten Mal sprach er von seiner Heimat, aber es schien ihm schrecklich unangenehm zu sein, und daher verkniff Sorcha sich die scharfe Antwort. Der Kaiser hatte immer noch viel Arbeit vor sich, und sie war nicht so blind, die Welt für vollkommen zu halten. Sklaverei und Unwissenheit hielten sich immer noch hier und da wie hartnäckiges Unkraut.
    »Und doch es ist der Ort, an dem wir Raed finden werden«, sagte sie schließlich.
    Sorcha schloss kurz die Augen, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatte mit dem Jungen Prätendenten einige leidenschaftliche Tage verbracht, aber was immer sie für ihn empfinden mochte, war unklar. Die verzweifelte Einsamkeit, die sie in ihrer Ehe erlitten hatte, machte sie zum ersten Mal unsicher, was ihre Gefühle anging. Sie hatte fast Angst davor, Raed wiederzusehen – und doch hatte sie nicht die Absicht, ihn in den Tod gehen zu lassen.
    Sorcha schluckte hörbar. »Machen wir einen Fehler, Merrick?«
    Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Vielleicht. Aber wir stehen tief in Raeds Schuld, und wir sind mit ihm verbunden.« Sein Verstand berührte leicht die Verbindung, und Sorcha lief ein Schauer über den Rücken. »So was schiebt man nicht leichtfertig beiseite.«
    Das hatte sie schon zur Genüge vom Rat zu hören bekommen, aber wenn es das war, was er glaubte, und wenn es sie beide aus der Stadt bringen würde, war sie bereit, mitzuspielen.
    Hinter dem Portikus zogen Diener die Ochsen ins Geschirr; Sorcha war nun doch überzeugt, dass sie bald aufbrechen würden, und stand auf.
    »Was ist das?« Merrick beugte sich vor und zog ihren Ärmel ein wenig zurück. An der Hand trug sie den anderen Gegenstand, den sie in der Abtei versteckt hatte: Raeds Ring, in den der steigende Rossin seines Hauses eingraviert war. Der Junge Prätendent hatte ihn ihr vor seiner Abreise aus Vermillion gegeben, und es war ihr richtig vorgekommen, ihn anzulegen.
    Sorcha zuckte zurück, außerstande, Worte zu finden, die nicht offenbaren würden, wie peinlich es ihr war. Die verdammte Verbindung bedeutete, dass er es wahrscheinlich ohnehin wusste, aber sie hatte nicht die Absicht, sich den Ring vom Daumen zu reißen. Stattdessen starrte sie Merrick an, bis er es schließlich war, der errötete und den Blick abwandte.
    Glücklicherweise brach in diesem Moment Chaos aus. »Wartet! Wartet! Vergesst das hier nicht!« Ein stämmiger Kaiserlicher Diener kam aus dem Palast gerannt und hielt ein großes Gemälde unter dem Arm. Es war ein Bildnis des Kaisers in Paradeuniform.
    Erleichtert über die Ablenkung stand Sorcha auf und half dem verzweifelten Diener, auf dem letzten Karren einen Platz für das Porträt zu finden. Es war so schön, dass Prinzessin Ezefia vielleicht denken würde, es sei mit zu viel Wertschätzung für die Stellung des Prinzen gemalt worden. Sorcha wusste, dass ihr Kaiser nicht wirklich getroffen war – sein gutes Aussehen ja, nicht jedoch sein Charisma und sein Charme.
    Endlich erschien Bandele, der Botschafter von Chioma. Er war kaum zu übersehen: über einen Meter achtzig groß und gehüllt in orangefarbene und leuchtend grüne Seidenstoffe, die einen starken Kontrast zu seinem dunklen Gesicht bildeten. Wenn er lächelte, was er oft tat, blitzten breite Reihen erstaunlich weißer Zähne auf. Anscheinend war Prinzessin Ezefias Antrag um die Hand des Kaisers sehr gut gelaufen, denn ihr Repräsentant war bester Laune. Er nickte den Diakonen zu, bevor er seinen Platz an der Spitze des Zuges zur Kaiserlichen Luftschiffstation einnahm.
    Merrick und Sorcha waren unmittelbar hinter ihm.
    »Ist dann alles bereit?«, fragte Bandele, als hätten die mit geringem Gepäck reisenden Diakone die Verzögerung verursacht.
    Merrick unterdrückte ein Grinsen, während Sorcha nicht annähernd so erheitert war. »Seit Stunden, um genau zu sein«, blaffte sie.
    Die Bemerkung perlte an ihm ab. »Ausgezeichnet – dann lasst uns aufbrechen.« Er wedelte mit der Hand, und die Tore wurden endlich geöffnet. Der ganze Wagenzug und zudem das Dutzend Wachen in dunkler Seide setzten sich in Bewegung.
    Sorcha stieß einen langen Atemzug aus, der sich anfühlte, als hätte sie ihn den ganzen Tag angehalten. Beim Blick nach rechts fand sie Merricks breites Grinsen leicht beunruhigend – aber anderseits hatte

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