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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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der junge Diakon es irgendwie geschafft, sich seine jungenhafte Begeisterung für fast alles zu erhalten.
    Wenn er bei ihr blieb, dachte Sorcha mürrisch, würde sich das bald legen.
    Die drei Tage, die sie in der Hafenstadt Londis festsaßen, machten Raed mehr als nur ein bisschen verrückt.
    An der Mündung des Saal-Flusses herrschte viel Betrieb. Die
Süßer Mond
war zwischen anderen Booten vertäut, einige davon ebenfalls Sklavenschiffe, andere mit einer Fracht wie Weizen, Gewürzen und Öl. Die Verzögerungen bei der Aushändigung der richtigen Formulare durch das Kaiserliche Handelsbüro waren jedoch lächerlich.
    Wäre die
Süßer Mond
tatsächlich voller Sklaven gewesen, dann wären viele von ihnen im glühend heißen Frachtraum gestorben. An den Umgang mit der Bürokratie war keiner seiner Leute gewöhnt, und Raed ärgerte sich maßlos darüber.
    Also standen er und Tangyre jetzt am dritten Tag in Folge auf dem geschäftigen Kai der Kaiserlichen Hafenstadt Londis und atmeten die echte Hitze des Südens ein.
    »Ich hatte vergessen, wie schön es hier ist«, bemerkte Tangyre und schnippte zwei weitere Knöpfe ihrer Bluse auf.
    »Passt auf, was Ihr sagt, Tang«, lachte Raed. »Wir müssen die Illusion achtbarer Sklavenhändler wahren.«
    Wenn er nicht an seine Schwester gedacht hätte, die irgendwo in diesem gewaltigen Reich verschollen war, hätte er die Situation vielleicht sogar genossen. Seit der Konfrontation unter der Oberfläche von Vermillion hatte sich der Fluch seiner Familie, der Geistherr Rossin, nicht in ihm geregt. Er hatte beinahe vergessen, wie es war, ohne Furcht davor zu leben, sich in die große Katze zu verwandeln und jene zu töten, die ihm am Herzen lagen.
    Während sie durch die brüllenden, fluchenden Händler auf das Zollhaus zuschlenderten, wanderten Raeds Gedanken noch weiter. Wo sein Siegelring gesessen hatte, war sein Finger immer noch blass und längst nicht so gebräunt wie der Rest seiner Hand. Er fragte sich, was aus Sorcha geworden war. Ihr Platz im Orden schien unsicher gewesen zu sein und war sicher noch weiter gefährdet worden, als sie ihn aus der Stadt geschmuggelt hatte.
    Er hatte keine Ahnung, was sie für ihn empfand, und war sich immer noch unsicher, was seine eigenen Gefühle betraf. Doch dachte er oft an sie. Raed hatte die unheimliche Ordensverbindung nicht gewollt, aber es gefiel ihm, dass sie immer noch verbunden waren – selbst wenn er es nicht spüren konnte.
    »Sollen wir hineingehen?« Tangyre, die natürlich nichts von Sorcha wusste, stand vor den beeindruckenden, eisenbeschlagenen Türen des Zollhauses und musterte ihn neugierig.
    Er war mit ihr fast so lange befreundet wie mit Aachon, aber sie war viel weniger fordernd und wesentlich entspannter, was seine prinzlichen Pflichten betraf.
    »Tut mir leid, Tang.« Raed rieb sich den Bart. »Ich war in Gedanken.«
    Drinnen waren mehr Buchhalter, als Raed je gesehen hatte. Beim Anblick der Reihen von Schreibtischen, an denen tadellos gekleidete Angestellte saßen, die mit gesenktem Kopf schrieben und Papierstapel abstempelten, wurde ihm ein wenig bang. »Beim Blut – noch mehr Warteschlangen!«
    Seine Worte hallten durch den Raum. Zwei resigniert aussehende Männer, die vor den Schreibtischen standen, drehten sich um und sahen über die Schulter. Die Blicke sagten alles.
    Tangyre lachte und führte sie zu der Schlange, die am kürzesten zu sein schien. »Meinem Kapitän geht es heute blendend.«
    Es war warm, drückend warm, und Raed trat von einem Fuß auf den anderen und unterdrückte einen verärgerten Seufzer. Die Leute vor ihnen bewegten sich im Schneckentempo, und er konnte nur denken, dass Fraine sich mit jeder verschwendeten Sekunde weiter entfernte.
    Schließlich schrumpfte die Schlange, bis nur noch zwei Männer zwischen ihnen und dem schwitzenden Schreibtischhengst standen. In diesem Moment begannen die Glocken zu läuten. Nicht die diskreten Glocken, die auf dem Tisch standen, um einen Zollverwalter zu rufen – nein, die großen Glocken am Ende des Piers. Alle waren plötzlich auf den Beinen, die ordentlichen Reihen zerstreuten sich, und die Schreiber klappten ihre Bücher zu und verschwanden hinter massiven Bürotüren.
    »Meint Ihr, das gilt uns, mein P…« – Tangyre fing sich rechtzeitig – »… mein Kapitän?«
    »Uns würden wahrscheinlich Wachen empfangen, keine läutenden Glocken«, murmelte Raed. »Kommt, lasst uns sehen, was los ist.«
    Sie mischten sich in den Strom der Menschen, die

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