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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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an, wund vom Knurren des Rossin. »Das weiß ich, Tang … das macht es nicht einfacher.« Er trank aus dem Glas, schmeckte das Blut aber noch immer.
    Tangyre öffnete Raeds Bündel und zog frische Kleider hervor. »Wenn Ihr nur in Vermillion geboren wäret, wie der Fluch es vorschreibt. Wenn doch diese wertlosen Prinzen Euren Vater gekrönt hätten, statt …«
    »Das sind eine Menge Wenns.« Er schloss wieder die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie sein Leben dann ausgesehen hätte. »Wenn wir zurückgehen und meinen Großvater in einen gütigeren Kaiser verwandeln könnten … aber wir müssen in dieser Welt leben, Tang. In dieser Realität.« Raed kam wieder ein wenig zu Kräften, zog sich hoch, schwang die Beine über die Bettkante und atmete mehrmals tief durch. »Wie weit ist es bis Orinthal?«
    »Wir sollten bis zum Einbruch der Nacht dort sein.«
    Chioma zählte nicht zu den Fürstentümern, in denen es Sklaverei gab, erlaubte den Sklavenschiffen aber, den gewaltigen Saal-Fluss zu befahren, um an Orte zu gelangen, die weniger aufgeklärt waren. So profitierte man dort von dem widerwärtigen Handel, erhob sich aber zugleich darüber.
    Es war nicht nur dieser Aspekt von Chioma, der Raed zu schaffen machte. Er hatte als junger Mann viel studiert: Geschichte des Reichs, Familienlegenden und all seine Vorfahren. Etwas aus dieser Zeit bereitete ihm Sorgen.
    »Ganz unten in meinem Bündel«, krächzte er schwach. »Das Tagebuch meines Großvaters.«
    Kapitänin Greene runzelte die Stirn. »Ich denke nicht, dass Ihr …«
    »Beim Blut, Tang!«, knurrte Raed und wünschte sofort, er hätte es nicht getan. Sein Kopf fühlte sich an wie mit schnappenden Schildkröten gefüllt. Er wedelte mit der Hand. »Lesen kann ich zumindest. Und ich verspreche, nicht gleich aufzustehen.«
    Seine Freundin stieß einen Seufzer aus, nahm das Tagebuch und gab es ihm. »Versprecht mir nur, in diesem Bett zu bleiben.« Dann deckte sie ihn zu und zog sich aus der Kabine zurück.
    Mit einem zittrigen Seufzer gehorchte Raed und schlug sogleich die Seiten auf. Das Tagebuch des letzten Rossin-Kaisers war nicht mit Edelsteinen besetzt oder besonders dick, und es war auch nicht die offizielle Aufzeichnung – die befand sich immer noch im Palast in Vermillion. Dieses Tagebuch enthielt stattdessen Valerians persönliche Notizen; nach seinem Tod war es von seinen wenigen verbliebenen Anhängern fortgebracht worden.
    Der Junge Prätendent war Jahre nach dem Tod des letzten Rossin-Kaisers geboren worden. Aber er hatte genug von seinen Schriften gelesen, um eine ziemlich gute Vorstellung davon zu haben, warum die Versammlung der Prinzen seinen Sohn aus Vermillion gejagt hatte. Es spielte für sie kaum eine Rolle, dass der sanftmütige Erbe, der als der Unbesungene gebrandmarkt worden war, ganz anders war als sein Vater.
    Raed schauderte und zog die Decke enger um sich. Er konnte nicht sagen, ob sein Leben besser gewesen wäre, wenn sein Vater auf dem Thron geblieben wäre; vielleicht wäre er zu einem ebenso törichten Mann herangewachsen wie sein Großvater und ebenso früh gestorben. Aber er hätte nicht mit dem Rossin leben müssen.
    Raed biss die Zähne zusammen und blätterte entschlossen im Tagebuch. Da er das verdammte Ding schon einmal gelesen hatte, wusste er, dass es von der Arroganz und dem Stolz des toten Kaisers durchdrungen war, aber auf den Seiten war dennoch viel Wertvolles zu finden. Als junger Mann war Valerian mit seinem Vater durch ganz Arkaym gereist und hatte jedes Fürstentum besucht. Trotz seiner vielen Fehler war der letzte Kaiser ein scharfer Menschenbeobachter gewesen.
    Raed fand bald den Teil, der von Chioma handelte, dem Gewürzland des Reichs. Es blieb ein Sonderfall unter den Fürstentümern Arkayms und bewegte sich zuweilen gefährlich nah am Rande der Unabhängigkeit. Seine Geschichte ließ sich bruchlos bis zu den ersten schriftlichen Aufzeichnungen zurückverfolgen, und seltsamerweise war es über die Jahrhunderte hinweg immer vom selben Königshaus regiert worden. Kein anderes Fürstentum konnte das von sich behaupten. Stirnrunzelnd las Raed weiter. Valerian notierte seine Eindrücke von der Bienenkorbstadt, von den großen Märkten für Gewürze und Farbstoffe und von der Schönheit der Frauen – auch wenn er damals erst dreizehn Jahre alt gewesen sein konnte.
    Es war jedoch der Abschnitt über den Prinzen von Chioma, der Raeds Aufmerksamkeit erregte.
    Der Herrscher von Chioma lebt in bemerkenswerter

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