Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
wird mir ein Vergnügen sein, Kapitän – obwohl wir diesem dreckigen Zuber einen Gefallen tun würden, wenn wir ihn auf Grund schickten.«
»Das ist nicht vorgesehen« – Raed schenkte ihm ein kleines Lächeln – »aber ich bin ganz deiner Meinung.«
Dem Hämmern und Johlen nach zu urteilen, das kurze Zeit später unter Deck erklang, nutzte Balis die Gelegenheit nach Kräften, seinen Missmut an dem erbärmlichen Sklavenschiff auszulassen.
»Gut zu wissen, dass dieses Schiff nicht wieder benutzt wird«, meinte Tangyre, als der Hafen hinter einer Biegung des Flusses in Sicht kam.
Lange Anlegestellen aus dem einheimischen roten Stein ragten in den Fluss und stellten für jedermann sichtbar den Wohlstand der Stadt zur Schau, während Schiffe aller Größen im Saal-Fluss auf und ab schaukelten.
Snook übernahm das Ruder und brachte sie langsam zu einem freien Ankerplatz. Die Düfte kräftiger Gewürze vermischten sich mit dem würzigeren Geruch von Kamelen, Ziegen und Schafen und drangen ihnen auf angenehm schockierende Weise in die Nase.
Der grinsende Balis kam wieder an Deck, gerade als Raed seine Sorge beiseiteschob und das Wort an seine Leute richtete.
»Denkt bitte daran, dass ihr die Besatzung eines Sklavenschiffs seid, also benehmt euch entsprechend. Und beim Blut, redet mich nicht anders als mit ›Kapitän‹ an.«
»Nur gut also, dass wir Aachon nicht mitgenommen haben.« Balis kicherte und verschränkte die Arme um den Vorschlaghammer.
Das Gelächter nahm dem Moment einen Teil seiner Anspannung.
Eine Armee von Hafenbeamten, mit Formularen und Papieren bewaffnet, war bereits zu ihnen unterwegs. Als der Stellvertretende Hafenmeister vor dem Schiff stehen blieb, gingen Raed und seine Mannschaft von Bord.
Der Kapitän überreichte seine Papiere und wartete darauf, dass der Beamte den recht beeindruckenden Schaden am Rumpf der
Süßer Mond
bemerkte. Der Stellvertretende Hafenmeister studierte die Unterlagen so eingehend, dass er nicht einmal aufsah.
»Ahhh« – Raed räusperte sich und deutete mit dem Kopf auf den beschädigten Rumpf – »wir hatten einige Schwierigkeiten …«
»Schwierigkeiten?« Der Blick des Beamten fuhr hoch, und er bekam große Augen, als er die klaffenden Löcher sah. »Was … was ist mit Eurer Fracht?«
»Sie haben sich bei Nacht befreit und uns einen höllischen Kampf geliefert, dann sind sie in den verdammten Fluss gesprungen.« Raed stieß ein Lachen aus, das er für außerordentlich grausam hielt. »Ich hoffe, die Krokodile haben sie gefressen.«
»Ja, nun …« Der Stellvertretende Hafenmeister schien den Witz nicht zu verstehen. »Ihr solltet eigentlich morgen weiterfahren.«
»Wie denn?« Raed beugte sich dicht zu dem kleineren Mann vor. »Mein Schiff ist völlig durchlöchert, und ich werde meine Männer nicht wieder aufs Wasser bringen, bis es repariert ist.«
Der Beamte warf einen Blick auf seine Notizen. »Wir können Euer Schiff in eines unserer Trockendocks bringen – aber es dauert mindestens eine Woche, bis die Arbeit daran beginnen kann.«
»Hört ihr das, Jungs?«, rief der Junge Prätendent seiner Mannschaft zu. »Eine ganze Woche lang Ruhe und Entspannung auf Kosten des Eigentümers!«
Die Besatzung der
Süßer Mond
lieferte eine bewunderungswürdige Darstellung von Sklavenhändlern ab, die sich auf Schankmädchen, Bordelle und Bier freuten. Sie jubelten und brüllten, bis jeder auf dem Pier in ihre Richtung schaute.
Raed drückte den Daumen ins Stempelkissen des Stellvertretenden Hafenmeisters und dann auf das Formular, das das Schiff ins Trockendock zu verlegen gestattete. Irgendwo würde der Eigentümer eines Sklavenschiffs irgendwann einen furchtbaren Schock bekommen. Bei diesem befriedigenden Gedanken musste Raed grinsen.
Schließlich schlenderten sie alle am Pier entlang und in die Stadt.
»Was jetzt?«, fragte er Tangyre leise über die Schulter.
»Wir setzen uns mit unserem Mann hier in Verbindung.« Auch Kapitänin Greene sprach leise, während sie den Blick über die vielen dunklen Gassen schweifen ließ, die den Zugang zum Hafen säumten. »Die Taverne sollte in der Nähe sein.«
»Das klingt gut.« Raed schob die Finger sehr viel draufgängerischer in den Gürtel, als ihm zumute war. Er konnte ein Bier gebrauchen, um den letzten Geschmack von Blut loszuwerden, den der Rossin ihm hinterlassen hatte. Sobald er verschwunden war, konnte Raed vielleicht mit dem Geschehen vom vergangenen Tag leben – oder es zumindest zu den übrigen
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