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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Abgeschiedenheit, was kein anderer Fürst, den wir besucht haben, wagen würde. Niemand hat je die Thronerben Chiomas zu Gesicht bekommen – und auch nicht das Gesicht seines Lehnsherren. Selbst in Gegenwart seiner Diener, Edelleute und Frauen ist die Gestalt des Prinzen mit blauen Roben bedeckt – dem Kaiserlichen Purpur skandalös nah! Als mein Vater und ich zu ihm vorgelassen wurden, war es so, als seien wir die Büßer und nicht er. Ich musste entsetzt feststellen, dass selbst während der Audienz eine glitzernde Wand aus Kristallperlen sein Gesicht verdeckte.
    Er verneigte sich überaus höflich, bis ins Letzte korrekt, doch er bot nicht ein einziges Mal an, den Schirm vor seinem Gesicht zu entfernen. Ich wollte mein Schwert nehmen und ihn für die Schmähung, die er meinem Vater zufügte, erschlagen – aber der hielt mich mit einem strengen Blick zurück. Nach der Audienz sagte ich zu Vater: »Man hätte ihn für seine Unverschämtheit auspeitschen sollen.« Er erwiderte nur: »In Vermillion würde man das tun, aber in Chioma wäre das gefährlich«, als sei das Erklärung genug!
    Später am Abend konnte ich einige Kaisergardisten dazu bringen, mir von den Gerüchten zu erzählen, die diesen Fürsten umgeben. Einer sagte, er sei so grauenvoll vernarbt, dass niemand ihm ins Gesicht blicken könne, ohne wahnsinnig zu werden, während ein anderer Narr andeutete, der Prinz sei unsterblich. Der Letzte flüsterte, der Prinz sei vor Jahren gestorben und es sei seine Mutter, die sich hinter dem Schleier verberge.
    Raed überflog die Seiten weiter, bis er zu einer anderen Erwähnung Chiomas kam.
    Nur drei Jahre nach der Machtübernahme hätte Valerian seinen Thron beinahe an eine Verschwörung von Adligen in Vermillion verloren. Es war ihm nicht gelungen, die Beteiligung der Prinzen nachzuweisen – aber er wusste genau, dass einige von ihnen daran teilgenommen haben mussten.
    Valerian schrieb Tiraden gegen diejenigen, die er am ehesten für Verschwörer hielt – und ein Name sprang seinem Enkel ins Auge.
    Ich habe Berichte erhalten, nach denen das Gift, das mein Tod sein sollte, möglicherweise in Orinthal gekauft wurde – dieser Schlangenhöhle von Dieben und Mördern. Mein Meisterspion konnte diese Information nur unter Anwendung von Folter erlangen, doch dann verlief die Spur im Sand. Ich bin sicher, dass diese versteckte Viper in Chioma, unsere alte Feindin, dafür verantwortlich ist.
    Raed hielt inne und fuhr das Wort mit einiger Verwirrung mit dem Finger nach. Zum ersten Mal hörte er von so einer königlichen Fehde. Er blätterte zurück und verbrachte eine weitere Stunde mit dem Versuch, herauszufinden, worauf sich dieser eigenartige Hinweis beziehen könnte. Schließlich musste er sich geschlagen geben.
    Seufzend schloss er das Tagebuch. Sein Gelehrtenspürsinn war gereizt worden, aber leider konnte er keine weiteren Nachforschungen anstellen, da er auf der
Süßer Mond
festsaß. Raed hatte alle verfügbaren offiziellen Berichte gelesen – bis auf jene, die in der Bibliothek des Palasts aufbewahrt wurden –, und nirgendwo war eine Fehde zwischen der Kaiserfamilie und dem chiomesischen Herrscher erwähnt worden.
    »Mein Prinz?« Raed war so vertieft in seine Betrachtungen, dass er Tangyres Rückkehr nicht bemerkt hatte.
    »Es geht mir gut.« Er seufzte und schob sich aus dem Bett. »Wir müssen alles daran setzen, Fraine zu finden, damit ich wieder auf offenes Wasser komme. So wie es aussieht, hat die Flut der Anderwelt sich gegen uns gewendet.«
    Tangyre nickte, machte aber keine Bemerkung über seinen Fluch. Stattdessen hielt sie sich an das, was sie kontrollieren konnten. »Wir haben den Hafen von Orinthal fast erreicht. Sklavenschiffe bleiben hier nicht lange; es gibt keine Märkte für ihre Fracht. Ich hoffe, Ihr habt einen Plan, wie wir unsere Anwesenheit erklären können.«
    Raed riskierte ein Lächeln. »Den habe ich allerdings – und ich denke, er wird der Mannschaft gefallen.«
    Nachdem er sich angezogen hatte, gesellte er sich zu Tangyre und dem Kreis von Seeleuten an Deck. Sie wollten ihm nicht in die Augen sehen, und er machte ihnen keinen Vorwurf. Selbst wer von Anfang an bei ihm gewesen war, hatte ihn sich schon lange nicht mehr verwandeln sehen.
    Raed räusperte sich und richtete das Wort an den untersetzten Matrosen neben ihm. »Balis, geh mit einem Hammer nach unten. Sieh zu, welchen Schaden du unserem Schiff zufügen kannst, ohne es völlig zu versenken.«
    Der Seemann grinste. »Es

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